Julia Collection Band 57
fragte Yancey. „Ich glaube, da musst du mir noch einiges erklären.“
„Ja“, erwiderte Jericho leise.
Der Kaffee war längst kalt geworden und die Sandwiches durchgeweicht, als Jericho mit seiner Geschichte zu Ende gekommen war und nun schweigend da saß und den Freund abwartend ansah.
„Ein kleines Mädchen?“, stieß Yancey wütend hervor. „Diese widerlichen Kerle!“
„Jetzt wird doch alles klarer, oder?“
„Nicht unbedingt. Ich weiß nicht, ob mir deine Geschichte weiterhelfen kann, aber ich werde es versuchen.“ Yancey stand auf, griff nach dem Becher und stürzte den kalten Kaffee herunter. „Und zwar sofort. Ich ruf dich an.“ Er zog die Tür kräftig hinter sich zu.
Jericho stützte den Kopf in die Hände. Er fühlte sich in seinem Büro wie in einem Käfig, in einer Stadt, die leer war ohne Maria. Endlos lang lag der Nachmittag vor ihm.
Das Haus war dunkel, als Jericho die Tür aufschloss. Er schaltete die Alarmanlage aus, und ohne Licht anzumachen, ging er durch den Flur, die Treppe hinauf und in sein Schlafzimmer. Er knöpfte sein Hemd auf, löste den Gürtel und setzte sich aufs Bett, um die Stiefel auszuziehen.
Nur zwei Wochen hatten sie zusammen gehabt. Als er sie heute Morgen zum Flugplatz brachte, hatten sie beide kein Wort herausgebracht, und als er sie zum Abschied küsste, standen Tränen in ihren Augen. Dann war sie fort, und er blieb zurück mit der Erinnerung an ihre Liebesnächte voll Leidenschaft und Zärtlichkeit.
Sein Magen knurrte, denn er hatte den ganzen Tag so gut wie nichts gegessen. Und obgleich eine heiße Dusche seinem verspannten Körper sicher gutgetan hätte, warf er sich der Länge nach auf das Bett und dachte an Maria. Wie sehr sie das Rauschen der Wellen liebte. Wie ihre Augen leuchteten, wenn er sie zärtlich in den Armen hielt. Sie war zurückgekommen, zurück zu ihm. Und sie würde wiederkommen.
„In einem Monat“, murmelte er, bevor er erschöpft einschlief. „In einem Monat ist sie wieder zu Hause.“
7. KAPITEL
Irgendetwas hämmerte in weiter Entfernung, als Jericho ins Foyer von Lady’s Hall trat.
„Oh, hallo, Jericho!“, rief ein Maler vom Gerüst. „Wie geht’s denn so?“
„Gut“, log er und sah sich suchend nach Eden um. „Sie arbeiten ja lange heute.“
„So ist es immer, wenn man für Miss Eden arbeitet.“ Der Maler lachte. „Wenn sie nach unserer Chefin suchen, sie ist dahinten. Sie brauchen nur dem Hämmern nachzugehen.“
„Danke.“ Obgleich Jericho nicht gerade fröhlicher Stimmung war, musste er lächeln.
Die Renovierung von Lady’s Hall kam voran. So wenig Jericho auch damit einverstanden war, dass Maria das Haus ihrer Vorfahren gekauft hatte, sosehr begrüßte er es, dass sie Adam Cades kluger und begabter Frau die Renovierung überlassen hatte.
Die Lady verstand ihr Handwerk. Sie kalkulierte genau und wusste präzise, wie viel Zeit für die einzelnen Arbeiten veranschlagt werden musste. Sie arbeitete selbst hart und behandelte ihre Leute fair. Andererseits erwartete sie auch, dass man sechzig Minuten arbeitete, wenn man für eine Stunde bezahlt wurde. Und jeder war damit einverstanden.
„Die Frau kann alles mit ihrem Charme erreichen.“
„Führst du jetzt schon Selbstgespräche, weil Maria nicht da ist?“ Adams Cade hatte Jericho eingeholt und hielt mit ihm Schritt. Er trug einen Stapel großformatiger Bücher vor sich her.
„Scheint so. Aber diesmal meinte ich Eden. Die Frau hat magische Kräfte. Es sieht ja beinahe so aus, als würde Lady’s Hall zu Marias Rückkehr fertig. Maria wird begeistert sein, wenn sie endlich wieder nach Hause kommt.“
„Maria ist lange weg“, sagte Adams und legte die großen Bücher mit den Tapetenmustern auf einen Tisch, „wohl länger, als du gedacht hast.“
„Aus einem Monat wurden erst sechs Wochen, aus den sechs Wochen dann beinahe drei Monate“, sagte Jericho leise und hob resigniert die Schultern. „Maria hatte so etwas schon befürchtet. Aber sie ruft an, wann immer sie kann, und sie hat auch schon ein paarmal geschrieben. Zwei Mal, um ehrlich zu sein, aber die Briefe brauchen auch drei Wochen.“
„Ja, es wird immer schwieriger, nicht? Auch wenn du hin und wieder hörst, wie es ihr geht. Du weißt, dass sie in Gefahr ist, und machst dir Sorgen.“
Jericho nickte nur.
„Das kann ich gut verstehen.“ Adams warf einen schnellen Blick in die Richtung, wo er Eden vermutete,.“
„Ich wollte wissen, ob Eden vielleicht etwas von Maria gehört hat.
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