Julia Collection Band 55 (German Edition)
schön, dass du noch einen Rest Verantwortungsgefühl hast. Wie war es eigentlich, als du zum ersten Mal mit ‚der Frau, die absolut nicht dein Typ war‘ im Bett warst?“
Er zerrte an ihrem Arm, sodass sie sich umdrehen musste. „Können wir mit den gegenseitigen Vorwürfen nicht aufhören und uns wie zivilisierte Menschen benehmen?“ Er sah die Tränen auf ihrer Wange und wollte sie wegwischen, aber Penelope wich zurück. „Ich weiß nicht, warum das jetzt geschieht“, fuhr er fort. „Wir haben keinen Grund, uns zu streiten. Ich möchte nicht, dass du mich hasst.“
Penelope straffte sich. „Ich hasse dich nicht. Ich habe überhaupt keine Gefühle mehr für dich. Ich bin wie taub.“
„Aber du sagtest, du liebst mich.“
Er blickte sie flehend an, bevor er zu Boden sah. Einen Moment lang hatte er sogar verletzlich gewirkt. Aber bei dem dämmerigen Licht konnte das auch eine optische Täuschung gewesen sein.
„Das sagte ich im Rausch der Leidenschaft. Da sagt man vieles. Damit solltest du dich doch auskennen, nicht wahr? Aber das ist nun alles vorbei. Der Traum ist ausgeträumt. Ich gehe zurück zu meinem alten Leben. Das solltest du auch tun, was immer dies für ein Leben sein mag.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Goodbye, Craig. Es war eine interessante Erfahrung.“
Penelope stieg in das Taxi, und der Fahrer packte ihr Gepäck in den Kofferraum. Die Wagenfenster waren geöffnet, und Craig ging schnell zu ihrer Tür.
„Geh noch nicht“, sagte er leise.
„Warum nicht?“ Sie konnte sich sein Verhalten nicht erklären, aber es hatte nichts Beruhigendes an sich.
„Wir sollten darüber sprechen. Es gibt noch einiges, was gesagt werden muss.“
„Zum Beispiel?“
Er blickte unsicher umher. „Ich weiß es nicht genau. Aber wir sollten uns aussprechen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Bist du verrückt geworden? Es gibt nichts mehr zu bereden. Es ist vorbei. Morgen lernst du bestimmt eine neue Frau kennen. Vielleicht auch nicht unbedingt eine ‚neue‘ Frau, denn hier auf der Insel kennst du ja sicher alle.“ Penelope drehte sich zum Fahrer. „Können wir losfahren?“
„Ich will nur dich!“, rief Craig ihr hinterher.
Verwundert beobachtete sie ihn. Wieso sagte er solche Sachen, wo er doch nur auf seinen Vater wütend war? Erkannte er etwa, wie doppelzüngig er sich verhalten hatte? Oder drehte er – warum auch immer – jetzt durch?
„Goodbye“, rief sie noch einmal, während der Wagen sich von ihm entfernte. Noch einmal konnte sie einen letzten Blick auf seine hohe Gestalt werfen, dann fuhr das Taxi um die Kurve.
Zusammengesunken saß Penelope da und kaute auf ihrem Daumennagel, als der Fahrer sie aus ihren Gedanken riss.
„Wir kommen jetzt auf die Hauptstraße, Miss. Wohin soll ich Sie bringen?“
Sie blickte auf. „Oh. Lassen Sie mich nachdenken. Fahren Sie mich einfach zum besten Hotel von Kailua-Kona.“ Vergiss das Geld, befahl sie sich selbst. Das Einzige, was sie sich noch wünschte, war ein wenig Komfort und Ruhe. Morgen würde sie wieder nach Hause fliegen und diese ganze unglückliche Episode aus ihrem Leben streichen.
10. KAPITEL
„Ich hab’s vermasselt“, schimpfte Jasper, als er wieder ins Hotel zurückkehrte.
Er hatte gesehen, wie Penelope und Craig fluchtartig das Lokal verließen, nachdem sie ihn und Bea erkannt hatten. Die Frage war nun, ob Craig wusste, was er vorgehabt hatte, oder einfach nur verärgert gewesen war, dass sie sich, ohne sich bei ihm gemeldet zu haben, auf der Insel aufhielten.
„Das war wirklich peinlich“, bemerkte Bea. „Es war schon schlimm genug, sich wegen dieser Narretei so scheußlich verkleiden zu müssen. Aber dass sie uns dann auch noch erkannt haben …“ Sie seufzte. „Jetzt ist es vorbei. Nun wird es kommen, wie es kommen muss.“
Jasper ging zum Telefon. „Ich rufe in der Ferienwohnung an. Vielleicht sind sie ja dort.“
„Was willst du denn sagen?“
„Mir fällt schon was ein.“ Aber niemand antwortete auf seinen Anruf, und so hängte er schließlich auf. Unruhig lief er im Zimmer herum.
„Setz dich, Jasper. Du regst dich nur noch mehr auf und machst mich nervös. Denk an dein Herz.“
Jasper hörte kaum hin, denn er war in Gedanken ganz woanders. „Ich sollte vielleicht bei ihm zu Hause anrufen.“
„Hältst du das für eine gute Idee? Craig war ganz schön wütend, als er das Restaurant verließ.“
„Meinst du, dass er morgen nicht mehr wütend ist? Ich denke, je schneller ich die Sache
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