Julia Collection Band 51

realistischer zu sein“, fügte sie noch hinzu.
    „Aber was ist mit den Frauen, die bei Olivias Babyparty waren? Sie wissen doch, dass wir nicht schon lange verlobt sind. Und falls Rex per Zufall mit einer der Damen reden sollte …“
    „Zuerst habe ich mir darüber auch Sorgen gemacht, aber ich denke, die Chancen sind verschwindend gering“, beruhigte Patricia ihn. „Außerdem hat niemand außer mir Melissa je gesehen. Sie wissen alle nur, dass eine Frau namens Melissa existiert hat. Dass sie als deine Begleiterin auf der Gästeliste stand. Und ich glaube, ich habe eine Lösung gefunden.“
    „Deine Lösungen sind immer gut.“
    „Wir brauchen nur zu behaupten, Melissa wäre eine Art Codename für mich gewesen. Wenn man in der Firma wusste, dass du mit einer Melissa verlobt warst, dann war diese Melissa eben niemand anderes als ich.“
    „Großartige Idee. Und glücklicherweise war Melissas Familie so sehr gegen unsere Verlobung eingestellt, dass sie sie gar nicht erst offiziell bekanntgegeben haben. So gab es auch keine Fotos und keine Ankündigung in den Klatschspalten der Presse. Sonst wüsste Mildred Van Hess auf jeden Fall davon.“
    „Wieso? Kennt Rex’ Assistentin denn die Stanhope-Familie?“
    „Nein, aber sie liest regelmäßig die Klatschspalten und ist bestens auf dem Laufenden, angefangen vom Starlet, das sich irgendwo in Phoenix eine Eigentumswohnung gekauft hat, bis hin zum Industriemagnaten, der heiratet. Nur gut, dass ich nie mit ihr über Melissa geredet habe.“
    „Warum war die Stanhope-Familie eigentlich gegen eure Verlobung?“
    „Weil sie glaubten, ich sei ein Emporkömmling, der nur einen guten Namen heiraten wollte.“
    Patricia war ehrlich empört. „Das ist doch die Höhe! Du bist genauso viel wert wie Melissa!“ Sie duckte sich ein wenig, als eine Frau am Nebentisch sie auf ihren lauten Ausruf hin herablassend musterte.
    „Patricia, meine ersten Lebensjahre habe ich in einer Blechbaracke verbracht“, hob Sam leise an, aber an seinem gepressten Ton hörte man, wie sehr ihn allein die Erinnerung verletzte. „Meine Mutter betrachtete es als eine riesige Verbesserung, als wir in einen Wohnwagen umzogen. Mein Vater verschwand auf Nimmerwiedersehen, als ich noch sehr klein war, und meine Mutter starb, als ich elf Jahre alt war. Ich habe ganz unten angefangen, und die Stanhopes haben immer die Befürchtung gehegt, dass ich auch ganz unten enden könnte. Oder dass sie Melissa aus einer katastrophalen Ehe freikaufen müssten.“
    Sie konnte seine unterdrückte Wut und sein Gefühl der Demütigung fast körperlich spüren. „Du bist besser als sie alle zusammen“, sagte sie mit Überzeugung.
    „Danke, du bist eine wahre Freundin, dass du so denkst. Und du bist schon jetzt eine bessere Verlobte als Melissa.“
    Freundin. Verlobte. Freundin. Verlobte.
    Er wusste nicht, was diese Worte bei ihr bewirkten. Und er ahnte nicht, dass sie vorhatte, diesen Worten eine ganz andere Bedeutung zu geben …
    In diesem Moment wurde der nächste Gang serviert. Elegant stellte der Ober die Teller vor sie hin und verschwand behende.
    „Morgen nehmen wir uns den Nachmittag frei“, kündigte Sam an, während er sein Steak anschnitt. „Wir gehen ein Kleid für dich kaufen. Und sagtest du nicht, du wolltest eine neue Frisur? Wie wäre es vielleicht mit einer Maniküre?“
    Patricia sah mit Schmollmund auf ihre kurzen, stumpf geschnittenen Fingernägel. „Ich glaube nicht, dass eine Maniküre viel nützen wird. Aber vielleicht wäre es besser. So sehen sie ja wirklich schrecklich aus.“
    Sam lachte. „Patricia, du hast keine Ahnung, wie herzig du bist.“ Er bemerkte nicht, dass sie sich bei dem Wort „herzig“ wand. „Ich will, dass du alles tust, wodurch dir die Rolle meiner Verlobten leichter fällt. Und ich komme natürlich dafür auf. Wenn du möchtest, kann ich dir auch für morgen Nachmittag einen Termin bei Gascon besorgen.“
    Patricia sah ihn fragend an.
    „Gascons Salon ist der exklusivste Schönheitssalon in ganz Phoenix. Er ist Monate im Voraus ausgebucht, aber er wird mir den Gefallen tun. Wir kennen uns schon lange, wir sind in der gleichen Nachbarschaft aufgewachsen und haben früher immer Basketball zusammen gespielt. Er wird einen Termin für dich einschieben. Aber jetzt sollten wir uns vielleicht auf die Unterlagen konzentrieren.“
    Und nur wenige Minuten später diskutierten sie wieder vertieft über die Bewerbungsunterlagen der hoffnungsvollen Kandidaten, die für die