Julia Collection Band 61 (German Edition)
Antwort. Kate traute sich kaum zu atmen und wünschte, sie hätte die Klimaanlage höher gedreht.
„Alles, Kate“, sagte er schließlich. „Ich will alles. Und diesmal werde ich nicht eher gehen, bis ich nicht alles bekommen habe … angefangen mit der Mühle.“
Der Schock ließ ihre Beine zittern. Kate musste sich an der Tischplatte festhalten. „Die Mühle ist bankrott. Eine Firma hat alles aufgekauft, was mein Vater …“
„Dein verstorbener Vater, meinst du?“, unterbrach Chase sie verbittert. „Derjenige, der mich vor zehn Jahren aus der Stadt gejagt hat? Derjenige, der die Mühle mit seinem Missmanagement in den Ruin getrieben hat?“
„Arbeitest du für die Firma, die die Mühle übernommen hat?“ Kate fühlte sich so schwach, dass sie schon fürchtete, Chase könnte es bemerken und sich über sie lustig machen.
„Ich bin die Firma, Kate. Überrascht? Ich bin der Alleininhaber der Firma, die jetzt die Mühle besitzt. Und ich habe noch nicht entschieden, ob ich den Betrieb weiterlaufen oder sie einfach niederreißen lasse.“
Erschrocken schnappte Kate nach Luft. „Du hast ein Recht, wütend auf meinen Vater zu sein … und auf mich. Aber diese Mühle sicherte den Menschen dieser Stadt immer ihren Lebensunterhalt. Du hast keinen Grund, an der ganzen Stadt Rache zu üben.“
Chase griff in seine Jackentasche und zog einen Zigarillo heraus. Ohne Kate um Erlaubnis zu fragen, zündete er ihn an und setzte sich dann auf ihren Stuhl, wo er langsam den Rauch ausblies.
„Meinst du etwa nicht?“, fragte er mit einem grimmigen Lächeln.
Chases Brust fühlte sich an wie zugeschnürt. Aber er würde Kate niemals wissen lassen, wie sehr ihr Anblick ihn durcheinanderbrachte. Nach zehn langen Jahren war er der Frau, die er geliebt und verloren hatte, nun tatsächlich so nahe, dass er ihr Gesicht berühren konnte.
Die unterschiedlichsten Gefühle regten sich in seiner Brust, so lange schon hatte er sich geschworen, Rache zu nehmen. Er hatte davon geträumt und es sich vorgestellt. Dabei hatte stets die Rache an Kates Vater Henry Beltrane im Vordergrund gestanden. Dann war dieser Mistkerl vor sechs Monaten einfach gestorben. Und nun musste er auch noch feststellen, dass seine Absichten in Bezug auf Kate sehr viel komplizierter waren, als er sich das vorgestellt hatte.
Chase hatte dieses Treffen nur arrangiert, um zu sehen, wie Kate reagierte, wenn sie erfuhr, dass ihre Zukunft jetzt in seinen Händen lag. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie allein mit einem Blick seine Seele erschüttern und ihm die Knie weich werden lassen konnte. Er spürte das gleiche verzweifelte Verlangen wie damals als Teenager.
Kate mit siebenundzwanzig unterschied sich kaum von dem süßen siebzehnjährigen Mädchen, dem er sein Herz geschenkt hatte. Ihr Haar war noch immer eine wilde Mähne dunkelbrauner Locken, obwohl sie versucht hatte, es hochzustecken, was ihm einen Blick auf ihren zarten, weißen Hals ermöglichte, den er einerseits am liebsten küssen würde, ihn ihr andererseits aber auch gern umdrehen würde.
In ihren ausdrucksvollen, schokoladenfarbenen Augen spiegelte sich Furcht. Furcht vor ihm und der Macht, die er jetzt über ihr Leben hatte.
Er war sich nicht sicher, ob es ihm gefiel, gerade diese Emotionen bei ihr zu sehen. Es war das, was er gewollt hatte, natürlich. Er wollte, dass sie – dass alle – zahlten. In diesem Moment jedoch, als er seinem Traum so nahe war, war es nicht Angst, die er gern in ihren Blicken gesehen hätte. Nach Sinnlichkeit und Verlangen sehnte er sich.
„Setz dich, Kate“, sagte er bemüht ruhig.
Würde er die richtigen Worte finden, damit sie erkannte, was sie in jener Nacht aufgegeben hatte, als er die Stadt verlassen musste? Würde er ihr erklären können, dass er erreichen wollte, dass sie und alle anderen bedauerten, was sie ihm in jener Nacht angetan hatten?
Kates Gesicht wirkte für einen Moment schmerzverzerrt, als hätte er sie geschlagen, doch dann drehte sie sich abrupt um, öffnete eine Schublade und holte einen Aschenbecher heraus.
„Hier. Wenn du schon dieses schreckliche Ding rauchen musst …“ Wütend funkelte sie ihn an.
Ah! Das war die Kate, an die er sich erinnerte. Sie hatte noch immer einen starken Willen, war noch immer stolz.
Chase drückte den Zigarillo aus, während Kate sich auf den Besucherstuhl vor ihrem Schreibtisch setzte. „Noch immer die ordentliche Prinzessin, chérie? Ich hätte gedacht, zehn Jahre und der Verlust deines
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