Julia Collection Band 61 (German Edition)
Sinnvolles zu tun. Ich wollte anpacken und anderen helfen, statt nur mein Gewissen damit zu beruhigen, dass ich wohltätigen Organisationen Geld gab. So hatten es meine Eltern schon immer gemacht, und das auch nur, damit sie sich in der Gesellschaft als große Spender brüsten konnten. Ich wollte endlich herausfinden, wie es ist, ein ganz normales Leben zu führen, ohne Bedienstete, ohne Beziehungen und ohne Fans.“
„Aber warum hast du mich belogen? Ich hätte dich doch verstanden. Ich hätte dafür gesorgt, dass du wie alle anderen behandelt wirst. Warum musstest du auch mir etwas vormachen?“ Er starrte sie enttäuscht an.
Merri konnte es kaum ertragen, Ty so unglücklich und verletzt zu sehen. Mit ihrem egoistischen Verhalten hatte sie genau das erreicht, was sie eigentlich um jeden Preis vermeiden wollte. Sie war zu feige gewesen, Farbe zu bekennen, hatte Angst gehabt, wieder alles zu verlieren. Sie hatte sich dieses Leben, das auf Lügen aufgebaut war, so lange wie möglich erhalten wollen.
„Ich wollte sehen, ob mich jemand nur um meinetwillen schätzt, und nicht, weil ich ein berühmtes Model bin. Und so habe ich etwas wirklich Idiotisches getan. Ich habe versucht, mich neu zu erfinden, wollte echter und weniger egoistisch sein. Als ich dann aber hier wirkliche Freunde gefunden hatte, da konnte ich es nicht übers Herz bringen, ihnen die Wahrheit zu gestehen.“
„Wie konntest du nur?“ Tyson warf ihr einen letzten Blick zu und ging davon. Nach ein paar Schritten blieb er stehen. „Konntest du dir nicht vorstellen, dass mir dein früheres leeres Leben gleichgültig ist? Wie sieht es denn mit heute Morgen aus? Hast du da auch gelogen, als du sagtest, dass du mich liebst? Bist du so eine gute Schauspielerin?“
Merri brachte keinen Ton heraus, sondern schüttelte nur verzweifelt den Kopf. Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
„Das soll ich dir glauben? Ich habe dir vertraut. Ich war so sicher, dich zu kennen. Ich wollte dich zur Stiftungsdirektorin machen, dich, ein verlogenes ehemaliges Model aus der Glitzerwelt von Los Angeles. Wie konnte ich nur so blind sein.“
„Aber du bist nicht blind, du kennst mich doch.“ Sie schluchzte auf und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen.
„Nein“, sagte er, als hätte er sie nicht gehört. „Anstatt Bilder von der Ranch und meinen Schützlingen zu machen, wird sich die Meute der Reporter nur auf dich stürzen, das berühmte Model, das so plötzlich vom Erdboden verschwunden war. Meine Stiftung interessiert keinen mehr, der Grund dieser Veranstaltung, Geldgeber für den guten Zweck aufzutreiben, ist vergessen. Jetzt geht es nur darum, Fotos von der berühmten Merrill Davis-Ross zu machen. Herzlichen Dank. Eine tolle Promotion für die Stiftung.“
Die Reporter! So war es also herausgekommen. Die Reporter mussten sie gesehen haben.
„Ach, Ty, es tut mir so wahnsinnig leid.“ Merri hob ihr tränenüberströmtes Gesicht. „Das habe ich alles nicht gewollt. Ich habe wirklich versucht, dich und Jewel vor diesen Hyänen zu schützen, die mich mein Leben lang verfolgt haben. Lass mich versuchen, die Sache mit den Fotografen zu regeln. Und dann verschwinde ich einfach.“
„Regeln? Wie willst du das denn regeln?“ Tyson hätte sie am liebsten geohrfeigt, um sie den Schmerz fühlen zu lassen, der ihn quälte. Wie hatte er nur so dumm sein können, wieder einer Frau zu vertrauen? Hatte er seine Lektion denn immer noch nicht gelernt?
Merri hatte eine Gänsehaut bekommen bei Tysons eiskaltem Ton. „Ich kann es doch versuchen, bitte …“
„Du kannst verschwinden. Geh zurück zu deinen Freunden vom Jetset, und lass uns in Ruhe. Solche wie euch können wir hier nicht gebrauchen. Ich schicke jemanden in dein Haus und lasse deine Sachen packen. Dann kann dich einer meiner Leute hinfliegen, wo du willst.“
Merri sah ihn so verzweifelt und unglücklich an, dass Tyson versucht war, sie zu trösten, und beinahe die Hand nach ihr ausgestreckt hätte. Aber er hielt sich zurück. Ihm war sterbenselend.
„Danke, nein“, sagte sie jetzt mit leiser, aber fester Stimme. „Ich kann meine Angelegenheiten sehr gut allein regeln. Das habe ich hier begriffen, und dafür werde ich dir und den Menschen dieser Stadt immer dankbar sein.“
Tyson konnte es kaum aushalten, sie anzusehen. Merri zitterte und hatte Halt suchend die Arme vor der Brust verschränkt. Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Er wandte sich ab, um sie nicht
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