Julia Collection Band 61 (German Edition)
ist, aber er kennt dich seit deiner Geburt. Und ich weiß, dass du ihm vertraust. Tu es mir zuliebe.“
Er ließ die Schultern hängen. „Gut, meinetwegen.“
„Und dann möchte ich, dass du mit Annie sprichst. Sie ist eine fabelhafte junge Frau, die es nicht verdient hat, dass du sie mit Sprachlosigkeit strafst, nachdem sie dir die Wahrheit gesagt hat. Ich habe keine Ahnung, was zwischen euch vorgefallen ist …“ Sie zögerte, stand dann auf und legte Nick eine Hand auf den Arm. „Das heißt, ein bisschen kann ich es mir schon vorstellen.“
Sie lachte leise. „Aber bedenke eins, mein Sohn. Was du auch sonst sein magst, du bist ein Mann mit Ehrgefühl. Ich erwarte, dass du herausfindest, was Annie will, und dann Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um ihre Wünsche zu erfüllen.“
Seine Mutter dachte offenbar schon an die Zukunft, während er noch nicht einmal mit der Gegenwart zurechtkam, wurde Nick klar.
„Denk darüber nach, welche Möglichkeiten es gibt.“
„In Ordnung.“
Elizabeth stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihrem Sohn einen Kuss. „Ich liebe dich, Nick. Du und Annie, ihr schenkt mir mein erstes Enkelkind.“
Sofort machte sich sein schlechtes Gewissen wieder bemerkbar. „Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du Vater noch nichts erzählst“, stieß er leise hervor. „Ja, ich möchte dich sogar bitten, mit niemandem darüber zu sprechen, bevor Annie und ich zu einer Vereinbarung gekommen sind.“
Sie sah ihn ruhig an. „Du hast recht, mein Sohn. Du selbst musst mit deinem Vater sprechen. Aber hättest du etwas dagegen, wenn ich mit Annie das Thema anspreche, auch wenn ihr euch noch nicht ausgesprochen habt?“
„Ich will nicht, dass du dich einmischst, Mutter.“ Als sie ihn traurig ansah, tat ihm seine harte Reaktion leid. Er umarmte sie und küsste sie auf die Wange. „Na ja, vielleicht kannst du ihr ein paar Ratschläge geben. Es ist auch möglich, dass sie gern mit einer Frau darüber sprechen möchte. Aber du wirst sie nicht beeinflussen, ist das klar?“
„Vollkommen klar, Nick.“ Sie küsste ihn wieder. „Und nun geh und sprich mit Dr. Gamble. Ich bin sicher, dass du ein wunderbarer Vater sein wirst.“
Er, ein Vater? Er wusste kaum, was das bedeutete. Sicher war Annie eine gute Mutter, aber war er ein guter Vater?
Sein eigener Vater war ihm da kein gutes Vorbild. Der Mann war ein absoluter Kontrollfreak und ein Tyrann. Er musste alles bestimmen und war pedantisch. Sein ganzes Leben hatte Nick versucht, seinem Vater alles recht zu machen. Aber nie konnte er ihn zufriedenstellen. Nichts war gut genug. Die Ehe mit Christina war das Einzige, was in den Augen seines Vaters bestehen konnte.
Und jetzt würde er selbst Vater werden, ohne verheiratet zu sein. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sein Vater darauf reagieren würde.
Als ob nicht alles schon kompliziert genug wäre.
Annie überstand die Arbeitsstunden am Nachmittag, ohne zusammenzubrechen. Aber als sie kurz vor der Abenddämmerung am Strand stand und auf das Meer hinaussah, musste sie sich sehr zusammennehmen, um nicht in Panik zu geraten.
Sie hatte die Insel mit dem meist leicht verschleierten blauen Himmel und dem aquamarinblauen Meer ins Herz geschlossen. Doch jetzt war ihre Situation eine völlig andere. Sie musste überlegen, wo sie in Zukunft mit ihrem Kind leben wollte und welche Schritte als Nächstes zu unternehmen waren.
Sollte sie nach Hause zurückkehren? Schon bei dem Gedanken daran wurde ihr elend. Wahrscheinlich wären alle entsetzt über ihr uneheliches Kind. Außerdem war ihre alte Heimat ganz sicher nicht der Ort, wo sie ein Kind aufziehen wollte, sosehr sie ihre Familie auch liebte.
Alle waren fest davon überzeugt gewesen, dass sie es allein nicht schaffen würde, und sie war nur mit Mühe dem engen Familienverband entkommen.
Annie wusste, dass sie sich seitdem verändert hatte. Sie war stark und unabhängig geworden. Und sie wusste, dass sie es schaffen konnte, ihr Kind aufzuziehen, ohne in den Schoß ihrer Familie zurückzukehren.
Seit sie auf der Insel war, hatte sie viel Geld sparen können, das würde ihr und dem Baby in der ersten Zeit helfen. Fast zärtlich legte sie sich eine Hand auf den Bauch. In Zukunft musste sie für zwei denken.
Würde das Baby sie bei der Ausübung ihres Berufes behindern? Wahrscheinlich konnte sie in der ersten Zeit nach der Geburt nicht als Physiotherapeutin arbeiten. Was sollte sie dann tun, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen?
Einerseits
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