Julia Collection Band 61 (German Edition)
sprach. Aha, der neue Besitzer der Mühle war eingetroffen, obwohl noch einige Minuten Zeit waren bis zu ihrem vereinbarten Termin. Der Mann schien es eilig damit zu haben, das Wenige, was noch von den Träumen ihrer Vorfahren übrig geblieben war, abzureißen.
Neugierig stand Kate auf und trat an ihre Bürotür, die einen Spaltbreit offen stand. Vielleicht konnte sie einen Blick auf den Mann werfen und sich schon mal einen Eindruck verschaffen.
Über die Schulter ihrer Sekretärin hinweg hatte Kate einen ausgezeichneten Blick. Ihr stockte der Atem.
An diesem schicksalsschweren Tag lief aber auch alles schief – in ihrem Büro stand Chase Severin.
Er unterhielt sich mit Rose und bedachte ihre Sekretärin mit diesem jungenhaften, gewinnenden Lächeln, mit dem er Kate schon als Teenager verrückt gemacht hatte. Er war allerdings kein Junge mehr, sondern ein Mann. Er trug einen blauen Blazer und eine helle Hose und wirkte größer, breiter und noch aufregender als der Achtzehnjährige aus ihren Träumen.
Erregende Bilder aus der Vergangenheit versetzten ihr einen Stich mitten ins Herz. Sie erinnerte sich daran, wie sie mit ihren Händen seinen nackten Rücken gestreichelt hatte und ihre Finger durch sein dichtes Haar gleiten ließ, während er voller Leidenschaft ihren Mund und all die anderen erogenen Zonen ihres Körpers geküsst hatte.
Nicht jetzt. Bitte, lass mich heute in Ruhe, Chase. Ausgerechnet heute brauche ich all meine Kraft, dachte sie flehentlich.
Rose, die mit dem Rücken zu ihr saß, erhob sich von ihrem Schreibtisch. Genau in diesem Moment hob Chase den Blick und schaute geradewegs zu Kates Bürotür. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke. Kates Hand zitterte beim Blick in diese dunkelgrauen Augen, die sie während der letzten zehn Jahre nicht einen einzigen Tag hatte vergessen können.
Er war noch immer der am besten aussehende Mann, den sie kannte. Jetzt, als Erwachsener, gefiel er ihr sogar noch besser als damals. Es kostete sie all ihre Kraft, sich umzudrehen und zurück an ihren Schreibtisch zu eilen. Chase kam zu ihr, und es schien nichts zu geben, was ihn aufhalten konnte.
Die Tür schwang auf, als sie gerade ihren Stuhl erreicht hatte.
„Du wirst es nicht glauben“, sagte Rose, als sie mit Chase auf den Fersen ins Zimmer kam. „Du erinnerst dich doch noch an Chase Severin, oder Kate? Nun, er ist der Mann, den wir erwarten. Ist das nicht eine Überraschung?“
„Was?“ Überraschung war ein viel zu harmloses Wort für die Emotionen, die in diesem Augenblick auf Kate einstürzten. Verwirrung vermischte sich mit sinnlichem Verlangen, das in ihrer Erinnerung stets präsent geblieben war, und verursachte ein einziges Chaos in ihren Empfindungen.
„Hallo, Kate“, sagte Chase mit dieser tiefen, gefährlichen Stimme, die sie so oft in Gedanken gehört hatte.
Die hohe Luftfeuchtigkeit in Louisiana, die Kate normalerweise nicht zu schaffen machte, lastete plötzlich zentnerschwer auf ihr. Auf ihrer Stirn und in ihrem Nacken bildeten sich Schweißtröpfchen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
Chase kniff die Augen zusammen. „Ich vermute, wenn jemand sich nicht verabschiedet, braucht man bei ihm auch nicht mit einer Begrüßung zu rechnen. Stimmt’s, Miss Beltrane?“
Seine Verbitterung war offensichtlich und verständlich.
„Ich … äh“, stammelte Kate. Dann atmete sie tief durch und straffte sich. „Hallo, Chase. Du hast mich überrascht, tut mir leid. Es ist lange her. Wie geht es dir?“
„Sehr viel besser als das letzte Mal, als wir uns gesehen haben, chérie.“
Kate biss die Zähne zusammen. Chase hatte allen Grund, böse auf sie zu sein – selbst nach zehn Jahren noch. Sie verdiente seinen Ärger, aber sie war nicht mehr das verängstigte kleine Mädchen, das Angst vor einem Skandal und vor ihrem Vater hatte.
„Rose, würdest du uns bitte allein lassen?“, bat sie ihre Sekretärin. Wenn dies eine Reise in die Vergangenheit werden sollte, wollte sie nicht, dass sie zum Gespräch der ganzen Stadt wurde.
Die Sekretärin nickte und schloss die Tür hinter sich.
Einen Augenblick lang fürchtete Kate sich, mit dem Mann allein zu sein, der sie abgrundtief hassen musste. Doch dann riss sie sich zusammen. Was auch immer aus Chase Severin geworden sein mochte, er würde ihr niemals körperlich wehtun. Das wusste sie mit absoluter Sicherheit. „Okay, Chase. Was willst du wirklich hier?“
Chase sah sich um und ließ sich Zeit mit seiner
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