Julia Collection Band 50 - Ebook
vom Bett und ging zum Fenster hinüber. Er sah Maude Ann und die Kinder auf den Wagen zugehen. Sie hatte Shorts und T-Shirt gegen einen langen schwingenden Blumenrock und eine ärmellose gelbe Bluse getauscht. Dazu trug sie gelbe Riemchensandaletten, und ihr Haar war mit einem gelben Tuch zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Matt sah zu, wie sie T-Shirts zurechtzupfte, Haar glatt strich und dann den Kindern in den Wagen half. Matt biss die Zähne zusammen. Da waren sie wieder, diese schlichten, liebevollen Gesten, die sie verschwenderisch verschenkte. Er legte die Hand um den Nacken und massierte seine angespannten Muskeln. Verdammt noch mal, warum fand er Maude Anns mütterliche Art nur so anziehend? Das ergab keinen Sinn.
Oh, er wusste, was sie und ihre Psychiaterkollegen sagen würden. Ohne Zweifel würden sie behaupten, dass es ihm an Mutterliebe gefehlt hatte, aber Matt wusste, dass das nicht stimmte. Maggie Dolan war eine wundervolle Mutter gewesen.
Zugegeben, sie war nicht seine leibliche Mutter gewesen. Er war etwas älter als zwei gewesen, als Patrick und Maggie Dolan ihn adoptiert hatten, aber sie hätten ihm nicht mehr Liebe und Fürsorge schenken können, wenn er tatsächlich ihr Fleisch und Blut gewesen wäre.
Und ich hätte sie nicht mehr lieben können, wenn sie meine wahren Eltern gewesen wären, dachte er und sah zu, wie Maude Ann und ihre Rasselbande davonfuhren. Deshalb fühlte er sich wegen dieses Traumes, der sich ständig wiederholte, auch so schuldig. Denn obwohl er noch nie ein Bild von seiner leiblichen Mutter gesehen hatte, wusste er doch, dass sie es war, die ihm stets im Traum erschien.
Seit seine Eltern ihm gesagt hatten, dass sie ihn adoptiert hatten, war er neugierig auf seine richtige Mutter gewesen. Wie sah sie aus? Wie war sie? Warum hatte sie ihn abgegeben? Wo war sein Vater? Hin und wieder fragte Matt sich noch heute, wie seine leibliche Familie wohl sein mochte, und was für eine Richtung sein Leben genommen hätte, wenn seine biologische Mutter ihn behalten hätte.
Trotzdem hatte er nie eine starke Sehnsucht nach ihr gehabt oder ein drängendes Verlangen, sie zu suchen. Sie hatte ihn weggegeben. Ende der Geschichte.
Trotzdem musste er zugeben, dass sich tief in ihm eine seltsame Leere befand, eine Sehnsucht, die nicht verschwinden wollte. Er wusste nicht genau, wonach er sich so sehnte, allerdings konnte er mit Bestimmtheit ausschließen, dass er Sehnsucht nach seiner Mutter hatte. Maggie Dolan war ihm eine gute Mutter gewesen, eine bessere hätte er sich nicht wünschen können. Nein, es war etwas anderes. Es war, als ob etwas fehlte, etwas Lebensnotwendiges. Er strich mit der Hand über die silberne Medaille, die er um seinen Hals trug. Es war das Einzige, was er noch von seiner Mutter besaß. Da sie aus einer amerikanischen Familie irischer Abstammung kam, war es ihr Wunsch gewesen, dass er auch in einer irisch-amerikanischen aufwachsen sollte. Sie musste darauf bestanden haben, dass er diese Medaille auch nach seiner Adoption noch weiterhin trug. Sie musste eine Bedeutung für sie gehabt haben. Aber welche? Es war nur ein seltsames Zeichen und ein großes R darin eingraviert. Begann ihr Vor- oder Nachname mit einem R ? Verflixt, er wusste es nicht, und es hatte auch wenig Sinn darüber nachzugrübeln.
Matt verdrängte rasch den Gedanken an seine leibliche Mutter, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte wieder an Maude Ann und ihre seltsame Wirkung auf ihn.
Nein, bemuttert werden wollte er nicht. Außerdem hatte er eine andere Vorstellung von einer Mutter. Sie sollte eine Schürze tragen, sich liebevoll um dich kümmern, Kuchen backen, Pullover stricken und nach frisch gebackenem Brot und Lavendel duften. Es war eine Beschreibung, die haargenau auf seine Adoptivmutter passte, aber ganz bestimmt nicht auf Maude Ann.
Sicher, sie kümmerte sich rührend um die Kinder, war liebevoll und großzügig, aber es war absolut nichts Mütterliches an ihrem wohlgeformten Körper und ihren langen Beinen. Oder an ihrem Lachen, das einen unwillkürlich an warme Sommernächte, kühle Laken und heißen Sex denken ließ. Selbst barfuß in Jeansshorts und T-Shirt ohne eine Spur von Make-up besaß die Frau eine Ausstrahlung, die jeden Mann verrückt machte. Dass sie ein so großes Herz besaß, machte sie nur noch anziehender.
Auf jeden Fall war sie keine Frau, mit der ein Mann ins Bett gehen und sie dann wieder verlassen konnte. Für ihn hingegen kam nichts anderes
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