Julia Collection Band 51
dachte Patricia, während sie ihm nachsah. Jetzt weiß also immerhin der Präsident der „Barrington Corporation“, dass ich eine liebeskranke Närrin bin!
Ein kurzes, zweisilbiges Wort schwebte über Sam Wainwrights Kopf wie ein Damoklesschwert.
Heirat.
Heirat.
Heirat.
Sam nahm kaum wahr, dass Patricia sich ihm gegenüber an den Schreibtisch setzte. Er verstand auch nichts, als sie ihm von den Resultaten des zweiten Vorstellungsgespräches mit den fünfzehn Bewerbern berichtete. Als sie in den einzelnen Bewerbungsunterlagen blätterte und ihm einige Papiere vorlegte, starrte er sie nur an. Wie konnte sie an Arbeit denken, wenn man ihm gerade sein Todesurteil verlesen hatte?
Heirat. Rex Barrington II hätte ihm genauso gut direkt die Kündigung aushändigen können.
Rex, der damals als Einziger bereit gewesen war, einem unbekannten Niemand eine Chance zu geben. Rex, der nur einen Wunsch offen hatte, bevor er sich zur Ruhe setzte.
„Ich möchte den Vizepräsidenten und Chef der Personalabteilung dieser Firma verheiratet wissen. Ich will wissen, dass die Personalabteilung von einem Mann mit solidem Privatleben geführt wird. Und wenn ich solide sage, dann meine ich auch solide. Ich will mir keine Sorgen um meine Firma machen müssen, wenn ich an den Stränden von Tahiti meinen Lebensabend genieße. Aber das wird ja keine Schwierigkeit sein, nicht wahr? Sie sind doch verlobt?“
War, korrigierte Sam in Gedanken, doch bevor er zu einer Erwiderung ansetzen konnte, fuhr Rex schon fort: „Ziehen Sie das Hochzeitsdatum einfach vor.“
„Sicher, Rex.“ Innerlich wand Sam sich. Wie sollte man ein Hochzeitsdatum vorverlegen, wenn es gar keine Braut gab?
Aber Rex Barrington II hatte eine ihm ganz eigene Art, das Gespräch durch Fragen, Vorschläge und Nachhaken zu lenken – mit einem einzigen Ziel: Anordnungen zu erteilen.
Das Nächste, was er sagte, war eine eindeutige Anordnung: „Ich würde zu gern die Frau kennenlernen, die Sie so glücklich macht.“
Ich auch, dachte Sam zerknirscht.
„Bringen Sie sie doch einfach zu meiner Pensionierungsfeier mit. Denn wenn ich diese geheimnisvolle Dame, die sicherstellen wird, dass Sie Ihren Job hier richtig machen, nicht endlich kennenlerne, werde ich wohl allein nach ihr suchen müssen.“
Es gibt viele Frauen auf dieser Welt, dachte Sam, laut wiederholte er jedoch: „Sicher, Rex.“
„Also, denken Sie daran: Ich will den Vizepräsidenten meiner Personalabteilung in festen Händen wissen. Verheiratet, Sam. Wenn mein Sohn, Rex III, die Firma übernimmt, wird es sicherlich einige Zeit dauern, bis er seinen eigenen Führungsstil gefunden hat. Es wird eine Übergangszeit geben, eine Zeit von Unsicherheit und Durcheinander, von Gerüchten und Konfusion. Der Vizepräsident und Chef der Personalabteilung sollte ein ruhender Fels in der Brandung sein – in Ihrem Fall also verheiratet.“
Das war eine Anordnung, kein Zweifel. „Sicher, Rex.“
Was für ein Albtraum!
Heirat. Heirat. Heirat …
„Sam?“
Sam zuckte zusammen und sah zu Patricia hin. „Entschuldige, was sagtest du?“
Patricia spielte ungeduldig mit ihrem Bleistift. „Ich fragte gerade, ob es eine gute Idee wäre, für die Bewerber eine Führung durch die Hauptverwaltung zu organisieren.“ Sie schob die Lesebrille ein wenig höher auf die Nase und beugte sich leicht vor, in Erwartung seiner Antwort. „Dann könnten sie auch direkt allen Abteilungsleitern vorgestellt werden und würden nicht nur die kennenlernen, in deren Abteilung sie dann arbeiten. Und sie könnten sich ein Bild von dem Arbeitsplatz machen, auf den sie später vielleicht nachrücken.“
Sam erhaschte den Hauch ihres vertrauten, zarten Parfums, und irgendwie beruhigte es ihn ein wenig. „Großartige Idee“, erwiderte er. Er musterte sie plötzlich mit gerunzelter Stirn. Die vertrauenswürdige, zuverlässige Patricia, die mit jeder Aufgabe, jedem Problem fertig wurde. Wenn sie Vizepräsidentin wäre, würde Rex gar nicht auf den Gedanken kommen zu verlangen, dass sie verheiratet sein müsste. Es gab niemanden, der ein solideres Leben führte als Patricia. Sie hatte nur eine Schwäche: Schokolade. Ansonsten lebte sie ihr Leben mit der Präzision und Berechenbarkeit eines Schweizer Uhrwerks.
Patricia Peel war die Verkörperung gemütlicher Abende vor dem Fernseher, des Glases warmer Milch vor dem Zubettgehen, von zweimal täglich Zähneputzen und praktisch-gesundheitsbewusster Baumwollunterwäsche.
Obwohl er sich bisher
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