Julia Collection Band 50 - Ebook
für ihn.
„Ob es dir nun gefällt oder nicht“, fuhr er fort, „wir müssen alle mit diesem Testament leben. Entweder fügen wir uns Seamus Willen, oder wir verlieren alles.“
„Ich … ich weiß …“
Dieses Mal brachte er sie mit einem Blick zum Schweigen. „Meine Geduld ist am Ende. Von jetzt ab werde ich keine deiner Attacken mehr tolerieren und schon gar nicht solch einen Wahnsinn, wie du ihn heute abgezogen hast.“
Willa öffnete erneut den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber und schloss ihn rasch wieder.
„Verdammt, nur um mir eins auszuwischen, hast du heute das Vieh hier hochgetrieben. Von allen dummen verantwortungslosen …“ Er schüttelte den Kopf, als könnte er keine Worte für ihre Tat finden.
„Ich habe den Schnee nicht erwartet.“
Diese gemurmelten Worte machten ihn noch wütender. „Ach, hör doch auf. Du hast dein ganzes Leben hier verbracht. Du weißt genau, wie unberechenbar das Frühjahr in den Bergen sein kann. Warum glaubst du wohl, wollte ich noch zwei Wochen mit dem Auftrieb warten?“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Nein. Gib dir keine Mühe, mir zu antworten. Du hast überhaupt nicht gedacht. Du hast einfach nur eine Chance gesehen, mir eins auszuwischen, und sie ergriffen. An die Konsequenzen deines Handelns hast du überhaupt nicht gedacht.“
Ihr Gesicht nahm einen schuldbewussten Ausdruck an, und er wusste, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Er fluchte laut und begann dann wieder hin- und herzulaufen.
„Hast du überhaupt eine Ahnung, dass du heute nur knapp dem Tod entgangen bist?“, brüllte er und wies mit dem Arm zum Fenster hinüber. „Wenn ich dich nicht da draußen gefunden hätte, wärst du jämmerlich erfroren. Und glaube mir, es war reines Glück, dass ich dich gefunden habe. Verdammt, wir beide hätten sterben können. Ich habe stundenlang nach dir gesucht.“
Willa wurde noch blasser. „Ich … ich weiß“, flüsterte sie mit bebenden Lippen. „Ich hatte solche Angst. Oh, Gott, ich habe dir noch nicht einmal richtig gedankt. Es tut mir so leid, Zach. Ich …“
„Vergiss es, ich brauche deinen Dank nicht.“ Zach blieb stehen und schaute sie an. In ihren Augen lag ein so gequälter Ausdruck, dass er kaum noch atmen konnte.
„Verflixt, das ist mir im Moment einfach zu viel“, brummte er und marschierte zur Tür. „Ich muss nach den Pferden sehen.“ Er zog den Hut tiefer ins Gesicht, wickelte seinen Schal fester um den Hals und trat dann hinaus in den Schneesturm.
Draußen schien es noch kälter geworden zu sein, und Zach hielt unwillkürlich den Atem an, als ihm der bitterkalte Wind ins Gesicht schlug. Es schneite so dicht, dass man kaum weiter als zwanzig Zentimeter sehen konnte. Rasch band er die Pferde los und führte sie dicht an der Hüttenwand entlang zum angebauten Stall. Er war nicht beheizt, aber er bot Schutz vor dem tobenden Schneesturm, und in dem kleinen soliden Raum konnten sie sich mit ihrer Körperwärme warm genug halten, um zu überleben.
Zach arbeitete schnell und methodisch. Die Arbeit war das beste Mittel, um seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Im Licht einer batteriebetriebenen Lampe sattelte er die Pferde ab, rieb sie mit Stroh trocken und legte ihnen Satteldecken über, die er auf dem Regal an der Wand gefunden hatte. Nachdem er das Eis in einer Regentonne aufgestoßen hatte, goss er ihnen Wasser in einen Eimer und schüttete ihnen den Hafer, den er mitgebracht hatte, in den Trog.
Schließlich war alles getan, und er musste sich erneut dem Chaos in seinem Inneren stellen. Wenn er nur daran dachte, was alles hätte passieren können. Ein Schauer durchfuhr seinen Körper.
Das Adrenalin, das ihn bisher hatte durchhalten lassen, war aufgebraucht, und auf einmal wollten ihn seine Beine nicht mehr tragen. Mit einem gequälten Stöhnen lehnte er sich gegen den grauen Wallach und legte den Kopf gegen den Rücken des Tieres.
Während die beiden Pferde zufrieden fraßen, presste Zach die Stirn gegen die raue Pferdedecke, aufgewühlt wie nie zuvor in seinem Leben. Es war nicht Wut, die ihn eben so hatte aufbrausen lassen, obwohl Willa das zweifellos glaubte. Es war die Angst gewesen, sie fast verloren zu haben.
Zach stöhnte erneut. Nein, er konnte die Wahrheit nicht länger leugnen. Er hätte sich um jeden Menschen, der in diesem Sturm verloren gegangen wäre, gesorgt, und er hätte versucht, ihn zu finden. Doch es war mehr als Sorge gewesen, was er auf der Suche nach
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