Julia Collection Band 55 (German Edition)
Schlag. „Woher weißt du das?“
„Als ich heute Morgen auf dem Parkplatz war, sah ich, wie sie den Flughafenbus bestieg. Zufälligerweise stieg sie im gleichen Hotel ab wie deine Mutter und ich.“
„Hast du mit ihr gesprochen?“, fragte Craig tonlos.
„Nicht heute Morgen. Gestern Abend traf ich sie zufällig in der Hotelhalle.“ Zum ersten Mal zeigte Jasper echte Reue. „Sie meinte, sie fühle sich von uns beiden ausgenutzt. Sie wollte nicht mit mir reden.“
„Begreifst du eigentlich, was du angerichtet hast?“
Jasper blickte beschämt zu Boden. „Ja, ich sehe es ein. Die Dinge haben sich nicht so entwickelt, wie ich es geplant hatte.“
„Du kannst das Leben deiner Söhne nicht planen! Du hast nicht einmal das Recht, es zu versuchen.“
„Aber bei Jake und Charles hat es doch geklappt. Vielleicht ist mir mein Erfolg zu Kopf gestiegen. Bea hat mich noch gewarnt, dass du anders seist. Sie hält dich für einen eingefleischten Junggesellen.“
„Da hat sie recht!“, rief Craig übertrieben laut aus. „Ich bin gern Single. Ich bin frei und muss auf niemandes Gefühle Rücksicht nehmen. Ich komme und gehe, wie es mir passt. Und es gibt keine aufsässigen Kinder, die mich in den Wahnsinn treiben.“
„Die aufsässigen Kinder sind doch das Beste an der Sache“, bemerkte Jasper humorvoll. In seinen Augen stand ein merkwürdiges Glitzern, als er dann fragte: „Hast du Angst, dass Penelope schwanger sein könnte?“
„Nein!“
„Oh. Einen Moment lang dachte ich …“
„Das geht dich nichts an!“
„Eure Beziehung war also auch körperlich.“ Jaspers Augen leuchteten.
Craig kam sich wie am Boden zerstört vor. Sein Vater konnte die Wahrheit besser erkennen als ein Lügendetektor. „Ich habe dir gerade gesagt, dass dich das nichts angeht!“
„Du hast völlig recht“, stimmte Jasper ihm zu.
Kein Wunder, dachte Craig, er hat ja auch alles herausgefunden, was er wissen wollte.
„Also“, setzte Jasper wieder an und rieb sich die Hände. „Wie läuft dein Geschäft? Soweit ich weiß, hast du in jedem Hafen ein Boot liegen!“
„Ja. Es geht mir großartig. Willst du meine Bücher einsehen? Tu dir keinen Zwang an“, sagte er bissig.
„Gern“, antwortete Jasper munter, „aber später. Du siehst müde aus. Ehrlich gesagt, siehst du aus, als ob du von einem Laster überfahren worden wärst.“
„Ich bin gestern auf der Couch eingeschlafen.“
„Das kommt vor, wenn man die Liebe seines Lebens verliert.“
„Sie ist nicht die …“
„Nein?“
„Nein!“
„Wenn du es sagst“, meinte Jasper betont lässig. „Und jetzt sollte ich besser gehen, damit du dich frisch machen kannst. Du hast bestimmt noch etwas vor heute.“
Die Ankündigung seines Vaters überraschte Craig. „Ich bringe dich zur Tür.“ Während sie den Flur entlanggingen, empfand er plötzlich ein starkes Schuldgefühl seiner Mutter gegenüber. „Wie lange wollt ihr hierbleiben?“
„Ich dachte eigentlich daran, morgen abzureisen. Wir haben noch ein Apartment auf Maui, und Bea könnte sich dort ein wenig entspannen.“
Craig atmete einmal tief durch. „Heute Nachmittag habe ich frei. Warum bringst du Mom nicht her?“
„Wirklich? Sie wird sich bestimmt freuen, wenn sie dieses Haus hier sieht. Ich habe ihr noch nichts davon erzählt. Ich habe sie in dem Glauben gelassen, du würdest in einer Bruchbude leben.“
Craig sah ihn erstaunt an. „Wieso hast du ihr nicht erzählt, was du weißt?“
„Weil ich der Ansicht bin, dass sie es von dir selbst hören sollte, wie erfolgreich du bist. Wenn ich es ihr sage, wäre sie verstimmt, weil sie denken würde, dass du ihr die Wahrheit absichtlich verschiegen hättest. Wenn du es ihr erzählst, wird es eine freudige Überraschung für sie sein.“
Es bedrückte Craig, seine Mutter im Unklaren gelassen zu haben. „Du hast recht. Komm doch nach dem Mittagessen mit ihr her. Es wird Zeit, dass ich mein Versteckspielen beende.“
„Schön“, sagte Jasper. „Das wird eine Erleichterung für deine Mutter sein. Möchtest du nicht mit uns essen?“
„Nein.“ Sein Magen war immer noch völlig verkrampft. „Kommt ihr nur her, wenn ihr fertig seid.“
Nachdem sein Vater gegangen war und er geduscht und sich rasiert hatte, machte Craig sich daran, die Küche zu putzen und das Schlafzimmer aufzuräumen. Während er das Bett machte, versuchte er erfolglos, nicht an die Leidenschaft zu denken, die er mit Penelope hier – und nicht nur hier – erlebt
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