Julia Collection Band 51
fröhliches Gelächter aus.
Das Lachen, das sie in den kommenden Jahren noch so oft miteinander teilen würden.
– ENDE –
Schon so lang in dich verliebt
1. KAPITEL
Andere Frauen taten es. Sie gaben es offen zu und waren sogar stolz darauf. Erst letzte Woche war eine Statistik in der Zeitung „Arizona Republic“ veröffentlicht worden, aus der zu ersehen war, dass über sechzig Prozent aller befragten Frauen es mindestens einmal getan hatten, manche sogar mehrmals. Es gab zahllose Artikel in Zeitschriften und Journalen mit Ratschlägen für Frauen, wie man es am besten bewerkstelligte. In dieser heutigen modernen Zeit waren Frauen, die so etwas nicht fertigbrachten – zumindest laut dem Artikel, den Patricia gestern bei der Babyparty für ihre Freundin Olivia McGovern-Hunter gelesen hatte –, entweder hoffnungslos altmodisch oder sie steckten gerade in einer Selbstverwirklichungsphase und hatten keine Zeit für so etwas. Oder sie waren einfach nur feige.
„Ja, das ist es: feige“, murmelte Patricia in sich hinein.
Andere Frauen machten den ersten Schritt und luden Männer zu einem Abendessen ein. Andere Frauen machten Männern sogar einen Heiratsantrag. Andere Frauen … Nun, es gab viele Dinge, die andere Frauen taten, die Patricia Peel allerdings nie fertigbringen würde.
Aber heute, an diesem Morgen, würde sie es tun.
Patricia steckte sich eine Strähne ihres rotblonden Haares hinters Ohr, räusperte sich und verschränkte die Finger, um nicht in Versuchung zu kommen, vor Nervosität an den Nägeln zu kauen.
„Sam, ich halte nichts von flüchtigen Affären“, begann sie mit hoch erhobenem Kinn, das sie jedoch sofort wieder auf die Brust sinken ließ. „Nein, das hört sich schrecklich an. Affären. “ Sie schnaubte leise. „Also, noch mal. Sam, wir halten beide nichts von der Idee, eine Liebesbeziehung am Arbeitsplatz anzufangen. Vor allem dann nicht, wenn der Mann eine viel höhere berufliche Position innehat als die Frau. Weißt du noch, wir haben doch damals dieses Seminar in Washington besucht, speziell zu diesem Thema. Das von dieser Frau mit dem enorm hochgetürmten Dutt, 60er Jahre-Stil, abgehalten wurde …“
Du weichst vom Thema ab, ermahnte sie sich in Gedanken. Sam und sie hatten sich noch tagelang über die ausgefallene Frisur dieser Frau amüsiert. Wenn sie das wieder ansprach, würde das Gespräch sicher in eine andere Fahrrinne gleiten.
Also noch mal von vorn.
Nervös zog Patricia das elastische Band von ihren Locken und versuchte, die Masse Haar zu einem ordentlichen Pferdeschwanz im Nacken zu bändigen. Sie ordnete die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch millimetergenau, bis die Ecken der Blätter eine ebenso perfekte Linie bildeten wie der Grundriss des fünfstöckigen Gebäudes der „Barrington Corporation – Hauptverwaltung“ am Stadtrand von Phoenix. Sie reckte die Schultern und strich den Rock ihres konservativen grauen Kostüms glatt.
„Sam, ich liebe dich, seit ich vor sechs Monaten diese Stelle angenommen habe“, sagte sie laut vor sich hin. Vielleicht war Offenheit der beste Ansatz. „Du warst der ausschlaggebende Grund für meine Zusage nach dem Vorstellungsgespräch mit dir. Ich musste ständig an dich denken. Ich hatte noch eine andere Stelle in Aussicht, aber ich habe sie nicht angenommen – wegen dir. Bisher habe ich meine Gefühle für dich nie gezeigt, weil du verlobt bist … ich meine, verlobt warst. Zumindest habe ich das gehört. Ich meine, dass du nicht mehr verlobt bist …“
Sie fasste sich ausgelaugt an die Stirn. Es funktionierte einfach nicht. Warum konnte sie keinen vollständigen, vernünftigen Satz zusammenbekommen?
„Was ich sagen wollte, ist, wir alle wussten, dass du verlobt bist. Warst. Und ich meine, Melissa ist eine wunderbare Frau, und …“
Patricia biss sich auf die Lippen. Eine glatte Lüge! Bei den wenigen Malen, die Melissa Sam vom Büro abgeholt hatte, hatte sie sich als ausgemachte Xanthippe entpuppt. Arrogant, überheblich, affektiert …
Patricia verabscheute sich selbst für ihre Gedanken. Denn wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass diese wenig schmeichelhaften Charakterisierungen ihr nur aus einem einzigen Grund so spontan einfielen: aus Eifersucht.
Pure, notdürftig unterdrückte Eifersucht!
Trotzdem, das Gerücht hatte sich bestätigt – Sam und Melissa hatten sich getrennt. Und da Sam nicht nur der Personalchef und Vizepräsident der „Barrington Corporation“ war, sondern auch ein
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