Julia Collection Band 57
bei der Hand und betrachtete den Sonnenuntergang. „Also“, versuchte er sie zu überreden und begann, mit dem Daumen sacht über ihre Finger zu reiben, „man würde dich zwar vermissen, aber keiner deiner Gäste würde in seine Chantilly-Sauce weinen oder in seine Pfirsiche mit Grand Marnier, falls sie einen Abend ohne dein strahlendes Lächeln auskommen müssten?“
Edens überraschter Blick ließ ihn leise auflachen. Es klang ein wenig frech und brachte sofort noch mehr Erinnerungen zurück, die ihren Puls beschleunigten. „Du scheinst ja eine Menge über das Hotel zu wissen. Sogar, welche Spezialitäten unsere Gäste jetzt im Frühling am liebsten essen.“
„Dank Janet.“
„Janet?“ Dass er so beiläufig eine Frau erwähnte, erschreckte Eden. Sie hätte nicht erklären können, warum, aber Adams Cade wirkte wie ein ungebundener Single.
„Meine Sekretärin.“ Er hörte auf, ihre Finger zu streicheln, und drückte seine Hand fest auf ihre Hand. „Sie ist sehr tüchtig und hat eine Menge über das River Walk in Erfahrung gebracht, allerdings nichts über ein abgeschieden gelegenes Gästehaus am Fluss.“
„Das Cottage wird offiziell nicht angeboten. Wir halten es für Gäste mit ganz speziellen Wünschen frei.“
„Wie Adams Cade, das zurückgekehrte schwarze Schaf?“ Adams verzog das Gesicht, sein Ton hatte nichts Neckisches mehr. „Adams Cade, dessen Ruf ihm sicherlich vorauseilt. Zumindest, wenn in der Stadt noch so viel geklatscht wird wie früher.“
Wieder wurde deutlich, wie verletzt er war, und er versuchte, es durch schroffe Mutmaßungen zu verbergen. Doch Eden hatte nicht verlernt, den Klang seiner Stimme, den sie früher einmal so sehr geliebt hatte, zu deuten.
Ernst schaute sie ihm in die Augen. „Ja, für Gäste wie Adams Cade, denn Adams Cade ist etwas ganz Besonderes.“
„Ein verurteilter Straftäter, das verstoßene schwarze Schaf der Familie“, zählte er auf. „Wie kann mich das zu etwas Besonderem machen?“
„Für mich bist du das alles nicht“, widersprach Eden. „Ich sehe das alles anders. Und gehässige Klatschmäuler, die dir Schlechtes nachsagen, soll der Teufel holen.“
Da nahm Adams ihre beiden Hände und blickte ihr forschend ins Gesicht. Aber statt gespielter Tapferkeit entdeckte er nur unerschütterliche Ehrlichkeit. „Was war ich denn für dich? Und was bin ich jetzt, meine schöne Eden?“
Eden. Dass er sie Eden nannte und nicht Robbie, ließ ihr Herz höherschlagen.
„Was du warst?“ Nachdenklich lächelte sie ihn an. „So vieles.“
„Zum Beispiel?“
„Als ich damals noch scheu und reserviert war und nicht die leiseste Ahnung hatte, wie ich von euch Jungs anerkannt werden könnte, da hast du mich unter deine Fittiche genommen. Du hast mir das Gefühl gegeben, eine Prinzessin zu sein, obwohl ich so schrecklich ungelenk und ungeschickt war.“
„Du warst viel zu hübsch und clever für uns. Auf keinen Fall ungelenk und ungeschickt, das hast du dir nur eingebildet.“
Wenn er bei ihr war, erging es ihr immer so. Er gab ihr das Gefühl, besser zu sein, als sie dachte. Glücklicher. „Als mein Großvater mich mit nach Belle Rêve nahm …“
„Nur zu. Der Name stört mich nicht. Das, was in jener Nacht damals passierte, hat mir zwar mein Zuhause und meine Familie genommen, aber das heißt nicht, dass ich gute Zeiten oder gute Erinnerungen vergessen habe. Ich kann durchaus ohne Verbitterung an Belle Rêve denken und alles, was damit zusammenhängt.“
Eden zögerte noch immer. Denn trotz seiner Ermunterung musste sie annehmen, dass es alte Wunden aufreißen würde, von seiner Familie und dem Zuhause zu reden, das ihm vorenthalten wurde. „Also, als mein Großvater mich mit nach Belle Rêve nahm, um die Pferde zu behandeln“, fuhr sie schließlich fort, „da war ich fasziniert von dem Haus und den unzähligen Pferden. Am meisten jedoch von dir.
Denn auch wenn du es abstreitest, Adams Cade, ich war ungelenk und ungeschickt. Ich hing an dir wie eine Klette. Doch du warst unglaublich nett und geduldig. Du warst älter, hast mich jedoch nie wie ein lästiges kleines Mädchen behandelt.“ Lächelnd sah Eden ihm in die Augen. „Wenn ich so zurückblicke, dann warst du mein erster und allerbester Freund.“
„Und jetzt, Eden?“ Sein Blick ließ keinen Zweifel daran, wie sehr er sich einen Freund wünschte.
Eden wollte so gern, dass er nicht länger verletzt war, sich abgelehnt fühlte. Sie wünschte, sie könnte ihn von seiner
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