Julia Collection Band 50 - Ebook
beleidigt sein sollte. Sie musste erst einmal innerlich zur Ruhe kommen und Zeit zum Nachdenken haben. Sie entschloss sich, das Beste aus der Situation zu machen und überließ zum größten Teil J.T. die Unterhaltung. Er redete über die Fortschritte, die er bei seinen Recherchen machte, und über die unschätzbaren Informationen, die er in den Büchern in der Bibliothek gefunden hatte. Hin und wieder stellte er Fragen über ihre Familie, und sie beantwortete sie halbherzig und vage.
Kate war so abwesend, dass sie gar nicht richtig zuhörte. Meistens nickte sie nur oder lächelte.
Als das Essen beendet war, bot sie ihm an, einen Kaffee zu machen, aber er schüttelte nur den Kopf.
„Nein, danke. Ich dachte, ich gehe heute Abend mal aus und höre mich ein wenig um.“
„Oh, ich verstehe.“ So unaufmerksam sie bisher gewesen war, so hellwach war sie jetzt. Ein unbehagliches Gefühl beschlich sie. Wenn er ausging, war es unvermeidlich, dass er etwas von dem Gerede über sie und Zach hörte.
Ihr erster Impuls war es, ihn zu überreden an diesem Abend mit ihr im Haus zu bleiben, aber sie schob diesen lächerlichen Gedanken rasch von sich. Was spielte es schon für eine Rolle, wenn er etwas erfuhr? Früher oder später würde er es sowieso herausfinden.
„Gut. Wie du möchtest“, sagte sie mit einem höflichen Lächeln.
Eine halbe Stunde später saß Kate auf der Couch im Wohnzimmer, von dem aus man einen Blick in die Empfangshalle hatte. Sie gab vor, ein Buch zu lesen, doch alle paar Sekunden schaute sie hinaus zur Halle.
Schließlich hörte sie Schritte und ein leises Pfeifen. Und etwas später kam J.T. in Sicht.
„Entschuldige, J.T.“
„Oh, hallo. Ich habe dich gar nicht gesehen.“ Er blieb vor der Wohnzimmertür stehen und schenkte ihr ein charmantes Lächeln. „Ich wollte gerade rausgehen.“
Kate erhob sich, legte ihr Buch zur Seite und holte etwas aus ihrer Hosentasche. „Bevor du gehst, wollte ich dir das geben.“ Sie ging zur Tür hinüber und übergab ihm einen Schlüssel. „Es ist der Hausschlüssel.“
J.T. zog die Augenbrauen hoch. „Du schließt nachts die Tür ab? Ich dachte, in solch abgelegenen Gegenden gibt es keine Kriminalität.“
Eigentlich war das auch so, aber es gab einige Leute unten in der Stadt, die auf die Idee kommen könnten, in ihr Haus einzudringen. Besonders, wenn Sie lange genug in der Miner’s Lodge gesessen und ordentlich dem Alkohol zugesprochen hatten. Mehr als einer hatte bereits verbotenerweise ihr Grundstück betreten.
Kate war allerdings nicht gewillt, J.T. das zu erzählen. Stattdessen zuckte sie nur die Schultern. „Vorsorge ist immer besser.“
J.T. sah sie einen Moment prüfend an und steckte dann den Schlüssel in die Tasche. „Ja, wahrscheinlich hast du recht.“ Er lächelte. „Ich sehe dich dann morgen. Ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme. Schlaf gut.“
Nachdem er hinausgegangen war, lief Kate zum Fenster hinüber und zog die Spitzengardinen zurück. Sie sah zu, wie er zu seinem Jeep hinüberging, dann in den Wagen stieg, den Motor startete und losfuhr. Sie schaute den Rücklichtern nach, bis sie aus ihrer Sicht verschwunden waren.
Wie lange würde er noch bleiben, wenn er erst einmal die Gerüchte, die in dem Städtchen kursierten, gehört hatte? Und warum deprimierte sie der Gedanke, dass er bald wieder abreisen könnte?
J.T. seufzte erleichtert, als er in den Jeep stieg und die Tür zuschlug. Wäre er noch länger in diesem Haus geblieben, wäre er wahrscheinlich verrückt geworden. Noch eine Minute länger, und er hätte sie wahrscheinlich gegen jede Vernunft erneut geküsst. Während des Abendessens hatte ihr Duft ihn fast in den Wahnsinn getrieben. Und ebenso ihre wunderschönen grauen Augen und dieser sinnliche Mund. Er wusste noch jetzt, wie ihre Lippen sich anfühlten.
Verdammt, am liebsten hätte er das Geschirr zu Boden geworfen und sie auf dem Küchentisch geliebt.
Doch glücklicherweise hatte sein gesunder Menschenverstand ihn vor solch einer unklugen Handlung bewahrt. Die Situation war viel zu heikel, als sie auch noch mit einer Affäre belasten zu können. Außerdem könnte Zach Mahoney wirklich sein Bruder sein, und der würde es bestimmt nicht schätzen, wenn er sich an seine Adoptivschwester heranmachte.
Allerdings hatte der Kuss etwas bewirkt. Für wenige Minuten war sie Wachs in seinen Armen gewesen und er hatte den Wall der Reserviertheit und des Misstrauens durchbrochen, der sie umgab.
„Hey, Conway, du
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