Julia Collection Band 61 (German Edition)
kurzfristige Beziehung willst. Warum solltest du mich jetzt also heiraten wollen?“
Chase machte einen Schritt auf sie zu, zögerte dann jedoch, als hätte er seine Meinung plötzlich geändert. „Ich hätte gedacht, meine Gefühle seien während der letzten Wochen ziemlich eindeutig gewesen.“
Keineswegs, dachte Kate. Es hatte Zeiten gegeben, da war sie sicher gewesen, dass er sich etwas aus ihr machte. Aber dann, im nächsten Moment, war alles wieder undeutlich wie in einem sinnlichen Nebel, der alle anderen Gefühle überlagerte, die vielleicht zwischen ihnen existierten.
Sie wusste, dass Chase sie begehrte – sich nach ihr verzehrte –, genau wie sie sich nach ihm. Aber was war da sonst noch? Nichts als Misstrauen.
Das war der wahre Grund, weshalb sie ihm noch nicht die Wahrheit über die Vergangenheit erzählt hatte. Sie genoss es, dass er noch immer Gefallen an ihrem Körper fand. Und sie wollte nicht, dass ihre gemeinsame Zeit ein Ende fand. Es war egoistisch. Aber sie konnte nichts dagegen tun.
„Okay“, stimmte sie zu. „Also, wir sind gut zusammen im Bett … äh, mehr als gut. Aber das ist kein Grund, weshalb zwei Menschen heiraten sollten.“
Chase sah sie grimmig an. „Nur Sex?“ Jetzt trat er dicht an sie heran und legte ihr beide Hände auf die Schultern, um sie am Weglaufen zu hindern. „Das denkst du also?“
Schweigend betrachtete er ihr Gesicht, offensichtlich auf der Suche nach der Wahrheit. Kate versuchte, sämtliche Emotionen aus ihrem Blick zu verbannen. Sie konnte es nicht ertragen, dass er alles erfuhr. Das würde sie zu verletzlich machen.
Sie entzog sich seinem Griff. „Sei doch vernünftig, Chase. Du hast Geschäfte zu erledigen, die dich in die ganze Welt führen. Bald wird es die Mühle nicht mehr geben, und für dich gibt es dann keinen Grund mehr, hier zu sein, während ich dagegen keinen Grund habe fortzugehen. Dies hier ist mein Zuhause. Ich kann mein Kind hier mit der Hilfe meiner Freunde großziehen.“
„Dann hast du also vor, das Kind zu bekommen?“
„Was?“ Die Frage schockierte sie dermaßen, dass Kate erst einmal tief Luft holen musste. „Natürlich.“
In Chases Augen spiegelten sich Emotionen, die Kate nicht deuten konnte.
„Und du hast vor, eine alleinerziehende Mutter zu werden, in einer Stadt, in der es keine Industrie oder andere Arbeitsplätze gibt?“
„Ich werde schon einen Weg finden, um mich und mein Kind zu ernähren. Sieh dir Shelby an. Sie hat es auch geschafft.“
„Vielleicht … mit deiner Hilfe. Aber Madeleine ist nicht mein Kind.“ Er sah sie entschlossen an. „Shelby hatte keine Wahl. Ich schon. Mein Kind wird nicht aufwachsen, ohne seinen Vater zu kennen.“
Er kommt mir zu nahe, dachte Kate. Immer wenn er in meiner Nähe ist, kann ich nicht denken.
Sie drehte sich um und ging zur Treppe. „Ich versuche, vernünftig zu sein, Chase. Wenn du am Leben unseres Kindes teilhaben willst … uns vielleicht sogar finanziell unterstützen möchtest … werde ich dich nicht aufhalten.“
Langsam ging sie die Treppe hinunter und sagte über die Schulter: „Aber das ist kein Grund für dich, deine Freiheit aufzugeben und dich an eine Frau zu binden, der du nicht vertraust und die du niemals lieben kannst.“
Am Fuße der Treppe hatte Chase sie eingeholt. „Hör auf, Kate.“ Er wirbelte sie zu sich herum und zog sie an sich. „Du läufst weg. Warum?“
Kate versuchte die aufkeimende Panik zu unterdrücken. Sie konnte nicht länger weglaufen. Es war vorbei – endlich.
„Okay, Chase.“ Sie nahm seine Hand. „Komm mit in die Küche. Ich muss dir etwas sagen.“
Chase hatte sehr gemischte Gefühle bei dem Gedanken daran, was Kate ihm zu sagen hatte. Zehn furchtbare Jahre lang hatte er sich gefragt, was in jener Nacht vor sich gegangen war. Er hatte sich alle möglichen Entschuldigungen für sie ausgedacht und war sich jetzt nicht sicher, ob er die Wahrheit wirklich hören wollte.
Sie würde alles verändern.
Um Kates Geschichte zu überstehen, brauchte er eine Zigarre. Nein. Er brauchte einen kräftigen Schluck Bourbon. Nein, Alkohol war nicht gut.
Nachdem er Kate ein Glas Wasser und sich einen starken Kaffee eingeschenkt hatte, umfasste er instinktiv das Glücksei in seiner Jackentasche und fühlte sich sofort gestärkt. „Setz dich, chérie. Ich möchte alles von Anfang an hören.“
Kate zitterte leicht, und ihre Verletzlichkeit versetzte ihm einen Stich. „Ist dir kalt? Brauchst du einen Pullover?“
Sie
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