Julia Collection Band 55 (German Edition)
vorbeikomme.“
„Was soll ich dazu sagen? Habe ich dir gestern am Telefon nicht klargemacht, dass du mich in Ruhe lassen sollst? Wie hast du überhaupt hergefunden?“
„Ich habe einen Privatdetektiv auf dich angesetzt“, erklärte Jasper, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Du hast einen Schnüffler auf mich gehetzt?“
„Da du im Grundbuch als Besitzer eingetragen bist, war es eine Kleinigkeit, deine Adresse herauszufinden. Herauszufinden, dass du Millionär bist, war schon ein wenig schwieriger. Aber der Detektiv hat gut nachgeforscht. Nur bei der Beschattung hat er völlig versagt. Da habe ich ihn gefeuert.“
„Mich beschatten? Das erklärt den weißen Wagen. Du solltest dich wirklich schämen! Kannst du dich nicht ein Mal wie ein normaler Vater benehmen?“
„Ich habe nie behauptet, ein Durchschnittsmensch zu sein. Also interessiert es mich nicht besonders, was andere Menschen für normal halten. Aber nur, damit du es weißt, ja, ich schäme mich. Bea ist selbstverständlich auch über mein Verhalten entsetzt. Allerdings schäme ich mich nur bis zu einem gewissen Punkt. Du bist schließlich selbst ein Geheimniskrämer.“
Jasper versuchte, an Craig vorbei ins Haus zu sehen. „Hier lebst du also, einer der erfolgreichsten Männer Hawaiis. Du besitzt dieses großartige Haus und willst uns weismachen, du lebtest von der Hand in den Mund. Deine Mutter macht sich große Sorgen um dich. Also habe ich nach deiner letzten Postkarte beschlossen, herauszufinden, wie es dir tatsächlich geht. Und ich bin angenehm überrascht.“
Craig verzog das Gesicht. „Ich hatte nicht vor, Millionär zu werden.“
„Aber du bist es.“
„Reiner Zufall.“
Jasper lachte. „Du bist mein Sohn, ob es dir gefällt oder nicht. Du kannst nichts gegen deine Herkunft machen. Wir beide haben den Dreh zum Geldverdienen nun mal raus.“
Craig lehnte sich gegen den Türrahmen und schwieg wohlweislich. Irgendwie hatte er schon immer geahnt, wie ähnlich er seinem Vater in vielen Dingen war. Er würde sich an den Gedanken gewöhnen müssen.
„Kann ich mir dein Haus ansehen, wenn ich schon einmal hier bin?“
Craig schloss kurz die Augen und machte dann unendlich langsam seinem Vater Platz. Jasper betrachtete beeindruckt den glänzenden Holzfußboden und bewunderte den Ausblick, während Craig über sein Leben und seine dominanten Eltern nachdachte.
„Du hast mich reingelegt, nicht wahr? Dein Privatdetektiv hat dir berichtet, dass mein Haus renoviert wird, und daraus hast du geschlossen, dass ich in deine Ferienwohnung ausweichen müsste. Darum hast du Penelope dort wohnen lassen.“
„Ein fantastischer Blick!“, sagte Jasper mit funkelnden Augen und drehte sich dann zu Craig um. „Ja, du hast es erfasst. Ich war mit dem Timing wirklich sehr zufrieden. Ich wusste zwar, dass du renovieren wolltest, aber nicht, wann. Und du hättest ja zu einem Freund ziehen können. Aber das Universum war auf meiner Seite. Positives Denken zahlt sich eben aus.“
„Das Universum?“, spottete Craig. „Ist das so was wie die ‚Kraft‘ in Star Wars? Und was ist mit deiner Voodoo-Stickerei? Hast du denn geglaubt, meine Brüder hätten mich nicht gewarnt? Es war sehr schlau, mir ausgerechnet Penelope zu schicken! Da hast du wirklich ein ganz großes Geschütz aufgefahren.“
„Ich wollte, dass du Penelope kennenlernst, weil ich dachte, sie sei die Richtige für dich. Das glaube ich noch immer. Und ich glaube, dass du mir tief im Innern recht gibst.“
„Woher willst ausgerechnet du wissen, wie es in meinem Inneren aussieht?“
„Ihr beide seid doch prächtig miteinander ausgekommen. Und über dein Innenleben weiß ich seit unserem Telefonat von gestern Nacht Bescheid.“
Craig war über Penelopes Verschwinden so erschüttert gewesen, dass er sich vor Wut hatte gehen lassen, als er die Stimme seines Vaters gehört hatte. Er wusste gar nicht mehr, was er genau gesagt hatte.
Jasper, der das vermutete, frischte sein Gedächtnis auf. „Du hast mir vorgeworfen, dir eine Frau geschickt zu haben, die du nicht vergessen könntest.“
Langsam kehrte Craigs Erinnerung zurück. „Letzte Nacht war ich sehr durcheinander und aufgeregt, weil sie einfach so gegangen ist. Das war nur verletzter Stolz. Sonst lassen Frauen mich nämlich nicht einfach so stehen. Aber sie wird Hawaii bald verlassen, und ich werde darüber hinwegkommen.“
„Oh, sie ist schon weg. Wahrscheinlich sitzt sie gerade im Flugzeug.“
Die Neuigkeit traf Craig wie ein
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