Julia Collection Band 62
hätte sein können, musste gehen, und die Älteste von ihnen, Suzanne, hatte sich geweigert, in einem Haus zu bleiben, in dem ihre Geschwister nicht willkommen waren. Also hatte auch sie Rose Chaloner Brown verlassen.
Danach konnte sich Jill ihre Sportlerkarriere nicht mehr leisten, weshalb sie sich aufs Unterrichten konzentriert hatte und von einer Karriere in professionellen Eisshows träumte.
Doch sie musste ja auch Sam großziehen. Er war nach wie vor das Beste, das ihr je passiert war, trotz der Katastrophe ihrer Beziehung zu seinem leiblichen Vater. Ihr Ivy League-Freund Curtis Harrington III hatte kein Interesse an seinem Sohn gezeigt. Und Jill wusste nicht, wie sie es ohne die Hilfe ihrer Schwestern in den letzten Jahren geschafft hätte.
Endlich, im vergangenen März, kurz nach Sams viertem Geburtstag, hatte sie dann ihre große Chance erhalten. Andrea, eine enge Freundin, die früher mit ihr auf der Eisbahn von Philadelphia trainiert hatte, musste aufgrund einer Verletzung für sechs Wochen mit ihrer Rolle in „Cinderella on Ice“ pausieren. Der einseitige Vertrag besagte jedoch, dass sie den Job verlieren würde, wenn sie keinen Ersatz stellte.
Und da kam Jill Brown ins Spiel.
Sie hatte Sam in der liebenden Obhut ihrer Schwestern gelassen und war nach Las Vegas geflogen, um die Rolle einer Maus zu übernehmen und gleichzeitig Ersatz für die Cinderella zu sein. Und sie hatte jede Minute davon gehasst. Ihre Träume zerbrachen. Sie kam sich wie eine Närrin vor, weil sie geglaubt hatte, das Leben eines Showgirls mit Sams Bedürfnissen vereinen zu können.
Die Show war nur der billige Abklatsch der wesentlich glamouröseren Disney-Inszenierung gewesen. Die Akteure wurden schlecht bezahlt und mies behandelt, sodass die Spannungen zwischen den Läufern ständig wuchsen. Jill vermisste Sam jede einzelne Minute des Tages. Das Wissen, dass es ihm gut ging, half dabei gar nicht.
Wie sollte sie weitere sechs Wochen ertragen?
Es hätte sich vielleicht etwas ändern müssen, als Trixie, die reguläre Cinderella, an Jills erstem Samstag von einer schlimmen Grippe heimgesucht wurde, und sie deren Rolle übernahm. Die Cinderella zu tanzen hätte ein Traum sein müssen, doch dem war nicht so.
In ihrem abgedunkelten Zimmer gab Trixie Jill vom Bett aus Ratschläge und Instruktionen. „Vergiss vor allem diese Publicity-Sache nicht. Diese ‚Cinderella-Heiratsmarathon‘-Geschichte.“
„Was?“
„Dieser Ball, der Wettbewerb mit dem privaten Fernsehsender.“
„Davon weiß ich nichts.“
„Du musst nur im Hotel bleiben. Es findet in dem großen Saal statt. Du bist die sogenannte ‚Celebrity-Braut‘. Sie werden dir sagen, was du zu tun hast. Du hast nichts davon gehört? Es gab eine Menge Werbung für die Preise und Regeln und so weiter.“
„Nein, ich habe nichts davon gehört.“ Ich war zu sehr damit beschäftigt, in mein Kissen zu weinen, Sam zu vermissen und mir zu wünschen, niemals hergekommen zu sein.
„Es ist keine große Sache, aber du weißt, dass das Management dich umbringen wird, wenn du da nicht auftauchst.“
„Ich weiß.“
Also war sie hingegangen. Ohne auch nur die geringste Idee zu haben, was sie dort erwarten würde.
„Da sind wir“, sagte Gray, während er den Wagen vor einem großen Schuppen parkte.
Jill war von den zahlreichen Gebäuden, die sich noch daran angliederten, beeindruckt. Sie konnte nur Vermutungen darüber anstellen, wofür man sie nutzte. Melken vielleicht? Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass die McCalls Milchkühe hielten.
In der Ferne konnte sie das große neue Ranchhaus auf dem Hügel sehen, das die McCalls vermietet hatten, um ihren Geldfluss ein wenig aufzustocken. Man hatte es durch drei Zäune und einer Reihe kräftiger junger Bäume, deren Blätter sich allmählich verfärbten, von diesem Part der Ranch getrennt.
Gray stieg aus dem Wagen, und Jill beobachtete ihn einen Augenblick lang, bevor sie ihm folgte. Er war so ein kompetent wirkender Mann, so aufrecht und stark wie ein Baumstamm, sowohl im Körper wie im Herzen. Dennoch hatte sie von Anfang an gewusst, dass ihn etwas verletzt hatte. Irgendetwas in seinem Leben war nicht in Ordnung, und er stand mit dem Rücken zur Wand und kämpfte gegen die Widrigkeiten.
Sie kannte nicht die ganze Geschichte, aber sie wusste das ein oder andere. In dieser Nacht in Las Vegas vor sechs Monaten hatte er ihr einiges erzählt. Sein Vater hatte ihre finanziellen Mittel überlastet, indem er
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