Julia Collection Band 51
einen Augenblick die Augen. Er hatte geglaubt, er sei über Rachel hinweg, hatte geglaubt, wieder mit ihr zu arbeiten würde ihm nichts ausmachen. Nun, er hatte sich geirrt. Und bevor er gänzlich die Kontrolle über die Situation verlor, würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als wieder wegzugehen. Wahrscheinlich würde er zu einer anderen Firma wechseln müssen.
Ein letzter Versuch. Einen letzten Versuch würde er wagen. Von jetzt an würde er Rachel nur noch als Arbeitskollegin betrachten. Und falls ihm das nicht gelingen sollte, würde er drastischere Maßnahmen ergreifen müssen. Um Jennys willen.
Und um seiner selbst willen.
Zwei Tage später ging Rachel den von Palmen und üppig blühenden Bougainvillea gesäumten Weg vom Hotel zum Anlegeplatz am Wasserrand hinunter, aber die Schönheit der tropischen Pflanzen berührte sie nicht. Sie war zu sehr in Gedanken. Düsteren Gedanken.
Sie hatte all ihre Hoffnung auf diese Reise gesetzt, aber die Dinge entwickelten sich nicht wie geplant.
Statt die Mauer, die Nick um sich aufgebaut hatte, einzureißen, wurde diese immer massiver.
Nicht, dass er unhöflich wäre. Im Gegenteil. Er war ausgewählt höflich. Und damit unerreichbarer denn je. Sie sah ihn nur während der Sitzungen, ansonsten schien er wie vom Erdboden verschluckt. Anstatt die Barriere zwischen ihnen niederzureißen, hatte diese Reise sie nur noch höher aufgestockt, und Rachel wusste auch ganz genau, wann es passiert war: in dem Moment, als Jenny Mama zu ihr gesagt hatte.
Natürlich war sie im ersten Moment auch erschreckt gewesen, aber dann war sie vor Rührung dahingeschmolzen. Nichts wünschte sie sich mehr, als eine Mutter für Jenny zu sein.
Aber das war sie nicht. Und so, wie Nick sich verhielt, würde sie es nie werden.
Sie blinzelte die Tränen fort, die in ihren Augen brannten. So konnte es nicht weitergehen. Wenn Nick sich nicht dazu entscheiden konnte, eine feste Beziehung mit ihr einzugehen, dann musste sie aus Jennys Leben verschwinden. Sie durfte nicht zulassen, dass die Kleine sich noch mehr an sie gewöhnte.
Rachel bog um eine sanfte Abbiegung und stand am Anlegeplatz. Der heutige Tauchausflug war ihre letzte Chance. Gestern war sie hergekommen, um die letzten Vorbereitungen mit Harry, dem Bootsmann, zu besprechen. Sie hatte Harry auch ein großzügiges Trinkgeld zugesteckt, damit Nick und sie auf seiner Liste als Partner bei dem Tauchgang eingetragen waren.
Jetzt winkte Harry ihr zu. „Ein wunderbarer Tag zum Tauchen“, begrüßte er sie mit dem sympathisch trägen Akzent der Karibik. „Und zum Fischen auch.“ Er lachte breit und blinzelte ihr zu. „An einem solchen Tag kriegt man ganz dicke Fische an die Angel.“
Rachel stieg das Blut in die Wangen. Zwar hatte sie gestern keinen Grund angegeben, warum sie Nicks Tauchpartner sein wollte, aber Harry hatte natürlich zwei und zwei zusammengezählt. Es war ja eigentlich auch ziemlich offensichtlich.
„Keine Sorge, Miss“, versicherte er ihr, während er die Tauchausrüstungen noch einmal überprüfte und bereitstellte. „Sie und Ihr Freund stehen als Paar auf meiner Liste. Und ich werde auch darauf achten, dass Sie beide unter Wasser ein paar vertrauliche Minuten haben.“
Hinter Rachel ertönte jetzt das Summen eines der kleinen Elektroautos, die den Hotelgästen auf dem Gelände zur Verfügung standen. Mit klopfendem Herzen drehte Rachel sich um. Nick und vier weitere Männer waren angekommen, um an dem Tauchgang teilzunehmen.
Als Nick Rachel erblickte, verharrte er mitten in der Bewegung. „Rachel, was machst du denn hier?“
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich gehe tauchen.“
Er starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. „Aber du hast doch Angst vor Wasser.“
„Nicht mehr. Ich habe einen abgeschlossenen Tauchkurs hinter mir und sogar ein Zertifikat.“ Sie zog einen laminierten Ausweis aus ihrer Strandtasche und reichte Nick das Dokument.
Nick starrte auf die kleine Karte. „Aber wann hast du den Kurs gemacht? Und wo?“, fragte er verdattert.
„In Phoenix. Die Prüfung habe ich vor ein paar Wochen in Cancun bestanden.“
Sie konnte ihm ansehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. „Trotzdem, du bist Anfänger. Ich halte es für keine gute Idee, dass du hier mitmachst.“
„Oh, das schafft sie schon“, mischte Harry sich ein. „Garden Cay ist ziemlich einfaches Gelände.“
„Ja“, ließ sich jetzt auch der Direktor des Barrington-Hotels in Miami hören.
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