Julia Collection Band 61 (German Edition)
Tür hinaus.
Nick ließ das Gepäck seiner Mutter auf den Boden fallen und lief hinter Annie her. „Augenblick mal“, er griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. „Was ist denn so wichtig, dass du nicht mal ein paar Minuten für meine Mutter erübrigen kannst?“
Annie wollte ihm den Arm entziehen, aber Nick hielt sie mit eisernem Griff. „Nick, bitte, lass mich. Ich muss jetzt los.“
Er musterte sie aufmerksam. Ihre Augen glänzten, die Wimpern waren tränenfeucht. „Was ist denn los mit dir, Annie? Vielleicht kann ich etwas für dich tun.“
„Das hast du bereits getan“, sagte sie traurig.
Was meinte sie damit? Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und sie festgehalten, bis sie wieder lachte. „Was habe ich denn getan? Bleib doch mal eine Sekunde ruhig stehen. Geht es dir nicht gut?“
Annie lachte kurz auf, aber es war kein fröhliches Lachen. „Ich sage es jetzt zum dritten Mal. Mir geht es gut.“ Mit einer heftigen Bewegung machte sie sich frei. „Ich bin nicht krank, ich bin nur schwanger.“
Nick traute seinen Ohren nicht. „Was? Schwanger? Das kann nicht sein.“
„Nein? Ich habe gerade den Test gemacht. Es gibt keinen Zweifel. Offenbar wussten deine Ärzte nicht, wovon sie sprachen, als sie meinten, du könntest keine Kinder zeugen.“
Er stand da, starrte sie an und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Zu lange, denn Annies Blick verschleierte sich vor Schmerz.
„Tut mir leid, dass ich dich damit schockiert habe, Nick“, sagte sie kühl. „Aber du wolltest es ja unbedingt wissen. Ich muss nun wirklich los.“ Sie drehte sich um und ging schnell in Richtung Strand davon.
Nick starrte ihr hinterher, als wäre sie nicht Annie, sondern eine übernatürliche Erscheinung.
7. KAPITEL
Nicks Gehirn war wie leer gefegt. Nur ein Gedanke kristallisierte sich heraus: Annie bekam ein Kind. Er wurde Vater. Wie war das möglich?
„Stimmt es, was ich da eben gehört habe?“
Nick seufzte. Er wollte jetzt nicht mit seiner Mutter darüber sprechen, die offenbar alles mit angehört hatte. Was sollte er auch sagen?
„Glaubst du, dass Annie schwanger ist?“, fragte er. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie bei so etwas nicht die Wahrheit sagt.“
Seine Mutter sah ihn lächelnd an. Offenbar empfand sie diese neue Entwicklung nicht als Katastrophe.
„Die Ärzte waren doch so sicher, dass ich zeugungsunfähig bin, aber …“
Nick strich sich nervös durchs Haar. Warum sah seine Mutter ihn mit diesem eigenartigen Lächeln an? „Andererseits sehe ich keine andere Möglichkeit. Es muss mein Kind sein.“ Nun war es ausgesprochen.
Ihm war vor Aufregung übel. Er war so durcheinander und hatte so viele Fragen. Seine Mutter hakte sich bei ihm unter und zog ihn mit ins Haus. „Komm mit, Nick, nur für ein paar Minuten. Du bist ganz blass und solltest dich hinsetzen.“
Widerstandslos ließ er sich hineinführen. Er konnte an nichts anderes denken als an Babys und Kinder. Kleine Jungen mit feuerroten Locken, die jauchzend durch den Garten tollten. Kleine Mädchen mit Annies grünen Augen, die ihm ihre drallen Ärmchen entgegenstreckten.
Erschöpft ließ er sich auf das Sofa fallen. Seine Mutter setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. „Nun wird mir so manches klar.“
„Was wird dir klar? Mir ist momentan überhaupt nichts klar.“
„Ich verstehe jetzt, warum du dich so von der Welt zurückgezogen hast. Warum du unbedingt diese Forschungsstation finanzieren wolltest.“
„Ich wollte lediglich Christinas innigsten Wunsch erfüllen. Die Station wurde im Gedenken an sie errichtet.“ Es ärgerte Nick, dass seine Mutter jetzt die Populärpsychologin herauskehrte.
„Nein, Nick, du machst dir etwas vor. Du hast die Station aus einem Schuldgefühl heraus erbaut. Du fühltest dich schuldig, dass du keine Kinder zeugen konntest. Ich vermute, es hatte etwas damit zu tun, dass du befürchtetest, deinen Vater mit deiner Kinderlosigkeit zu enttäuschen.“
Nick stand unschlüssig auf. „Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen.“
„Aber das solltest du.“
„Nein, Mutter. Hör bitte auf, dich in meine Angelegenheiten zu mischen.“
Sie blickte ihn traurig an. „Gut, wenn du nicht willst. Schade. Aber um etwas will ich dich noch bitten. Geh in die Klinik hier im Ort und sprich mit Dr. Gamble. Er kann dir sicher helfen.“
Nick hob abwehrend die Hände, aber Elizabeth Scoville ließ sich nicht beirren. „Ich weiß, dass er nur ein praktischer Arzt in einem kleinen Ort
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