Julia Collection Band 50 - Ebook
lange getrennt gewesen, um sich jemals als Brüder zu fühlen. Ihr Lebensstil war unterschiedlich, ihre Erziehung, ihre Vorstellungen. Es machte ihn traurig so zu denken, aber vielleicht musste er akzeptieren, dass Matt und ihn nie eine engere Freundschaft verbinden würde. Sie wussten jetzt sechs Wochen lang, dass sie Brüder waren, und waren sich bisher nicht nähergekommen.
Mit seiner Schwägerin hingegen war das ganz anders. Er und Maude Ann waren von Anfang an gut miteinander ausgekommen. Er konnte mit ihr herumalbern, lachen und ihr all seine Träume und Hoffnungen erzählen.
Da sie Psychiaterin war, hatte sie natürlich einen Einblick in die Natur des Menschen und war es gewohnt, gut zuzuhören, aber da war mehr als das. Er und Maudie waren verwandte Seelen. Er würde sie schrecklich vermissen. Und die Kinder ebenso.
Wie er es geahnt hatte, berührte die Neuigkeit Maude Ann mehr als seinen Bruder. „Du verlässt uns? Aber warum?“, fragte sie betroffen.
„Mir ist klar geworden, dass ich mich wegen der Kompromisse, die ich eingegangen bin, schlecht fühle. Jetzt will ich alles anders machen.“
„Oh, J.T., verstehe mich bitte richtig. Ich finde es großartig, dass du endlich das machen willst, was du schon immer tun wolltest. Und ich bin überzeugt davon, dass du großen Erfolg haben wirst. Du bist ein wundervoller Schriftsteller. Ich verstehe nur nicht, warum du deswegen weggehen musst.“
„In Houston gibt es einfach zu viel Ablenkung. Ich muss einen Ort finden, an dem ich Ruhe und Frieden habe, damit ich mich ganz aufs Schreiben konzentrieren kann.“
„Deswegen brauchst du doch nicht so weit wegzugehen. Du könntest doch hierher kommen.“
J.T. zog die Augenbrauen hoch. „Hierher? Nach Henley Haven ? Zu dir, Matt und den Kindern?“
Henley Haven war ein Heim für missbrauchte und vernachlässigte Kinder, das Maude Ann vor einigen Jahren gegründet hatte. Das Haus und das riesige Grundstück am Lake Livingston gehörten John Werner, Maude Anns Patenonkel und Matts früherem Polizeichef.
Im letzten Jahr war Matt im Dienst zweimal angeschossen worden. Er hinkte jetzt, und damit war seine Karriere bei der Polizei beendet. Jetzt führten er und Maude Ann das Heim gemeinsam.
„Hör zu, Maude Ann. Ich schätze sehr, was …“
Die Haustür öffnete sich, und einen Moment später tauchte die zehnjährige Yolanda mit dem weinenden Timothy auf dem Arm im Türrahmen auf. „Er ist gefallen und hat seinen Ellbogen aufgeschrammt“, verkündete das Mädchen schüchtern.
Matt erhob sich und ging zu den Kindern hinüber. „Na, Sportsfreund, lass mal sehen.“
Selbst aus der Entfernung konnte J.T. sehen, dass die Haut am Ellbogen nur wenige Schrammen aufwies. Timothys Schluchzen nach zu urteilen, hätte man allerdings annehmen können, dass er lebensgefährlich verletzt war.
Mit tränenüberströmtem Gesicht hielt der Vierjährige Matt seinen Ellbogen entgegen. „Tut weh, Matt“, klagte er.
„Das glaube ich dir gern“, erwiderte Matt ernst.
Matts Mitgefühl schien den Jungen sofort zu beruhigen, und die Tränen versiegten langsam.
Matt untersuchte den Ellbogen mit der gleichen Sorgfalt, wie er es mit einer tiefen Wunde getan hätte, und bewegte dann den Arm des Jungen leicht hin und her, um seine Beweglichkeit zu testen. „Aber du hast noch einmal Glück gehabt, so schlimm ist es nicht. Yolanda, könntest du mit ihm ins Badezimmer gehen und seinen Ellbogen säubern?“
„Mach ich, Matt.“
„Ein wenig Jodspray und ein Pflaster, und du wirst dich gleich wieder besser fühlen.“ Matt hauchte einen Kuss auf den Arm, zauste liebevoll das Haar des Jungen und schickte die beiden auf den Weg.
J.T. lächelte und schüttelte den Kopf. Es überraschte ihn immer noch, wie leicht sich sein Bruder in die Rolle des Ehemannes und Vaters eingefunden hatte.
Matt war überzeugter Junggeselle gewesen, der ganz in seinem Beruf als Detective aufgegangen war. Doch er hatte nicht nur den Verlust seines Jobs überraschend gut verkraftet, sondern auch direkt nach der Heirat mit Maude Ann einen Adoptionsantrag für die fünf Kinder gestellt, die sich in Henley Haven unter ihrer Obhut befanden.
Als die Kinder verschwunden waren, wandte sich Maude Ann wieder J.T. zu. „Warum willst du nicht hier bleiben? Hier bist du draußen auf dem Land, notfalls aber in zwei Stunden wieder in Houston. Die Landschaft mit den Wäldern und dem See hat dir doch immer gefallen. Und du weißt, dass wir noch Schlafzimmer
Weitere Kostenlose Bücher