Julia Collection Band 51
des Models ausführlich. Dann verzog er abwertend den dünnen Mund. „Nein, viel zu hart. Für eine Gefängniswärterin ist das vielleicht passend, aber nicht für Sams Verlobte.“
Patricia war ratlos. „Was schlagen Sie denn vor?“
„Vertrauen Sie mir?“, kam die prompte Gegenfrage.
Patricia betrachtete Gascon. Der spindeldürre Besitzer hatte sie überschwänglich begrüßt und sie zu einer Beratung in sein Büro geführt. Den Blicken der anderen Frauen nach zu urteilen, die sie auf dem Weg dorthin erhascht hatte, musste dies so eine Art Allerheiligstes sein.
„Sie sind Sams Freund“, sagte Patricia. „Wie sehen die Frauen, die Sam attraktiv findet, denn sonst aus?“
„Ja, ich bin Sams Freund. Wir sind in den ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen. Sam hat sich so weit nach oben gearbeitet, dass ich es ihm nicht einmal übel nähme, wenn er mich nicht mehr kennen würde. Aber so ist Sam nicht. Im Gegenteil, er hat mir das Geld geliehen, damit ich diesen Laden hier aufmachen konnte. Und das werde ich ihm nie vergessen.“
„Können Sie mich denn schön machen … für ihn?“
Gascon lächelte. „Ich kann Sie nicht schön machen, das hat Gott schon lange vor mir getan. Aber ich werde meinen Job erledigen und das tun, was ich am besten kann: Ich werde Ihnen das ganz gewisse Etwas und den letzten Schliff verleihen!“
Aha! Sam schien also Frauen mit dem „gewissen Etwas“ und dem „letzten Schliff“ zu bevorzugen.
Drei Stunden später schloss Gascon die Ladentür auf, um Sam nach Ladenschluss hereinzulassen. Sam kam aus dem Büro und hatte den Blazer lässig über die Schulter geschwungen.
„Hallo, wie geht’s, mein Freund?“, grüßte Sam, und die beiden Männer umarmten sich. „Tut mir leid, dass ich so spät komme. Bekommst du deswegen mit Maria Schwierigkeiten?“
„Wahrscheinlich. Sie hat heute ihren Frauenabend, und ich bleibe zu Hause, um auf die Kinder aufzupassen.“
„Schieb die Schuld auf mich und sage ihr, dass ich mich entschuldige. Tja, dann werde ich nur schnell Patricia abholen und wieder gehen.“ Er sah zu der aufreizenden Blondine hin, die jetzt aus dem hinteren Teil des Salons auf sie zukam. Er nahm die Sonnenbrille ab, schaute weiter in ihre Richtung und flüsterte Gascon zu: „Wer ist denn dieses hübsche Ding da?“
Die Frau kam langsam nach vorn. Sie trug ein schlicht geschnittenes, eng anliegendes Kleid aus altrosa Seide, dessen freizügige Schlitze bei jedem Schritt aufregend geformte Beine freigaben. Die blonde Mähne war kunstvoll hochgesteckt, zwei schimmernde Locken fielen ihr an den Schläfen weich über die hohen Wangenknochen.
Sam stand da mit offenem Mund. Diese umwerfende Erscheinung, diese Frau, nach der sich jeder Mann den Hals verrenken würde, bei der jedem Mann automatisch das Herz stehen bleiben würde, konnte doch unmöglich …
„Patricia?“, brachte er endlich heraus.
„Sieh gefälligst nicht so schockiert aus“, flüsterte Gascon an seiner Seite ihm zu.
Doch es war ein Schock. Sam hatte Patricia noch nie so gesehen. Und der erste Gedanke, der ihm kam, war, dass sie jeden Mann haben könnte, den sie nur wollte. Ganz sicher hatte sie es nicht nötig, ihr Wochenende damit zu verbringen, ihm zu helfen, Rex’ Bedenken über sein Privatleben zu zerstreuen.
„Sam? Geht es dir nicht gut?“, fragte Patricia, als sie bei den beiden Männern angekommen war.
„Doch. Es ist nur … Ich bin völlig überwältigt!“
Sie lächelte. Das Lächeln, das er so sehr an ihr mochte. Das Lächeln, bei dem all ihre Sommersprossen zu leuchten begannen. „Wirklich?“
„Ja, wirklich.“
„Wegen mir?“
„Ja, wegen dir.“
„Wegen mir also“, wiederholte sie glücklich.
„Das reicht jetzt aber“, schaltete sich Gascon ein. „Los, geht jetzt, ihr beiden. Meine Frau wird mir die Hölle heißmachen, wenn ich noch später nach Hause komme.“
„Vielen Dank, Gascon“, sagte Patricia lächelnd.
„Es war mir ein wahres Vergnügen.“ Gascon küsste ihre Hand. „Oh, sieh da, ein Diamantring. Freut mich, dass er an Ihrer Hand steckt und nicht an Melissas. Aber jetzt, hinaus mit euch.“ Er hielt ihr ihr Kostüm hin, das auf einem Bügel hing. „Nehmen Sie das“, er schnaubte abfällig bei dem Wort das , „mit.“
Sam griff danach und warf einen genaueren Blick auf das graue Kostüm und die strenge Bluse, die darunter hervorlugte. Ja, das war Patricia. Die zuverlässige, verantwortungsbewusste Kollegin, die ihre Arbeit machte und
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