Julia Collection Band 51
Namen der Paare aufrief, machte sich Sophia, die Bindfäden in der Hand, auf den Weg zu dem Felsvorsprung oben auf dem Hügel. Bevor die Teilnehmer erschienen, hatte sie noch einmal Gelegenheit, einen Blick über die Menge zu werfen.
Michael war noch immer nicht da.
Aber sie sah Mike im Gespräch mit Olivia, Sophias Mutter und Mr Whitcomb im Zelt sitzen.
„Da sind wir!“ Nick Delaney und Rachel Sinclair ließen sich kichernd von Sophia die Beine aneinander binden.
„Oh“, sagte Rachel. „Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dich zu fragen, welche Entscheidung du getroffen hast, Sophia.“
„Gar keine.“
„Hast du nicht auf dein Herz gehört?“
„Es hat nicht gesprochen.“
„Komm schon, Sophia. Du hast bloß nicht zugehört.“
„Ist das zu fest?“, fragte Sophia, um das Thema zu wechseln.
„Perfekt“, antwortete Nick. „Je näher ich Rachel bin, desto besser.“ Sie schauten sich in die Augen und lachten.
Sophia war voll Eifersucht. Sie wollte, was die beiden hatten: Liebe, Aufrichtigkeit, Offenheit. Sie wünschte sich eine feste Partnerschaft mit einem Mann, dem sie vertrauen konnte. Wie ihre Freundinnen. Wie jedermann auf der Welt.
Auf einmal spürte sie einen Kloß im Hals. Vielleicht lerne ich dieses Glück nie kennen, dachte sie. War sie zu anspruchsvoll? Sollte sie sich mit Mike zufriedengeben? Trotz seiner Mängel?
Kichernd humpelten Rachel und Nick fort, während ein anderes Paar darauf wartete, zusammengeschweißt zu werden.
Über den Lautsprecher rief Mr Barringtons Stimme die Namen weiterer Teilnehmer auf. „Und, last but not least, Mike Barr aus dem Postraum.“
Jubel erklang. Sophia schaute den Hügel hinunter und sah, wie Mike aufstand und sich grinsend verbeugte.
„Mike wird mit Sophia Shepherd den Lauf bestreiten“, verkündete Rex.
Noch größerer Jubel brach los.
Sophia errötete. Das hatte ihr noch gefehlt. Wenn sie Pech hatte, tauchte Michael gerade dann auf, wenn sie und Mike den Hügel hinunterhoppelten.
Mildred Van Hess legte eine CD auf, und dann erklang „Der Hummelflug“.
Inzwischen war Mike bei Sophia eingetroffen, nahm ihr die Bindfäden ab und verknotete ihre und seine Knöchel und Knie miteinander. Damit waren sie zu einer Einheit verbunden.
Lächelnd richtete er sich anschließend auf.
„Alle auf die Startplätze“, kommandierte Rex.
Unter allgemeinem Gelächter hoppelten Sophia und Mike zur Startlinie.
Warum musste es gerade Mike sein?
Ihre Beine rieben sich wie heiße Feuersteine aneinander. Haut an Haut. Sophia hätte nie gedacht, dass Knöchel und Knie zu den erotischen Körperteilen gehörten.
„Du weißt schon, wir gewinnen diesen Lauf nur, wenn wir als Team funktionieren“, flüsterte Mike ihr zu.
Sein Atem kitzelte ihr Ohr. Als ein heißer Schauer sie überlief, fuhr sich Sophia nervös mit einer Hand durchs Haar.
„Wir müssen uns wie eine Person bewegen – in ein und dieselbe Richtung und zu derselben Stelle hin.“
„Wer sagt, dass ich gewinnen will?“ Sophia zog die Nase kraus.
„Komm schon, du willst es doch ebenso gern wie ich.“ Sein Lächeln vertiefte sich. „Jetzt zeigen wir es ihnen.“
Diese Seite an Mike überraschte Sophia. In den neun Monaten, die er bei Barrington arbeitete, hatte sie keinen Funken Ehrgeiz bei ihm entdeckt. Warum war er plötzlich so interessiert zu gewinnen? Schließlich ging es hier um nichts. Bei diesem Dreibein-Lauf wirkte er so ehrgeizig. Warum konnte er diese Begeisterung nicht auch für seine Karriere entwickeln?
Was war erforderlich, um diesen Mann zu entflammen?
Ein Kuss von mir, ging es ihr durch den Kopf.
Der Gedanke brachte sie vollends durcheinander. Wie sehr sie sich auch bemühte, die Chemie zwischen ihnen zu leugnen, sie wirkte nur noch elektrisierender.
Vielleicht, überlegte Sophia, ändert er sich für mich. Vielleicht zeigte die Anziehungskraft so starke Wirkung bei ihm, dass er sich etablierte und einen ordentlichen Job annahm.
Mach dir keine Hoffnungen, Sophia Denise Shepherd. Nur Mike kann Mike ändern, rief sie sich zur Vernunft.
Und wenn er nun doch dazu in der Lage wäre? Nicht für sie, sondern für sich selbst? Was wäre, wenn er zu dem Schluss käme, Haus und Familie seien das Wichtigste in seinem Leben?
Inzwischen hatte sich die Menge vom Picknickplatz entfernt und entlang der Rennstrecke aufgestellt. Sophia sah Stanley Whitcomb den Rollstuhl ihrer Mutter schieben. Olivia ging an ihrer Seite.
„Auf die Plätze …“, forderte Rex die
Weitere Kostenlose Bücher