Julia Collection Band 61 (German Edition)
immer wünschen, es wäre Christinas Kind?
Annie wusste plötzlich, dass sie es nicht aushalten könnte, neben einem Mann zu leben, der sie nur wegen des Kindes geheiratet hatte. Er würde sich der Verpflichtung seinem Kind gegenüber nie entziehen, das wusste sie. Aber ihre Familie war für seinen Vater und dessen Geschäftsinteressen von keinerlei Bedeutung. Deshalb gab es nichts, was eine Ehe ohne Liebe zusammenhalten könnte, wie es bei Christina der Fall gewesen war.
Annie zog ihr Taschentuch aus der Hosentasche und putzte sich kräftig die Nase. Schluss mit der Heulerei. Sie hatte sich selbst in diese Situation manövriert. Wenn sie und Nick sich nach der Geburt auseinanderleben sollten, würde sie wieder aus seinem Leben verschwinden. Sie könnte es nicht ertragen, ihn zu lieben und zu wissen, dass er sich in ihrer Gegenwart nicht wohlfühlte.
Ja, sie liebte ihn. Und das machte alles noch viel schwerer. Wieder traten ihr Tränen in die Augen. Sie würde sich scheiden lassen müssen, und eine geschiedene Frau war für ihre Familie fast genauso inakzeptabel wie eine unverheiratete Mutter. Was also sollte sie tun?
Entschlossen wischte sie sich die Tränen von den Wangen. Dass sie so nah am Wasser gebaut war, hatte sicher auch mit der Hormonumstellung zu tun. Es war wichtig, dass sie eine klare Entscheidung fällte und zu dieser Entscheidung dann auch stand.
Ihr Kind brauchte einen Namen und einen Vater. Und sie wollte versuchen, ob sich nicht doch ein gemeinsames Leben mit Nick aufbauen ließ. Vielleicht schaffte sie es, dass er zumindest an ihr hing und nicht ohne sie leben wollte. Hatte ihre Mutter nicht immer behauptet, ihre jüngste Tochter habe magische Kräfte?
Gut, sie würde ihn heiraten. Sie würde ihre Chance ergreifen. Und sie konnte nur hoffen, dass sie später stark genug war, ihn zu verlassen, wenn die Ehe nicht funktionierte.
Am späten Nachmittag ging Annie in die kleine Klinik, um sich untersuchen zu lassen. Nick hatte versprochen, sie später dort abzuholen.
„Sie sind eine sehr gesunde junge Frau, Annie“, sagte Dr. Gamble nach der Untersuchung. „Die Schwangerschaft sollte Ihnen keine Schwierigkeiten machen. Und Sie können mit ziemlicher Sicherheit noch so viele Kinder bekommen, wie Sie und Nick wollen.“
Die Vorstellung, weitere Kinder zu bekommen, machte sie traurig. Sie hatte sich immer viele Kinder gewünscht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Wunsch mit Nick als Vater in Erfüllung ging, war äußerst gering. Doch auch in diesem Punkt musste sie Geduld haben und abwarten. Erst einmal musste das eine da sein.
„Soll ich in den letzten Monaten meine körperlichen Aktivitäten einschränken?“, fragte sie. „Ich arbeite gern mit den Delfinen und bin eine leidenschaftliche Schwimmerin. Muss ich damit aufhören?“
„Ich wüsste nicht, warum. Solange Sie sich gut fühlen, ist nichts dagegen einzuwenden. In den letzten Wochen sollten Sie vielleicht etwas vorsichtiger sein, aber Bewegung ist immer gut für Sie, wenn Sie es nicht übertreiben. Allerdings weiß ich nicht, wie Nick darüber denkt“, fügte Dr. Gamble dann hinzu.
Sie sah ihn fragend an. „Sie meinen, weil seine erste Frau ertrunken ist? Ich weiß, dass er seitdem nie wieder ins Meer gegangen ist, aber das hat mit mir doch nichts zu tun. Ich habe keine Angst vor dem Wasser und bin eine sehr sichere Schwimmerin.“
„Das war Christina auch, ebenso wie Nick. Er ist immer die gefährlichsten Regatten gesegelt, im Grunde bis zu dem tragischen Unfall. Er hat sogar mal beim America’s Cup mitgemacht.“
„Tatsächlich? Das hat er nie erwähnt.“
„Das wundert mich nicht, denn er hatte damals Christina überredet, in seiner Crew mitzusegeln. Sie hat diese schnellen Regatten nie gemocht, deshalb gibt Nick sich auch die Schuld an ihrem Tod. Seitdem hat er kein Segelboot mehr betreten.“
Das war ja alles noch schlimmer, als sie bisher befürchtet hatte. Nick beklagte nicht nur den Tod seiner Frau, sondern gab sich die Schuld, sodass er den geliebten Segelsport aufgegeben hatte. Der Mann war zu bedauern. Was für ein freudloses Leben.
Wie selbstsüchtig von ihr, nur an sich zu denken und sich zu bemitleiden, weil sie einen Mann heiratete, der sie nicht liebte. Er hatte so viel durchmachen müssen. Kein Wunder, dass er verletzlich und unzugänglich war. Es wurde Zeit, dass sie sich nicht nur mit ihren Problemen befasste, sondern darüber nachdachte, wie sie sein Leben besser machen konnte.
„Vielleicht
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