Julia Collection Band 61 (German Edition)
Abend hatte ich keine Chance mehr dazu. Mein Vater kam und zerrte mich nach Hause. Aber ich habe versucht, dich zu finden … später. Du schienst jedoch wie vom Erdboden verschluckt.“ Sie war nicht bereit, diesen Teil der Geschichte näher zu erläutern.
Wie vom Donner gerührt starrte Chase ins Leere. Er wirkte, als weigerte sein Verstand sich, das alles aufzunehmen.
„Kann ich etwas tun? Kann ich dir etwas holen?“ Kate begann sich Sorgen zu machen. Das musste ein furchtbarer Schock für ihn sein.
Er schüttelte den Kopf. „Ich brauche Zeit.“
„Was meinst du damit? Gehst du?“
„Ich melde mich morgen bei dir“, sagte er, drehte sich um und stürmte hinaus.
Als sie den Motor seines Wagens aufheulen hörte, verlor Kate die Beherrschung. Sie sackte auf ihrem Stuhl zusammen und vergoss Tränen, von denen sie geglaubt hatte, sie wären schon vor Jahren versiegt.
Voller Wut nahm Chase mit seinem Jaguar die Kurven in mörderischem Tempo.
Frustriert, entsetzt, aber vor allem zornig, schlug er mit der Faust auf das Lenkrad.
Er konnte keine Rache an einem verflixten Geist nehmen. Und wie er nun wusste, war es Henry Beltrane, der all seinen Ärger verdiente.
Unglaublich. Der Mistkerl hatte tatsächlich seine junge, verängstigte Tochter benutzt und sie gezwungen, für ihn zu lügen. Wenn Chase gewusst hätte, wo das Grab dieses Teufels sich befand, wäre er versucht gewesen, hinzufahren, ihn auszugraben und ihn noch einmal zu töten!
Es war ihm fast unerträglich, dass er Kate die letzten zehn Jahre zu Unrecht beschuldigt hatte – und dass er gedacht hatte, sie müsste für ihre Lügen bestraft werden.
Er fluchte leise, trat das Gaspedal noch weiter durch und raste über die Landstraße.
Fragen wirbelten in seinem Kopf herum. Warum hatte Kates Vater die Familie der Severins so sehr gehasst, dass er ihn, Chase, aus der Stadt vertrieben hatte? Und wer hatte Henry Beltrane erzählt, dass seine Tochter und er eine Liebesbeziehung hatten?
Er hatte erwartet, aus Kates Erklärungen alle Antworten zu erhalten. Stattdessen waren noch mehr Fragen aufgetaucht.
Himmel! So viel Ärger, und keine Möglichkeit, Rache zu nehmen.
Stundenlang fuhr Chase über die verlassenen Landstraßen und versuchte einen Weg zu finden, um mit dem Geist von Henry Beltrane abrechnen zu können.
In gewisser Weise war es ganz gut, dass Beltrane bereits tot war.
Chase hielt an einer Straßenkreuzung. Es waren nicht nur Rachegefühle, die ihn umtrieben. Immer wieder kreisten seine Gedanken auch um den wunderbaren Umstand, dass er und Kate ein Baby bekommen würden. Eine neue Generation von Severins würde bald in dieser Gemeinde leben.
Frustriert fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar und überlegte, wie er dafür sorgen konnte, dass sein Kind ein besseres Leben hatte als er. Und wie er sich nachträglich noch an Kates Vater rächen könnte.
Und dann begann sich langsam eine Idee herauszukristallisieren. Chase wendete den Jaguar und fuhr zum Highway, der nach New Orleans führte.
Vielleicht war das eine Möglichkeit …
Die Sonne hatte die grauen Schatten der Morgendämmerung bereits vertrieben, als Kate sich endlich aus dem Bett quälte und in die Küche schlich, um sich einen Kaffee zu machen. Sie hatte kaum geschlafen und schaffte es nicht, die Tränen lange genug zurückzuhalten, um zu duschen oder sich anzuziehen.
Chase hatte alle seine Sachen dagelassen, als er am Vortag verschwunden war. Würde sie ihn je wiedersehen? Oder würde er einfach anrufen, um ihr zu sagen, wohin sie alles schicken sollte?
Ein paar wunderbare Minuten lang, als sie herausgefunden hatten, dass sie schwanger war, hatte Kate zu hoffen begonnen. Aber sie hatte immer gewusst, dass der Tag der Abrechnung kommen würde. Der Tag, an dem die Wahrheit über jene Nacht herauskommen musste.
Kate seufzte. Allerdings gab es noch einiges mehr, das Chase wohl auch wissen sollte. Doch sie brachte es nicht über sich, ihm das zu erzählen. Niemand wusste davon, sie hatte es nur ihrem Vater erzählt.
Und jetzt?
Eine Gänsehaut überkam sie.
Jetzt, da sie schwanger war, konnte sie es nicht ertragen, überhaupt daran zu denken, geschweige denn, darüber zu sprechen. Sie strich sich fahrig durchs Haar, lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und versuchte die Erinnerungen zu vertreiben.
Ohne Chase war ohnehin alles egal.
„Guten Morgen, chérie.“
„Chase?“ Kate wirbelte herum. „Wie … wie geht es dir?“
Er kam zu ihr, blieb jedoch mit gebührendem
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