Julia Collection Band 62

steckt sie?“, zischte er zu Arkady Radouleau hinüber, der als Trauzeuge agierte.
    „Bräute sind immer zu spät dran.“
    „Das war sie beim ersten Mal aber nicht. Da war sie zu früh!“
    „Damals hat sie Sie nicht geliebt“, erklärte Arkady geduldig.
    „Macht das einen Unterschied?“
    „Und wie!“
    „Das soll nur einer mal verstehen“, beschwerte sich Stephen mit wachsender Qual. „Ich hätte erwartete, dass sie es nicht ertragen kann, auch nur eine Sekunde länger von mir getrennt zu sein als nötig. Genau so fühle ich nämlich in Bezug auf sie, jetzt und in jedem Augenblick meines Lebens!“
    „Stephen“, tröstete Arkady ihn, „sie möchte perfekt für dich aussehen.“
    „Das könnte sie in einem Flanellschlafanzug mit einer schweren Grippe!“
    Darauf lachte der ältere Mann nur, und der herzliche Klang erfüllte die Kirche.
    Dann hörten sie beide die machtvolle Orgel, die den Hochzeitsmarsch spielte. Stephens Atem stockte, als er Suzanne erblickte. Nicht länger die schüchterne, entschlossene Braut mit dem blassen Gesicht, die er kaum kannte, sondern die Frau, die er über alles liebte.
    Sie war schön, warmherzig, mutig, sensibel. Sie hatte ihn schon mit ihren raschen Fortschritten in der Sprache Aragovias erstaunt. Alices Vermögen hatte sie in einen Fond verwandelt, mit dem das Bildungssystem und die Bibliotheken des Landes aufgebaut werden sollten. Sie war eine Frau, die Alice und ihn lieben und Rose, die vor ein paar Tagen mit Perry hier angekommen war und nun in der ersten Reihe stand, vergeben konnte. Und sie machte ihn glücklicher, als er jemals geglaubt hatte, sein zu können.
    Die Musik erstarb, und der Erzbischof von Aragovia begann die lange, formale Zeremonie. Es erklangen Hymnen, eine Predigt, Gebete und Gelübde. Suzanne hob ihren Schleier an, und endlich … endlich … küsste Stephen sie und ertrank dabei fast in dem Glück, das aus ihren Augen strahlte.
    Nur ein paar Schritte entfernt beobachteten die beiden Brautjungfern das Paar, das sich küsste … und küsste … und küsste … und sich dann schließlich sanft voneinander löste.
    „Macht dir das Ganze immer noch Sorgen?“, flüsterte Jill zu ihrer Schwester Cat. „Willst du sie immer noch fragen, was sie fühlt?“
    „Nein, ich mache mir keine Sorgen mehr“, erwiderte Cat.
    „Nein …“
    „Sie ist glücklich. Da brauchen wir gar nicht nachzufragen. Ich kann das Strahlen bis hierhin fühlen.“
    Ein paar Minuten später brachen Fürst Stephen und Fürstin Suzanne von Aragovia in einer offenen weißen Kutsche durch die Straßen von Braudeburg auf und zeigten dabei die kleine Kronprinzessin Alice dem Volk.
    „Wirst du mich dich immer glücklich machen lassen?“, wisperte Stephen seiner Braut ins Ohr.
    „Ja“, antwortete sie schlicht, und dieses eine kleine Wort war alles, was zählte, weshalb sie es noch einmal mit Tränen in den Augen wiederholte. „Ja, Stephen, das werde ich.“
    – ENDE –

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