Julia Collection Band 57
eisernen Selbstbeherrschung befreien. Den vorsichtigen, ernsten Fremden durch den herrlich frechen Charmeur von damals ersetzen. Sie wollte ihn in die Arme nehmen, ihn trösten. Und falls er sie liebte …
Sie wagte es nicht, diesen Gedanken weiterzuspinnen, hielt jedoch Adams’ Blick stand. „Du warst mein Freund, und ich hoffe, du wirst es wieder sein.“
Vielleicht konnte sie sich diesmal für all das revanchieren, was er für sie getan hatte und wodurch sie letztendlich eine selbstsichere Frau geworden war.
Jeder in Belle Terre wusste, dass der jähzornige Gus Cade erkrankt war. Jeder wusste von den Differenzen in der Familie Cade. Seit Adams wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden war, hatte Gus kein Geheimnis aus seiner Verbitterung darüber gemacht, dass sein ältester Sohn Schande über die Familie gebracht hatte. Eine Meinung, die einige Leute in Belle Terre teilten. Die meisten jedoch nicht. Während Adams im River Walk wohnte, würde sie ihn beschützen, so wie er damals sie. Und der Himmel stehe denen bei, die in ihrer Gegenwart schlecht von ihm redeten.
„Ich soll dein Freund, sein und du wirst meiner sein, richtig?“ Adams’ Anspannung löste sich langsam. Da er ihre Hände noch immer festhielt, begann er, zärtlich mit den Daumen über ihre Knöchel zu reiben. „Dann kannst du als ersten Freundschaftsbeweis heute Abend mit mir im Cottage essen.“
„Ich dachte, du wärst müde. Und sicher wirst du mit deinen Brüdern reden wollen.“
„Ich bin zwar müde, aber du wirkst so entspannend auf mich wie seit Langem nichts mehr. Mit meinen Brüdern habe ich bereits kurz nach der Landung gesprochen. Lincoln, Jackson und Jefferson wissen, dass ich hier bin, für den Fall, dass sich Gus’ Zustand verschlechtert. Sie würden mich sofort anrufen.
So weit ist also alles geregelt. Und inzwischen möchte ich dich, meine süße Eden, beim Wort nehmen.“
„Beim Wort?“ Eden erinnerte sich nicht, etwas versprochen zu haben.
„‚Dann stehen wir zu deinen Diensten, heute Abend und jederzeit. Du brauchst deine Wünsche nur zu äußern …‘“
„Oh.“ Eden errötete.
„Genau. Und mein Wunsch heute Abend wäre ein ruhiges Dinner im Cottage mit dir.“ Sein leises Lachen klang herausfordernd, fast wie in der Vergangenheit. „Gib es auf, Sweetheart. Du sitzt in der Falle, geschlagen mit deinen eigenen Waffen. Du hast etwas versprochen, und irgendwie habe ich das Gefühl, du bist eine Frau, die ihr Wort hält.“
„Das ist Erpressung.“ Doch Eden wusste nur zu gut, dass sie ihm, wenn er so war – wie der Junge und der junge Mann, die sie einmal gekannt und geliebt hatte –, nichts abschlagen konnte.
„Vielleicht, aber du wirst nicht Nein sagen.“
Da merkte Eden, dass er sein altes Selbstvertrauen noch hatte. Und ein neues als Überlebenskünstler dazugewonnen hatte, das ihn in der Geschäftswelt nach ganz oben gebracht hatte und das nur in seiner alten Heimat ins Wanken geraten war.
„Stimmt“, räumte sie schließlich ein, „ich werde nicht Nein sagen. Ich werde mit dir im Cottage zu Abend essen.“
Aber nicht so, wie sie war. Sie würde dem Mann, den sie seit einer Ewigkeit liebte, nicht direkt nach einem langen Arbeitstag Gesellschaft leisten. „Wie wär’s, wenn wir uns beide erst mal frisch machen? Merrie, die junge Frau, die dich vorhin in die Bibliothek geführt hat, wird dich ins Cottage bringen und deine Wünsche fürs Dinner entgegennehmen.“
„Ich möchte die Wahl lieber dir überlassen.“
„In Ordnung, ich werde mich gleich darum kümmern und dann in etwa einer Dreiviertelstunde zu dir kommen. So hast du Zeit, dich einzurichten und vor dem Essen ein wenig zu entspannen.“
„Du kommst wirklich?“, vergewisserte er sich in einem Ton, den sie nicht deuten konnte. „Versprochen, Eden?“
„Fest versprochen, Adams.“
„Dann warte ich hier auf Merrie.“ Damit gab er sie frei und setzte sich nach einer galanten Verbeugung in einen Sessel am Fenster.
Ganz in Gedanken saß er noch immer dort, als Eden auf dem Rückweg von der Küche an der Bibliothek vorbeikam.
„Adams ist wieder hier“, murmelte sie vor sich hin, ehe sie lächelnd die Treppe zu ihrer Wohnung im zweiten Stock hinaufging.
„Wer einem so idyllischen Fluss wohl den einfallslosen Namen Broad River gegeben hat?“ Eden lehnte an einer der Verandasäulen, während der allerletzte helle Streifen am Himmel verblasste. Ihr gemeinsames Dinner mit Adams war längst zu Ende, Cullens
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