Julia Collection Band 55 (German Edition)
glänzen sehen. „Ich weiß es einfach nicht. Das ist alles völlig neu für mich. Du hast schon so viele Beziehungen gehabt, dass ich mich da auf dich verlasse. Du kennst dich da besser aus.“
„Wieso unterstellst du mir immer, dass ich unsere Beziehung beenden will?“
Seine Frage schien sie ernstlich zu verwirren. „Was denn sonst? Oder möchtest du einfach so weiter mit mir ins Bett gehen? Irgendwann würde es doch herauskommen, und dann wären wir das Gesprächsthema Nummer eins in den Klatschspalten. Es würde deine Stellung hier im Haus untergraben, und mir würde man vorwerfen, bevorzugt zu werden. Das möchte ich uns beiden ersparen. Und wenn du vernünftig darüber nachdenkst, wirst du mir recht geben.“
Charles konnte nicht umhin, ihr beizupflichten. Sie hatte in allem völlig recht, und das Letzte, was er wollte, war, Jennifer irgendwelchem Klatsch auszusetzen. „Dann sollte ich dich wohl entlassen“, entgegnete er zum Spaß, denn das kam überhaupt nicht infrage.
„Vielleicht sollte ich kündigen.“
„Jennifer!“ Sie hatte ihn anscheinend ernst genommen.
„Doch. Ich sollte zurück aufs College gehen und meinen Abschluss nachholen.“
„Hoffst du, damit deinen Professor zurückzugewinnen?“
„Nein.“ Ihre Augen wurde wieder feucht. „Ich, ich muss nur weg von dir.“
„Warum? Habe ich dein Leben ruiniert?“
„Nein, nur verändert.“ Sie wischte sich die Tränen ab und brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. „Die Nacht mit dir wird mir unvergesslich bleiben. Aber ich muss zusehen, wie es weitergehen soll. Ich muss mein Leben neu ordnen und mir über meine Zukunft Gedanken machen. Und das schaffe ich nicht, wenn ich in deiner Nähe bleibe.“
Charles wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er fühlte nur Verzweiflung. Wenn sie etwas für ihn empfand, wieso wollte sie ihn dann verlassen? Das war ihm noch bei keiner Frau passiert!
Auf einmal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er hatte noch nie in seinem Leben eine Frau wirklich geliebt. Für keine andere Frau hatte er jemals das empfunden, was er jetzt für Jennifer empfand. Und nun, wo ihm dies endlich klar geworden war, wollte sie ihn verlassen.
Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, und sein Assistent meldete, dass das Fernsehteam nun da sei.
„Was für ein Fernsehteam?“ Jennifer blickte Charles lauernd an.
„Entschuldige, das habe ich glatt vergessen. Ein Lokalsender möchte ein Interview mit uns machen.“
„Oh nein!“
„Wenn du möchtest, werde ich das Reden übernehmen.“
Jennifer sah ihn unglücklich an. „Sie werden bestimmt auf unserer Romanze herumreiten. Wie sollen wir uns verhalten?“
„Wir werden improvisieren müssen“, antwortete Charles niedergeschlagen. Er konnte ja schlecht vor der Kamera seine Gefühle offenbaren.
Das Interview begann mit den zu erwartenden Fragen, wie es sei, unter den Augen der Öffentlichkeit zu leben, die Schwierigkeiten beim Kochen und den Kontakt zu den Zuschauern. Schließlich kam der Reporter zu dem Punkt, auf den alle gewartet hatten.
„Seit der Pressekonferenz fragt sich ganz Chicago, ob es tatsächlich eine Romanze zwischen Ihnen beiden gibt. Also, waren wir Zeuge einer echten Romanze im Schaufenster von Derring’s?“
Jennifer senkte ihren Blick, denn Charles ließ sich mit der Antwort etwas Zeit. „Lassen Sie es mich einmal so sagen: Ich würde nichts dagegen haben.“
Der Reporter wurde hellhörig. „Sie meinen, Sie würden …“
„Mehr habe ich nicht dazu zu sagen“, unterbrach ihn Charles.
Der Reporter sah die überraschte Jennifer an, die ungläubig blinzelte. „Ich habe dem auch nichts hinzuzufügen.“
„Gut!“ Der Reporter war begeistert über das, was seine Gesprächspartner nicht gesagt hatten. „Heute ist Ihr letzter Tag in der Schaufensterdekoration. Sind Sie froh, dass es nun vorbei ist, oder hätten Sie gern weitergemacht?“ Er hielt sein Mikrofon in Jennifers Richtung.
„Ich bin schon froh, dass es vorüber ist. Ich bin es nicht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen.“
Das Mikrofon wurde Charles gereicht. „Es war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Es hat mir mehr Freude gemacht, als ich je vermutet hätte. Deshalb plane ich für Juni eine weitere Schaufensteraktion.“
„Tatsächlich? Werden Sie dort auch selbst wieder auftreten?“
„Das hängt von verschiedenen Faktoren ab“, gab Charles zurück. Er konnte nur hoffen, dass Jennifer seine Anspielungen verstehen und sich ihm anschließen
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