Julia Collection Band 61 (German Edition)
ihnen bereits genug Probleme bereitet. Wie die zu lösen waren, wusste er selbst noch nicht.
Annie öffnete ihm und sah ihn ernst an. Nick konnte seinen Blick nicht von ihren großen grünen Augen lösen und wusste vorübergehend nicht, warum er überhaupt gekommen war.
„Wir müssen miteinander sprechen“, sagte er dann, ohne dass es ihm bewusst war.
„Draußen“, flüsterte sie. „Ich möchte nicht, dass deine Mutter aufwacht. Wir haben gestern bis spät in die Nacht geredet, und sie ist sicher noch vom langen Flug erschöpft.“
Annie trat an ihm vorbei und ging zu der Treppe, die den Steilhang hinunterführte. Dort setzte sie sich auf die oberste Stufe. Sie stützte den Kopf in ihre Hände und betrachtete den Sonnenaufgang. Die ersten Strahlen kamen gerade über den Horizont und färbten das Meer orangerot. Als sie Nick kommen hörte, drehte sie sich zu ihm um und deutete auf den Platz neben sich.
Nick wollte lieber stehen bleiben, als unmittelbar neben ihr zu sitzen. Da das jedoch einigermaßen lächerlich gewirkt hätte, setzte er sich drei Stufen tiefer, sodass er ihr direkt ins Gesicht sehen konnte, wenn er sich zu ihr umdrehte. Das war auch noch gefährlich nah, aber er konnte sie so wenigstens nicht zufällig berühren.
„Ich glaube, ich sollte mich erst einmal bei dir entschuldigen für das, was während des Hurrikans geschehen ist“, fing er steif an. „Das war nur meine …“
„Hör auf, Nick“, unterbrach Annie ihn sofort. „Dass ich schwanger bin, ist genauso meine Schuld wie deine. Ich hätte ja nicht zuzustimmen brauchen. Und wenn ich mich richtig erinnere, dann ging das Ganze sowieso mehr von mir aus als von dir.“
Nick sah sie verblüfft an. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen.
„Ich weiß, dass du ein schlechtes Gewissen hast und dich schuldig fühlst“, fuhr sie hastig fort, „aber das ist absolut unsinnig. Im Gegenteil, ich sollte vielleicht so etwas wie Schuld verspüren, aber ich weigere mich. Auch dein Mitleid brauche ich nicht. Ich möchte nicht, dass du dir meinetwegen irgendwelche Umstände machst. Ich bin eine erwachsene Frau, die für sich selbst sorgen kann. Deine Mutter hat mich eingeladen, auf der Insel zu bleiben, bis das Baby geboren ist. Dieses Angebot möchte ich gern annehmen, es sei denn, du hast etwas dagegen. Was danach geschieht, weiß ich noch nicht, aber ich werde dich nie von deinem Kind fernhalten, falls du es gern von Zeit zu Zeit sehen möchtest.“ Sie schwieg und blickte ihn aus ihren großen Augen ernst und ein wenig misstrauisch an.
„Annie“, sagte er leise. Er merkte, wie nervös sie war, wie verletzlich, und es schnitt ihm ins Herz. Plötzlich wusste er genau, was richtig war. Es gab nur eine Lösung in dieser Situation.
„Ich hätte keine Ruhe, wenn ich nicht wüsste, wie es dir und dem Kind geht“, sagte er. „Ich möchte mit dir zusammen sein, möchte für euch beide sorgen und das tun, was in dieser Situation das einzig Richtige ist. Heirate mich.“
„Was?“ Ihre Augen blitzten empört, und sie stand auf. „Ich habe dir doch gerade gesagt, dass ich allein für mich sorgen kann. Du brauchst hier nicht den Märtyrer zu spielen und eine Frau zu heiraten, die du nicht liebst. Ich komme auch ohne dich zurecht.“
Nick hatte vermutet, dass sie so etwas sagen würde, aber statt erleichtert zu sein, wie er anfangs gedacht hatte, war er enttäuscht. Er trat zu Annie und legte seine Hände sanft auf ihre Schultern. „Wie du dich sicher erinnerst, ist Liebe für mich keine Vorbedingung für eine Heirat. Für mich sind Treue und Anständigkeit immer noch die besten Gründe, sich zu binden. Annie, bitte, ich möchte dich und unser Kind in Ehren halten.“
Annie sah ihn an, als hätte er sie geschlagen und nicht das getan, was er für die einzig akzeptable Lösung hielt. Dabei sah sie so einsam und so verletzlich aus, dass ihm fast die Tränen kamen.
Als sie den Kopf neigte und leise seufzte, versuchte er es von Neuem. „Annie Riley, ich bitte dich um deine Hand. Werde meine Frau.“ Nick hielt unbewusst die Luft an und versuchte, sich davon zu überzeugen, dass es gut war, falls sie ihn erneut zurückweisen sollte.
Annie hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Dann sagte sie: „Ja.“
„Was?“ Er glaubte, nicht recht gehört zu haben, und ließ die Hände sinken.
Annie lachte, doch es klang hohl. „Ja, ich werde dich heiraten, Nick. Oder möchtest du deinen Antrag doch lieber zurückziehen?“
„Nein.“ Er
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