Julia Collection Band 61 (German Edition)
gewesen war. Und er bestand darauf, alles wieder so herzurichten, wie es gewesen war, als man es erbaut hatte.
Beeindruckt hatte Kate nachgegeben.
Später hatten sie in der Küche gesessen, Shelbys Köstlichkeiten für die Party probiert und über alles Mögliche gesprochen.
Chase hatte Shelby eine Menge Fragen über ihren Cateringservice gestellt, und Shelby hatte ihm bereitwillig geantwortet. Die ganze Szene hatte erstaunlich gemütlich und freundschaftlich gewirkt. Etwas, was Kate in ihrem Leben bisher selten erlebt hatte.
Was sie an diesem wunderbaren Nachmittag jedoch völlig verwirrt hatte, war Chase, der Madeleine fütterte und die Kleine in seinen Armen in den Schlaf wiegte. Er tat es ganz beiläufig, während die Erwachsenen sich weiter unterhielten.
„Was machst du da?“, hatte Kate ihn gefragt, während er der Kleinen den Löffel in den Mund geschoben hatte.
Er hatte nur mit den Achseln gezuckt und weitergemacht, als würde er solche Dinge jeden Tag tun.
Shelby, die beschäftigt gewesen war, schenkte dem wenig Aufmerksamkeit, aber sie kannte Chase ja auch nicht so gut wie Kate. Vielleicht hatte sie gedacht, dieses Verhalten sei völlig normal für ihn.
Kate jedoch war sprachlos gewesen. Der Anblick des schwarzen Schafes der Stadt, das sich liebevoll um ein Kleinkind kümmerte, hatte sie völlig überrascht. Hatte er sich wirklich so verändert? Erst die Renovierung des Hauses, jetzt väterliche Fürsorge?
Später, nachdem Shelby die Speisen eingepackt hatte und mit Madeleine losgefahren war, um ihren Job zu erledigen, hatte Chase vorgeschlagen, sich auf die Veranda zu setzen, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Noch etwas, was so gar nicht zu ihm zu passen schien, und Kate begann zu fürchten, dass er ihr nur etwas vorspielte.
Jetzt saßen sie auf der Hollywoodschaukel und sahen zu, wie die Schatten auf dem Rasen immer länger wurden. Wieder wirbelten die Gedanken in ihrem Kopf herum.
Spielte Chase ein Spiel mit ihr? Wollte er sie glauben machen, er hätte sich geändert, damit sie sich erneut in ihn verliebte? Konnte das seine perfide Methode sein, Rache zu nehmen? Vielleicht wollte er das Haus zu neuer Schönheit erwecken, damit sie ihren Rauswurf umso mehr bedauerte?
Wollte er, dass sie sich wieder in ihn verliebte? Sie glaubte nicht an diese Möglichkeit.
Außerdem war es schon gar nicht mehr möglich, dass sie sich noch mehr in ihn verliebte. Sie war bereits verloren. Das Haus zu verlieren könnte sie ertragen, aber Chase?
Während die Sonne die letzten rotgoldenen Strahlen über das Land schickte, schwor Kate sich, ihm keine Fragen zu stellen. Es war eine hoffnungslose Situation.
Und sie war hoffnungslos verliebt.
9. KAPITEL
„Ich gebe auf“, verkündete Chase nach einem weiteren frustrierenden Morgen. „Wir wechseln mit dem Computer hinüber ins Konferenzzimmer, damit wir einige Berechnungen machen und Entwicklungskurven aufrufen können. Hol Rose und alle Unterlagen, von denen du denkst, dass sie helfen können, diese Zahlen zu erklären. Wir treffen uns dort.“
Kate verdrängte den sinnlichen Traum, den sie immer zu träumen begann, wenn sie in Chases Nähe war, und ging aus dem Büro, um zu tun, was er gesagt hatte. Was für seltsame zehn Tage hatte sie durchlebt.
Wenn sie jenen ersten, wunderbaren Sonntagnachmittag schon für einen verschwommenen Traum gehalten hatte, dann waren die letzten zehn Nächte erst recht traumhaft gewesen.
Jede Nacht verbrachten sie gemeinsame sinnliche Stunden, die ihr wie ein Wunder voller Leidenschaft vorkamen.
Aber in der Morgendämmerung, wenn ein neuer grauer und meist regnerischer Tag begann, verflog der Zauber, und es folgte ein weiterer frustrierender Arbeitstag. Und bisher hatten sie vergeblich nach einer Lösung zur Rettung der Mühle gesucht.
Später am selben Nachmittag, lange nachdem sie in das Konferenzzimmer umgezogen waren, schob Chase seinen Stuhl zurück und runzelte die Stirn. „Es ist spät. Du siehst müde aus, chérie. Sollen wir aufhören?“
Rose war vor einer Stunde gegangen, und jetzt wurde es bereits dunkel, sodass der Computerbildschirm, auf dem niederschmetternde Zahlen erschienen, fast gespenstisch leuchtete.
„Mir geht es gut. Ich bin nur enttäuscht, weil es keine Lösung für die Mühle zu geben scheint“, erwiderte Kate und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
Chase fand nicht, dass sie gut aussah. Unter ihren Augen lagen tiefe Schatten.
Zum hundertsten Mal wünschte er sich, sie hätten diese
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