Julia Collection Band 55 (German Edition)
meinem Vater gestatten, unser Leben völlig zu kontrollieren.“
Cheri hörte ihm schweigend zu. Ein Tränenschleier lag über ihren Augen. Sie fühlte sich, als hätte man ihr gerade etwas Wundervolles weggenommen.
Ihre Traurigkeit blieb Jake nicht verborgen. „Du musst nicht traurig sein, Cheri. Ich gebe dir keine Schuld. Ich weiß, dass ich dich oft ungerecht behandelt habe, aber das tat ich nur, weil ich mir meine eigene Schwäche nicht eingestehen wollte. Wenn überhaupt, dann bin ich schuld. Ich kenne meinen Vater viel besser als du. Ich hätte ihm nicht auf den Leim gehen dürfen.“
„Was war dann meine Rolle? Der Köder zu sein?“
Er blickte sie voller Mitgefühl an. „Du bist eine wunderschöne, begehrenswerte Frau, aber du bist auch ein wenig gutgläubig. Ich fürchte, das hat mein Vater geschickt ausgenutzt. Er hat dich als Lockvogel eingesetzt, um mich zu fangen. Das Einzige, woran er denkt, sind Enkelkinder.“
„Du spricht so zynisch über deinen Vater. Ich sehe ihn noch immer nicht als diesen kalten, berechnenden Ränkeschmied, als den du ihn beschreibst.“
„Oh nein, er ist nicht kalt. Schon gar nicht, was uns angeht. Er glaubt, etwas Gutes zu tun. Genau, wie er es schon bei meinem Bruder gemacht hat.“
„Aber dein Bruder ist doch glücklich verheiratet.“
„Darum geht es nicht. Jenny und Charles haben einfach Glück gehabt, dass sie sich ineinander verliebt haben.“
Cheri konnte Jake am Gesicht ansehen, dass er nicht vorhatte, sich in sie zu verlieben. Sie spürte einen kalten Hauch im Raum und fühlte sich mit all ihrer Liebe und Leidenschaft allein gelassen. Für Jake war es nur ein Abenteuer gewesen. „Du meinst also, dass es ein Fehler war, dass wir zusammen geschlafen haben?“
Er zögerte, als müsse er nach den richtigen Worten suchen. „Ein wunderbarer Fehler, aber ein Fehler. Wie gesagt, wir haben das Eigentliche dabei aus den Augen verloren.“
„Schön, wenn man das alles so verstandesmäßig sehen kann.“ Ihre Stimme klang brüchig.
Jake spürte, dass sie verletzt war, und fühlte sich unbehaglich. „Du bist jung, und es war für dich das erste Mal. Als ich das erste Mal Sex hatte, hat es mich eine ganze Woche aus der Bahn geworfen. Aber ich weiß auch, wie schwierig es ist, seine Ziele zu verwirklichen, wenn man sich verzettelt. Ich halte dich für intelligent, Cheri. Intelligenter, als du wahrscheinlich selbst glaubst. Du könntest sehr viel mehr in deinem Leben erreichen, als nur ein Café zu betreiben. Aber selbst wenn das alles ist, was du möchtest, musst du dich darauf konzentrieren und es nicht für eine Stunde aufregenden Sex wegwerfen.“
„Aber Sex ist doch etwas ganz Normales. Die Menschen brauchen es. Kann man denn nicht seine Ziele und ein erfüllendes Liebesleben miteinander verbinden?“
Jake rieb seine Augen. „Natürlich. Aber es ist schwierig. Man muss so viel beachten. An einer Beziehung muss man andauernd arbeiten, um den Ansprüchen des Partners gerecht zu werden. Ehe man weiß, wie einem geschieht, hat man kein eigenes Leben mehr. Das bringt mich wieder darauf, dass wir ja ursprünglich Singles bleiben wollten.“
Cheri nickte widerwillig. Wahrscheinlich hatte er sogar recht. Er war so verdammt beredt. „Na schön, wenn es das ist, was du willst.“
„Ist es denn nicht auch das, was du willst? Denk doch bitte nach, bevor du etwas sagst.“
Wütend presste sie ihre Lippen zusammen. Er hatte anscheinend zu viel nachgedacht. Vor Kurzem noch hatte er gar nicht gedacht, sondern sich nur seiner Begierde hingegeben. Vielleicht würde das ja wieder geschehen. Sie brauchte einfach nur Geduld. „Ich glaube, ich möchte alles, Jake. Ich hasse es, Entscheidungen zu treffen.“
„Aber als du verlobt warst, hast du auf Sex bewusst verzichtet.“
In dieser Sekunde fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie hatte ihren Verlobten nicht geliebt. Instinktiv hatte sie vor dem entscheidenden Schritt zurückgescheut, weil sie ihm nicht wirklich vertraut hatte. Aber für Jake würde sie alles tun. „Ich hatte mir vorgenommen, mit Sex bis zur Hochzeit zu warten. Glücklicherweise habe ich den Kerl damals nicht geheiratet. Dafür aber dich.“
„Das ist doch nur eine Scheinehe. Wir wissen doch beide, dass sie nur ein Jahr dauern wird.“
„Trotzdem sind wir dem Gesetz nach verheiratet. Außerdem, wenn wir diese Ehe nur eingegangen sind, weil es uns nützt, warum können wir dann keinen Sex miteinander haben, einfach weil es uns Spaß
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