Julia Collection Band 50 - Ebook
erhältst.“
„Hier geht es nicht um Geld.“
Charlie lehnte sich in den Stuhl zurück, verschränkte die Hände über den Bauch und rollte seine Zigarre von einem Mundwinkel zum anderen. Er zündete sie nicht an. Auf das Drängen seiner Frau hin hatte er das Rauchen vor einem Jahr aufgegeben. Sie würde ihm den Hals umdrehen, wenn er wieder anfing. Doch wann immer Clarice nicht in seiner Nähe war, steckte er sich wenigstens eine unangezündete Zigarre in den Mund.
„Was willst du dann? Mehr Urlaub? Ein größeres Bild für deine Kolumne? Einen luxuriöseren Wagen? Einen größeren Schreibtisch? Oder was sonst?“ Bevor J.T. antworten konnte, machte sich ein mürrischer Ausdruck auf Charlies Gesicht breit. „Ah, verdammt, sag mir nicht, dass dies ein erneuter Versuch ist, ein eigenes Büro zu bekommen. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich dadurch die anderen Reporter gegen mich aufbringen würde. Vergiss es. Das kann ich dir nicht geben.“
„Charlie, hörst du mir denn gar nicht zu? Ich will dich nicht unter Druck setzen, um irgendetwas zu bekommen. Ich will kündigen. Das ist alles.“
Charlie starrte ihn schockiert an. Sein fassungsloser Gesichtsausdruck war so komisch, dass J.T. lächeln musste.
„Du meinst es ernst, nicht wahr?“, stieß der ältere Mann ungläubig hervor und lehnte sich resigniert in den Sessel zurück.
„Es ist mein voller Ernst.“
„Hast du den Verstand verloren? Verflixt, Conway, du bist seit zwölf Jahren bei dieser Zeitung. Du hast dir einen Namen in dieser Stadt gemacht. Warum um alles in der Welt willst du deine Karriere wegwerfen? Hast du eine Midlife-Crisis oder so etwas Ähnliches?“
„Vielleicht.“ J.T. zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er seine Gründe offenlegen sollte. Aber wie es aussah, hatte er keine Wahl. Dem Gesichtsausdruck seines Chefs nach zu urteilen, würde er erst dann die Kündigung akzeptieren.
„Ich möchte einen Roman schreiben. Es war schon immer mein Wunsch Schriftsteller zu sein, nicht Reporter. Ich wollte diesen Job eigentlich nur vorübergehend annehmen, aber dann bin ich irgendwie hängen geblieben. Wie dem auch sein, ich habe genug Geld, um ein paar Jahre gut davon leben zu können. Deshalb will ich es wagen, meinen Traum endlich wahr zu machen.“
„Oh, Mann, nicht noch einer“, murmelte Charlie und rollte mit den Augen. „Ich habe noch nie einen Reporter getroffen, der nicht davon überzeugt war, dass der nächste große amerikanische Roman aus seiner Feder fließen würde. Ich dachte, du wärst anders. Ich hätte es besser wissen müssen.“
„Sieht so aus“, erwiderte J.T. mit seiner gewohnt lässigen Art, aber sein Lächeln erreichte nicht seine Augen. Normalerweise war er nicht leicht zu verärgern, aber Charlies herablassende Bemerkung machte ihn so wütend, dass er Mühe hatte, Haltung zu bewahren.
Charlie schlug mit der Faust auf den Tisch. „Weißt du, wie groß deine Chancen sind, ein Buch zu veröffentlichen? Vor allem, wenn es sich um einen Roman handelt? Du lebst in einer Traumwelt, J.T.“
„Das sehe ich nicht so. Ein alter Freund von mir ist der Vizepräsident von Hubbard and Rhodes Publishing . Er möchte mein Manuskript lesen, wenn es fertig ist. Aber mein Wunsch, einen Roman zu schreiben, ist auch nicht der einzige Grund, warum ich gehen möchte. Du weißt, dass ich vor einiger Zeit meinen Bruder gefunden habe. Als wir im Krankenhaus die Unterlagen über unsere Geburt einsahen, stellte sich heraus, dass wir nicht als Zwillinge, sondern als Drillinge zur Welt gekommen waren. Irgendwo auf der Welt gibt es noch einen Bruder. Und ich würde mir gern die Zeit nehmen, ihn ausfindig zu machen.“
„Um Himmels willen, warum? Nachdem du erfahren hast, dass dieser mürrische Cop dein Bruder ist, sollte man meinen, dass dir die Lust auf noch mehr Familie vergangen ist. Vielleicht ist der andere noch schlimmer.“
J.T. hatte seinen Humor wiedergefunden. „Vielleicht hast du recht, aber ich muss trotzdem versuchen, ihn zu finden. Sonst stelle ich mir mein Leben lang die Frage, wie dieser andere Bruder wohl ist.“
J.T. wusste bereits seit seiner Kindheit, dass er adoptiert worden war. Aber er hatte erst vor sechs Wochen erfahren, dass er ein Drilling war. Einen Bruder hatte er bereits kennengelernt. Es war sein alter Gegner, Matthew Dolan, ein Ex-Detective, der Reporter wie die Pest hasste.
Bis vor Kurzem war Matt Detective der Houstoner Polizei gewesen. Seit mehr als elf Jahren waren sie sich in die
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