Julia Collection Band 61 (German Edition)
länger ansehen zu müssen. Er durfte jetzt nicht schwach werden.
„Leb wohl, Tyson“, flüsterte Merri. „Und vergiss nicht, ich habe nicht gelogen, als ich dir sagte, dass ich dich liebe.“
Tyson bewegte sich nicht. Am liebsten hätte er sie angeschrien und sie erneut eine Lügnerin genannt, doch sein Schmerz war zu groß. Er brachte kein Wort mehr heraus.
Er hörte, wie sie sich entfernte. Mit jedem Schritt, den sie ging, nahm sie ein Stück seiner Seele mit. Nie wieder würde er einer Frau vertrauen, nie wieder eine Frau mit Leib und Seele lieben. Nie mehr, das schwor er sich.
Die Gebäude der Ranch warfen schon lange Schatten, als Tyson Stunden später in der Scheune auf und ab ging, wo die Fohlen untergebracht waren. Normalerweise fand er hier sein Gleichgewicht wieder, das sanfte Schnauben und die Zutraulichkeit der Fohlen hatten ihn bisher immer getröstet. Aber heute schien nichts seinen Kummer und seinen Schmerz lindern zu können.
Er konnte nur daran denken, dass er Merri nie wieder in den Armen halten, sie nie wieder berühren und küssen würde. Es war zum Wahnsinnigwerden.
Nachdem sie gegangen war, war er sofort hierhergekommen, um sich zu sammeln. Er musste ihren Duft aus seinem Gedächtnis bekommen, wollte vergessen, wie verzweifelt ihr letztes Lebewohl geklungen hatte. Aber er meinte, ihren Duft immer noch wahrzunehmen und hatte den Klang ihrer Stimme noch im Ohr.
Verflucht! Tyson trat gegen einen Balken. Hinzu kam noch, dass er die vielen Anrufe der Reporter hatte abwehren müssen, die ihn plötzlich alle interviewen wollten. Er hatte schließlich sein Handy ausgestellt, aber ihre unverschämten Fragen klangen ihm noch in den Ohren. „Haben Sie denn wirklich nicht gewusst …“ Nein, er hatte es nicht gewusst! Merri hatte ihre Rolle perfekt gespielt. Schließlich hatte er Wachen vor dem Haupttor der Ranch aufstellen lassen, um die Neugierigen abzuwehren.
Der Aufenthalt bei den Pferden hatte diesmal nicht den beruhigenden Effekt wie sonst, und er beschloss, sich im Büro ein wenig von den Gedanken an Merri abzulenken.
Als er das Haus beinahe erreicht hatte, fuhr Jewel vor. Das war seltsam. Sie kam selten zur Ranch, eigentlich nur zu besonderen Anlässen.
Jewel stieß die Autotür auf, stieg aus und kam mit schnellen Schritten auf ihn zu. Ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
„Was machst du denn hier?“, fragte er vorsichtig.
„Ich muss mit dir reden, Tyson Adams Steele. Und zwar sofort. Doch dazu gehen wir besser ins Haus.“ Sie marschierte vorneweg, und Tyson folgte ihr schweigend durch die Küche und den kurzen Flur hinunter in sein Büro. Nachdem sie ihn hatte eintreten lassen, warf sie die Tür hinter ihm zu und drehte sich dann mit vor Zorn blitzenden Augen zu ihm um. Tyson trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
„Was ist los? Was habe ich getan?“
„Dazu kommen wir gleich. Ich muss mich erst mal von dieser Meute da vor dem Haupttor erholen. Die haben mich kaum durchgelassen.“
„Tut mir leid, Jewel. Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich dir jemanden geschickt, der dich durchgeschleust hätte.“
Sie schüttelte kurz den Kopf und legte ihm dann eine Hand auf den Arm, während sie tief Luft holte. „Das ist nicht deine Schuld. Wenigstens dieser Teil des ganzen Dramas nicht.“
Sie sah ihn ernst an, allerdings nicht länger voll Zorn, sondern liebevoll und fürsorglich. Tyson wurde sich plötzlich bewusst, dass Jewel eine Frau war, die ihn noch nie enttäuscht hatte. Er hatte ihr immer vertrauen können, sie hatte ihm noch nie etwas vorgemacht. Sie hatte ihm immer sehr nahegestanden, aber jetzt erst wurde ihm klar, dass er ihretwegen den Glauben an die Frauen nicht aufgegeben hatte. Trotz seiner schlechten Erfahrung mit Diane.
„Ich mag dich sehr, Jewel“, sagte er.
„Versuch nicht, mich mit süßen Worten umzustimmen“, gab Jewel zurück und blickte ihn unter zusammengezogenen Brauen an. „Erst musst du mir erklären, warum du diese sanfte junge Frau unbedingt unglücklich machen musstest.“
„Merri? Aber ich bin doch derjenige …“
„Ich bin so enttäuscht von dir, dass ich kaum weiß, was ich sagen soll. Merri hat immer hart für dich gearbeitet, hat alles getan, um es den Menschen hier in unserer Stadt und dir recht zu machen. Und du willst das alles nicht gelten lassen und tust so, als sei sie das personifizierte Übel. Sie hat einen Fehler gemacht, okay. Wer ist denn schon frei von Fehlern?“
„Sie hat mich
Weitere Kostenlose Bücher