Julia Collection Band 62
Ma’am‘?“
Jill sah enttäuscht aus. „Oh … ich fand es witzig.“
Geschmeidig kam sie neben Catrina auf der Eisbahn zum Stehen und balancierte dabei problemlos ein Tablett mit Sektgläsern in einer Hand.
„Nun, ich nicht“, antwortete Cat. „Du musst mir am Anfang helfen, Schwesterchen. Das ist dein Job. Pixie hat ihr Bestes gegeben, was das Kleid anbelangt.“
Priscilla Treloar, von allen nur Pixie genannt, konnte einfach wunderbar nähen. Sie war mehr als dreißig Jahre lang die Kostümbildnerin einer berühmten nationalen Ballettkompanie gewesen, bis sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte und sie die Arbeit aufgeben musste. Sie hatte darauf beharrt, dass die Perfektion des Kleides ein Schlüssel für den Erfolg ihres Planes für den heutigen Abend war, und Cat hatte den Verdacht, dass das stimmte.
Sie fingerte an einem der glitzernden Träger ihrer Robe herum. Abgesehen von diesen Trägern und passenden silbernen Nähten am Mieder war das Kleid tiefschwarz. Sein glamouröser Effekt beruhte ganz auf der figurnahen Schlichtheit und dem perfekten Sitz und Schnitt.
Unter dem weiten schwarzen Rock schimmerte hin und wieder der silberne Unterrock hindurch. Wenn man nicht zu genau hinsah, konnte man das Abendkleid ohne Weiteres für ein Designermodell halten.
„Mein Job ist es, Lady Catrina zu mimen, und dank meiner Vorliebe für britische Komödien kriege ich den Akzent sehr gut hin“, fuhr Cat fort, wobei sich ihre Zuversicht wieder etwas verstärkte. „Ich schaffe das. Ich weiß es. Du musst mir bloß sagen, an welchem Tisch Mr Wainwright, der Stadtrat, sitzt, und ich bringe alles in Gang. Die Sache ist zu wichtig für uns alle, als dass wir sie wie ein Spiel behandeln könnten, Jill. Wir dürfen nicht zulassen, dass Pixie ihr Heim verliert.“
Die Wärme, mit der Cat von der Cousine ihrer Mutter sprach, verriet die Liebe, die sie und ihre beiden Stiefschwestern für Pixie empfanden, und das, obwohl Pixie nicht mit Jill und Suzanne blutsverwandt war.
„Tut mir leid. Du hast ja recht“, räumte Jill ein, doch dann veränderte sich ihr Ton, als einige Neuankömmlinge des legendären Mirabeau on Ice-Balls an ihnen vorübergingen. „Ich kann Ihnen vor allem den Mirabeau-Champagner empfehlen …“
„Vielen Dank.“ Anmutig nahm Cat eines der angebotenen Gläser und spreizte den kleinen Finger ab.
„Er sitzt dort hinten“, flüsterte Jill, sobald die Luft rein war. „An dem großen Tisch in der Nähe der Bar.“
„Dann mache ich mich besser auf den Weg.“
„Ja, denn wie wir ja wissen, bleibt er meist nicht allzu lange.“ Jill grinste und glitt auf ihren Schlittschuhen davon.
Cat seufzte und blieb mit einem Kribbeln im Bauch und glühenden Wangen allein zurück. Doch das Adrenalin, das sie verspürte, rührte nicht von blanken Nerven, sondern einer erregten Erwartung und Zuversicht her.
Ich werde es schaffen. Ich werde den Stadtrat davon überzeugen, bei der nächsten Ratsversammlung im August gegen das geplante Abrissvorhaben zu stimmen, und er wird nicht den blassesten Schimmer haben, dass er dabei manipuliert wurde.
Langsam ging sie um die Eisbahn herum über den Teppich, den man ausgelegt hatte. Sie musste sich in die Rolle von Lady Catrina Willoughby-Brown hineindenken, einem Mitglied der britischen Aristokratie und des internationalen Jetsets.
Die Madison County Eisbahn sah heute Abend zauberhaft aus, ganz anders als sonst. In der Mitte der Bahn befand sich eine riesige Champagner-Fontäne mitsamt einiger Eisskulpturen, die Werken berühmter Künstler wie Rodin, Michelangelo und Moore nachempfunden waren.
Daneben hatte man einen eigens angefertigten und auf Hochglanz polierten hölzernen Tanzboden aufgebaut. Ein äußerer Eisring wurde von dem Personal auf Schlittschuhen benutzt und von allen Gästen, die es wagten, sich auf Kufen zu begeben. Die Halle wurde durch zahlreiche Fackeln und Kerzen illuminiert.
Catrina blendete das elegante Ambiente jedoch vollkommen aus und konzentrierte sich strikt auf ihre Aufgabe.
Ja, da war Wainwright, ganz wie Jill gesagt hatte. Stadtrat Earl P. Wainwright, um genau zu sein. Er saß an einem der besten Tische mit sechs anderen Gästen, vier von ihnen Männer. Cat hatte ihre Strategie im Vorfeld ausgearbeitet und zögerte daher nicht.
Als Erstes winkte sie einem imaginären Bekannten zwei Tische weiter, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem links neben dem Stadtrat sitzenden Mann zu, so, als ob sie ihn plötzlich erkannte. Ihre
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