Julia Collection Band 57
Er küsste sie noch einmal und ging zu seinem Wagen.
„Das ist wirklich erstaunlich.“ Lindsey ging im Gartenhof umher, in dem Gaslaternen tanzende Schatten auf den Rasen warfen, der von üppigen Sträuchern und exotischen Blumen eingerahmt war. „Niemand, der Belle Terre nicht kennt, würde am Ende einer schmalen Sackgasse hinter diesen alten Backsteinmauern ein kleines Paradies erwarten.“
„Ich würde nicht so vermessen sein, es Paradies zu nennen.“ Lincoln lachte leise. „Aber es ist mein Zuhause. Nur habe ich leider zu wenig Zeit, mich hier zu entspannen.“
Lindsey blieb vor einer cremefarbenen Gardenie stehen und betrachtete sie eingehend. „Besonders in den letzten Monaten.“ Sie sah ihn an. „Das tut mir leid.“
„Das braucht es nicht.“ Aus dem Halbdunkel heraus beobachtete Lincoln Lindsey fasziniert. Ihre Lockenpracht hatte sie im Nacken zusammengenommen, aber schon lösten sich die ersten Strähnchen und umspielten ihre Schultern. Sie trug ein langes cremefarbenes Kleid aus weich fließendem Stoff. Es hatte Frannie gehört, doch auch wenn Lindsey zierlicher war, sah sie hinreißend darin aus. So, wie es ihre Figur umschmeichelte, hätte kein Kleid der Welt verführerischer sein können. „Ich habe meine Zeit nämlich genau so verbracht, wie ich es wollte und mit wem ich wollte.“ Er trat zu ihr, brach die Gardenie ab und steckte sie ihr in den Ausschnitt. „Ein hübsches Accessoire für eine hübsche Lady.“
„Danke.“ Behutsam strich sie über die duftende Blüte.
„Kein Einspruch?“ Er nahm ihre Hand und hielt sie fest.
„Langsam glaube ich dir, Lincoln. Nur dir.“ Sie konnte den Blick nicht von ihm lösen, konnte sich nicht sattsehen an ihm.
Zärtlich küsste er ihre Fingerspitzen eine nach der anderen. „Als ich dich heute mit Merrie sah, fiel mir plötzlich auf, wie ähnlich ihr euch seid. Keine von euch beiden weiß, welche Ausstrahlung und Macht sie hat.“
„Ich bin überhaupt nicht wie Merrie. Sie ist die …“
Lincoln überging ihren Einwand. „Du verstehst immer noch nicht. Aber das wirst du schon noch.“ Er zog sie in die Arme. Kurz bevor er den Mund auf ihre schon halb geöffneten Lippen senkte, murmelte er: „Noch ehe diese Nacht vorbei ist, wirst du es verstehen, mein Liebling. Ganz bestimmt.“
11. KAPITEL
Lincoln hatte Lindsey schon öfter „Liebling“ genannt. Doch noch nie mit diesem zärtlichen, besitzergreifenden Unterton. Nie mit diesem Blick, der ihr das Gefühl gab, bei ihm sicher und geborgen zu sein. So, als gäbe es keinerlei Schuldgefühle, Sorgen, Bedauern. In diesem kleinen, von Mauern umgebenen Garten gab es nur Lincoln und sein Versprechen auf sinnliche Vergnügungen, das sie aus jedem Lächeln, jeder Berührung herauslas.
Er geleitete sie auf einem schmalen, vom Mond und von Gaslaternen beschienen Pfad zu einer Wendeltreppe, die von einem alten Myrtenstrauch verborgen war und zu Lincolns Schlafzimmer hinaufführte.
Hier war der Garten noch bezaubernder. Was früher einmal ein Küchengarten gewesen sein mochte, war jetzt der charmanteste, verschwiegenste Winkel in diesem privaten Paradies.
„Einfach traumhaft“, flüsterte sie. „Romantik pur.“
„Das ist noch nicht alles“, versprach Lincoln, als er sie über die Treppe nach oben führte. Selbst ihre Schritte auf der Metalltreppe klangen in dieser zauberhaften Nacht wie Musik.
„Sieh mal.“ Lincoln trat ans Geländer des Balkons und zeigte auf Belle Terre und den im Mondschein glitzernden Fluss.
Vom Balkon aus wirkte der Garten unwirklich, wie aus einem Traum. Die Stadt und der Fluss jenseits der Mauer schienen zu einem anderen Leben zu gehören. „Hierher ziehst du dich also nach einem anstrengenden Tag zurück.“
„Wenn ich kann.“
„Es ist unglaublich schön hier.“
„Ja. Aber kein Vergleich zu dir.“
Lindsey erwiderte nichts. Aber als Lincoln sie sanft an der Hand zog, ging sie mit ihm zu einer schmalen Bank. Er nahm Platz und sah mit forschendem Blick zu ihr auf. Lincoln, der entgegen seinem eigenen Grundsatz saß, während eine Lady noch stand.
Ein seltener Moment, in dem die knisternde Spannung zwischen ihnen fast greifbar wurde. Als Lindsey sein dunkles Haar berühren wollte, ergriff er ihre Hand und presste den Mund auf die empfindsame Innenfläche.
Als er sie mit der Zungenspitze zu liebkosen begann, erschauerte sie wohlig. Dann zog er sie zwischen seine Beine. Allein diese intime Nähe entfachte tief in ihr ein heißes Feuer, das durch sein
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