Julia Collection Band 50 - Ebook
sah trotzig auf den Boden und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Irgendwoher.“
„Übersetzt heißt das, er wollte es aus Ihrem oder Janes Portemonnaie stehlen“, bemerkte Matt, der sich zum ersten Mal einmischte. Er lehnte sich im Stuhl zurück, trank einen Schluck von seinem Eistee und schaute den Jungen über den Rand seines Glases an. „Stimmt’s, Tyrone?“
Wenn Blicke töten könnten, wäre Matt jetzt tot umgefallen, doch Tyrone widersprach nicht. Was für sich selbst sprach.
„Ich verstehe“, sagte Maude Ann leise. Als das Kind die Enttäuschung in der Stimme seiner Pflegemutter hörte, senkte es den Kopf so tief, dass sein Kinn fast seine schmale Brust berührte. „Du hast deine Aufgaben nicht erledigt, hast gegen die Regeln verstoßen und bist allein zum See gegangen. Als Krönung hast du noch einen kleinen Jungen bestochen. Du hast Glück, dass du nicht noch strenger bestraft wirst.“
„Aber ich hasse es, Toiletten zu putzen“, jammerte er.
„Ich weiß. Mir geht es genauso. Trotzdem ist jeder mal an der Reihe, und in dieser Woche bist du eben dran. Also an die Arbeit. Du findest das Putzzeug oben im Badezimmer neben der Treppe. Dort, wo du es gelassen hast.“
Tyrones Augen blitzten wütend auf. Für einen Moment befürchtete Maude Ann, dass er in offene Rebellion ausbrechen würde. Was würde sie dann tun?
„Sie haben gesagt, Sie mögen mich. Ich wusste, dass Sie lügen. Ich wusste es. Sie sind genau wie jeder andere auch!“, klagte er sie an. „Ich hasse Sie! Ich hasse Sie!“
„Nein, das ist nicht wahr. Ich mag dich wirklich sehr, aber … Tyrone, warte …!“, rief Maude Ann, doch er ignorierte sie und rannte aus der Küche.
Sie wollte ihm nachlaufen, doch Matt hielt sie fest. „Bleiben Sie hier. Ich werde mit ihm reden.“
„Sie? Aber …“
„Bleiben Sie, wo Sie sind, und lassen Sie mich das machen.“
Maude Anns Gesicht nahm einen panischen Ausdruck an, als Matt aus dem Raum ging. Sobald er aus der Tür verschwunden war, sprang sie auf und wollte ihm nachlaufen, doch Jane legte eine Hand auf ihren Arm.
„Maudie, bitte, gib dem Mann eine Chance. Vielleicht tut es dem Jungen gut, wenn er einmal mit einem Mann reden kann.“
„Ich weiß, aber Matt geht bestimmt zu grob mit dem Jungen um.“
„Dieser Mann mag eine harte Schale haben, aber glaube mir, er hat einen guten Kern. Und er ist fair. Er wird schon das Richtige tun. Vertrau mir.“
Maude Ann kaute an ihrer Unterlippe und schaute besorgt auf die geschlossene Tür. Schließlich seufzte sie und setzte sich auf einen Stuhl. „Vielleicht hast du ja recht.“
Sie trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und schaute vier Mal in fünfzehn Sekunden zur Uhr. Es war sinnlos.
„Ich halte das nicht aus“, verkündete sie und sprang auf. „Ich muss wissen, was los ist.“
Sie lief aus dem Raum, bevor Jane sie aufhalten konnte, und rannte zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf. Im ersten Stock angelangt, entdeckte sie Matt, der am Türrahmen der Badezimmertür lehnte. Maude Ann stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass er völlig entspannt wirkte. Zumindest war er nicht über den Jungen hergefallen und hatte ihm eine Standpauke gehalten, dass dem Kleinen Hören und Sehen verging. Noch nicht.
Normalerweise verachtete Maude Ann Menschen, die lauschten, und sie hätte sich normalerweise niemals dazu hinreißen lassen. Aber ihre Besorgnis um Tyrone war größer als ihr angeborener Anstand.
„Ich sagte Ihnen doch schon, dass Sie abhauen sollen.“
Maude Ann konnte Tyrones Gesicht zwar nicht sehen, doch sie hörte den Trotz aus seiner Stimme heraus. Das Kind stand mit dem Rücken zur Tür und putzte das Toilettenbecken wütend mit einer Klobürste.
„Hör zu, du Lauser, du hast gegen Regeln verstoßen, und du bist erwischt worden. So einfach ist das.“
„Einfach? Pah! Sobald sich eine Möglichkeit bietet, haue ich hier ab.“
Maude Ann war über die Antwort des Jungen so bestürzt, dass ihr Herz für einen Moment aussetzte.
„Das wäre ganz schön dumm von dir. Dieses Heim und Dr. Edwards ist das Beste, was dir passieren konnte. Willst du dir diese Chance verderben, nur weil du wütend bist, erwischt worden zu sein? Glaube mir, ich finde Miss Maudies Strafe für dein Verhalten noch sehr milde!“
Der Junge warf Matt einen zornfunkelnden Blick über die Schultern. „Was geht Sie das überhaupt an?“
„Eigentlich gar nichts. Ich reagiere nur allergisch auf Dummheit, das ist alles.
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