Julia Collection Band 57
von Jeffersons altem Landrover stand, glaubte Merrie Alexandre aufs Wort. Im Laufe der zwei Jahre, die sie auf Wunsch ihres Vaters jetzt in Edens Obhut war, hatte er erlebt, wie aus dem scheuen, heimwehkranken jungen Mädchen nach und nach die faszinierende, selbstsichere junge Frau wurde, die Lindsey beruhigend zulächelte, während sie alle auf Cade und Brownie warteten.
Marissa Claire Alexandre war nicht nur bildschön, sie war auch kultiviert und sehr intelligent. Doch sie war sich absolut nicht bewusst, welche Wirkung ihre Schönheit auf die jungen Männer von Belle Terre hatte. Und auch auf einige nicht ganz so junge.
„Ich hab alles.“ Cade sprach von dem Stetson, den Lincoln ihm geschenkt hatte, und dem Pferdebuch, das Lincoln ihm geschenkt hatte. „Merrie will mir daraus vorlesen.“
„Wenn ich Lincoln recht verstanden habe, kannst du es Merrie und mir auswendig erzählen.“ Mit einem strahlenden Lächeln nahm Jefferson Cade das Buch ab. „Wenn wir zurückkommen, wirst du bestimmt ein paar Namen zur Auswahl für das Fohlen haben. Vielleicht fallen uns ja ein paar ganz besonders tolle ein, während wir die Sterne beobachten.“
„Nachts?“ Cade strahlte noch mehr.
„Na sicher.“ Jefferson lachte, was Lindsey bisher kaum erlebt hatte. „Wann würdest du Sterne denn sonst beobachten?“ Er reichte Merrie das Pferdebuch, warf Cades Rucksack in den Wagen und lockte Brownie ins Auto. Dann nahm er Cade auf den Arm. „So, Tiger, gibt deiner hübschen Mom einen Kuss.“
Gleich darauf war das Trio startbereit.
„Eine tolle Frau“, sagte Jefferson durch das Wagenfenster leise zu Lincoln. Lindsey sollte es nicht hören, obwohl Merrie ihr gerade noch einmal versicherte, dass sie gut auf Cade aufpassen würden. „Ein toller Junge.“
„Ich weiß.“ Als sich nun auch die Brüder voneinander verabschiedeten, ergänzte Lincoln: „Schon seit Langem.“
„Es ist Zeit.“ Jefferson sah seinen Bruder eindringlich an. „Höchste Zeit.“
„Alle Welt wissen zu lassen, dass sie zu mir gehören?“
„Wenn du einen Funken Verstand hast.“
„So einfach ist das nicht, Jeffie. Da gibt es einiges zu bedenken. Es geht nicht nur um mich und meine Wünsche.“
„Mag ja sein. Aber irgendwann musst auch du dich entscheiden. Und dieser Zeitpunkt ist jetzt, Bruderherz.“ Jefferson fuhr langsam los.
„Das eben klang ja ziemlich ernst. Was war denn los?“ Lindsey sah zu, wie der Landrover den Bach durchquerte und aus dem Blickfeld verschwand.
„Jeffie hat mir einen eindringlichen Rat gegeben.“
„Einen eindringlichen Rat? Jefferson? Ich hätte nicht gedacht, dass er anderen überhaupt Ratschläge gibt.“
„Das tut er normalerweise auch nicht.“ Lincoln legte Lindsey einen Arm um die Schulter. „Außer in Fällen, in denen jemand quasi Tomaten auf den Augen hat.“
Lindsey lachte. „Ich hatte noch nie den Eindruck, dass du mit Blindheit geschlagen wärst.“
„In diesem Fall schon, da hat Jeffie recht. Aber damit ist es jetzt vorbei.“ Er nahm Lindsey bei der Hand und ging mit ihr zum Haus. „Dazu kommen wir später noch. Jetzt will ich dir erst mal einen Vorschlag machen. Ich hoffe, du bist damit einverstanden.“
„Was für einen Vorschlag?“
„Eine Nacht außer Haus.“ Ehe sie Einspruch erheben konnte, küsste er sie zärtlich. „Jefferson weiß, dass ich mein Handy bei mir habe, und er würde nicht zögern, mich anzurufen. Ich warne dich“, ergänzte er mit gespielt finsterer Miene, „falls dir trotzdem eine Ausrede einfallen sollte, werde ich ein stichhaltiges Gegenargument finden.“
„Tja … dann suche ich am besten erst gar keine Ausrede.“
„Das ist sehr vernünftig.“ Mit Blick auf die langsam hinter den Bäumen versinkende Sonne, erklärte Lincoln Lindsey Näheres. „Ich muss noch nach Belle Rêve, um nach Gus und Jesse zu sehen. Das dürfte nicht länger als eine Stunde dauern. Reicht dir das, um dich fertig zu machen?“
„Wenn ich wüsste, wohin wir gehen, wüsste ich auch, was ich anziehen soll.“
„Wohin wir gehen, ist eine Überraschung.“ Liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne, die sich, wie üblich, aus ihrem Haarband im Nacken gelöst hatte, hinters Ohr. „Zieh an, wozu du Lust und Laune hast.“ Sein Lächeln verhieß ihr frivole Vergnügungen. „Wir haben eine besondere Nacht vor uns, aus der wir machen werden, was du willst.“
„In einer Stunde bin ich fertig.“ Ihre Stimme zitterte, weil ihr Herz heftig klopfte.
„Bis dann also.“
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