Julia Collection Band 50 - Ebook
Haare geraten, wann immer J.T. an einem Tatort auftauchte, um Informationen für einen Artikel einzuholen.
Es war für beide ein Schock gewesen, als sie erfuhren, dass ausgerechnet sie Brüder waren. Als ihnen dann im Krankenhaus klar wurde, dass sich irgendwo auf dieser Welt noch ein Drilling befinden musste, war weder er noch Matt bereit gewesen, sich auf die Suche nach ihm zu machen. Erst in der letzten Woche hatte J.T. eine wachsende Neugierde verspürt.
Charlie sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Wie, verflixt noch mal, willst du eine Person finden, von der du nur weißt, wann und wo sie geboren wurde und dass sie mit zwei Jahren in Houston adoptiert worden war? Du kennst weder den Namen seiner Adoptiveltern noch sonst etwas. Da kannst du auch die berühmte Nadel im Heuhaufen suchen. Reine Zeitverschwendung.“
„Nicht unbedingt. Ich habe sogar schon eine Spur.“
„Hm. Du bist also fest entschlossen, nicht wahr?“
„Ja, ich habe es bereits zu lange vor mir hergeschoben.“
Charlie rollte mit den Augen und fluchte erneut. „Also gut. Tu, was du nicht lassen kannst. Aber deswegen musst du nicht kündigen. Nimm dir einfach unbezahlten Urlaub.“
„Ich …“
Charlie hielt eine Hand hoch. „Hör mir zu. Du kannst dir so viel Zeit nehmen, wie du brauchst. Geh und schreib deinen Roman. Suche nach dem fehlenden Drilling. Wenn du ihn gefunden und festgestellt hast, dass du kein zweiter Hemingway bist, dann komm zurück. Dein Job wird auf dich warten.“
„Charlie …“
„Nein, ich will nichts mehr hören. Ich werde es nicht zulassen, dass du deine Karriere wegen einer Laune wegwirfst. Geh, bring den Unsinn hinter dich, und komm dann wieder dahin, wohin du gehörst.“
J.T. war zwischen Empörung und Dankbarkeit hin- und hergerissen. Es berührte ihn, dass der gerissene alte Fuchs so viel von ihm hielt, dass er ihm seinen Arbeitsplatz erhalten wollte, und es ärgerte ihn gleichzeitig über alle Maßen, dass er seinen Traum ins Lächerliche zog.
Er schaute den älteren Mann unverwandt an. Was war, wenn Charlie recht haben sollte? Was war, wenn sein Talent gerade dazu reichte, Sensationsartikel zu schreiben? Das war ein deprimierender Gedanke. Und er schob ihn entschlossen zur Seite.
Allerdings hatte J.T. auch keine Lust, sich jetzt mit Charlie zu streiten. Es war kaum zu erwarten, dass sein dickköpfiger Chef von seiner Meinung abrücken würde. Ach, verflixt, warum auch streiten? Er konnte später immer noch kündigen.
„Also gut, abgemacht“, sagte J.T. schließlich.
„Es gibt nur eine Bedingung.“
„Ah, jetzt kommt das dicke Ende.“
„Mach dir nicht gleich in die Hose. Ich will nur, dass du mir versprichst, dich zu melden, wenn du auf eine gute Story stößt. Das ist alles.“
J.T. dachte nach. Wo er hinwollte, war ein Elch, der sich in das Städtchen verlief, wohl das Aufregendste, was geschehen könnte. „Klar. Warum nicht.“
„Gut. Das wäre geregelt. Jetzt sag mir noch, wohin du gehst.“
„Oh nein. Vergiss es. Ich kenne dich, Charlie. Wenn ich dir das sage, wirst du jeden Tag telefonieren und mich fragen, wann ich zurückzukommen gedenke.“
„So? Und was ist, wenn ich dich brauche? Was ist, wenn es eine internationale Krise gibt? Oder gar der dritte Weltkrieg ausbricht? Wie soll ich mich dann mit dir in Kontakt setzen?“
„Gar nicht. Hör zu, wenn du dich damit besser fühlst, werde ich mich ab und zu bei dir melden. Entweder du nimmst meine Bedingungen an, oder die Kündigung ist in zwei Wochen rechtskräftig.“
Seinen Schreibtisch auszuräumen und seinen Kollegen auf Wiedersehen zu sagen, fiel J.T. nicht leicht, aber das Schwerste würde sein, sich von Matt, Maude Ann und den Kindern zu verabschieden.
Deswegen schob er es auch bis zur letzten Minute auf. Erst als er seine Möbel und Habseligkeiten in einem Lagerraum untergebracht und seinen Laptop, einen Koffer und eine Reisetasche mit den notwendigsten Kleidungsstücken in den Kofferraum seines Jeeps gestellt hatte, verließ er Houston und fuhr zu dem Haus am Lake Livingston, in dem Matt mit Maude Ann und den Kindern lebte.
J.T. war klar, dass seine Beziehung zu Matt durch seine Abreise nicht besser werden würde, aber es stand sowieso noch offen, ob sie jemals herzlicher werden würde. Obwohl sie Brüder waren, schien eine Mauer zwischen ihnen zu stehen, und bisher schienen beide unfähig zu sein, sie zu durchbrechen.
Vielleicht wird es immer so bleiben, grübelte J.T. Vielleicht waren sie zu
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