Julia Collection Band 51
und war wieder ganz geschäftstüchtige Kosmetikerin. „Ja … ja, dieser neue Lippenstift ist wirklich ein Superprodukt. Sie sehen ja selbst, was er alles mitmacht.“
Mit gerunzelter Stirn sah Nick auf Rachel herab, die mit glasigen Augen und atemlos noch immer in seinem Arm hing. Am liebsten hätte er sie an sich gepresst und ihr gesagt, wie sehr er sie brauchte. Was sie ihm bedeutete. Sie angefleht, ihn nie zu verlassen.
Rachel weckte Wünsche in ihm nach einem fröhlichen Heim mit Blumen im Vorgarten und im Sommerwind flatternden Vorhängen, nach Kinderlachen – und Eheringen.
Aber er war Realist. Es gab kein Happy-End. Es gab nur schleichende Verachtung, Alltagstrott und Langeweile.
Er brauchte seine Freiheit.
Als Rachel am gleichen Abend um zehn Uhr von ihrem Tauchkurs nach Hause zurückkam, klingelte das Telefon. Sie warf die Tasche mit der Tauchausrüstung achtlos in die Diele und eilte ins Wohnzimmer.
Als sie sich meldete, hörte sie Nicks atemlose Stimme.
„Rachel, bin ich froh, dass du zu Hause bist.“
Rachel lächelte still vor sich hin. Während des Einkaufsbummels hatte Nick mehrere Male – mehr oder weniger taktvoll, aber erfolglos – versucht, aus ihr herauszubekommen, was sie am Abend vorhatte. Hätte sie gewusst, dass er eifersüchtig war, hätte sie diese Taktik schon vor zwei Jahren angewandt.
„Ich hoffe, ich störe nicht“, sagte er jetzt.
Rachel legte die Hand auf die Muschel, damit er ihr Kichern nicht hören sollte. Sie holte tief Luft und riss sich zusammen.
„Was gibt es denn?“ Auf seine lauernde Frage ging sie absichtlich nicht ein.
„Es ist wegen Jenny.“
Der sorgenvolle Klang seiner Stimme alarmierte sie. „Was ist mit ihr?“
„Ich glaube, sie hat Fieber. Vorhin hat sie endlos geweint, aber jetzt ist sie richtig schlaff und wimmert nur noch. Ich wollte ihr Fieber messen, aber ich habe nur so ein Fieberthermometer, das man ins Ohr steckt. Und sie lässt mich nicht an ihr Ohr. Sie zieht auch an ihren Ohren, als ob etwas nicht damit stimmt.“
„Ohrinfektionen kommen bei Babys ziemlich häufig vor. Hast du schon den Kinderarzt angerufen?“
„Ja, aber die Nachtschwester sagte, ich solle erst Fieber messen und sie dann zurückrufen.“
„Hast du kein normales Thermometer?“
„Nein.“
„Gut, dann bringe ich eines mit. Ich bin so schnell wie möglich bei dir.“
„Danke, Rachel. Ich hoffe wirklich, dass ich dir nicht deinen Abend ruiniert habe.“
Ruiniert? Nein, du schenkst mir gerade meinen Abend, dachte sie. Es gab keinen Platz auf der Welt, wo sie lieber wäre, als bei Nick und Jenny.
Als sie eine halbe Stunde später bei Nick ankam, riss er, mit sorgenvollem Gesicht und Jenny auf dem Arm, die Tür auf, noch bevor sie klingeln konnte.
Das Baby streckte die Ärmchen aus, als es Rachel erblickte. Rachel nahm Jenny, schmiegte sie an sich und murmelte leise und beruhigend.
„Sie ist wirklich heiß.“ Rachel betrachtete Jenny genauer. Die Wangen der Kleinen waren rot, während der Rest des Gesichts unnatürlich blass war. Jennys Augen, die sonst so neugierig und fröhlich in die Welt schauten, waren jetzt trüb und hatten einen glasigen Ausdruck.
„Ich habe unterwegs bei einer Nachtapotheke angehalten und ein Fieberthermometer und fiebersenkenden Saft geholt. Aber erst sollten wir ihre Temperatur messen und dann mit dem Arzt reden, bevor wir ihr irgendetwas verabreichen.“
Nick nickte wie betäubt, nahm die große Tasche, die Rachel mitgebracht hatte, und folgte ihr ins Haus.
Im Haus kümmerte Rachel sich sofort um Jenny. Sie legte das Mädchen auf die Couch und steckte ihr das Fieberthermometer unter die Achsel.
„Seit wann ist sie so?“
„Seit wir dich zu Hause abgesetzt haben. Zuerst dachte ich, sie sei traurig, weil du weg bist. Weißt du, sie ist immer traurig, wenn du weggehst.“
Rachel spürte einen Kloß in der Kehle und streichelte über Jennys heißes Köpfchen.
„Aber dann wurde sie immer unleidlicher. Sie wollte nichts essen, nichts trinken und hat ständig an ihren Ohren gezogen. Und als ich sie gebadet habe, hat sie gezittert.“
Rachel zog das Thermometer hervor. „39,5“, las sie ab.
„Das ist ziemlich hoch, nicht wahr?“
„Ja, schon, aber Babys haben oft hohes Fieber. Am besten rufst du den Arzt an und fragst, was zu tun ist.“
Nach wenigen Minuten kehrte Nick zurück. „Wir sollen ihr Medizin verabreichen – ein fiebersenkendes Mittel und Ohrentropfen.“ Er nannte die beiden
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