Julia Collection Band 62
nickte. Vom Ende des Flurs, wo sie in ihrer Reisetasche nach etwas Aspirin suchte, hörte sie Louise in lockerem Ton zu ihrem Sohn sprechen.
„Ich werde den ganzen Nachmittag im Haus sein, kleiner Mann, also wenn du irgendetwas brauchst, dann sagst du mir oder deiner Mom Bescheid, ja? Und dann sollte ich dir noch sagen, dass wir eine Katze haben, die vielleicht kommen wird, um auf deinem Bett zu schlafen, Sam. Magst du Katzen? Ja, das sind interessante Tiere, nicht? Unsere ist alt. Sie jagt nicht mehr, versucht immer nur, den wärmsten Platz im Haus zu finden und zu schlafen. Würde es dir etwas ausmachen, wenn sie mit dir im Bett liegt?“
Gott segne sie, dachte Jill. Sie muss sich fragen, wer in aller Welt wir sind und was wir hier machen, aber sie hat nicht eine einzige Frage danach gestellt. Stattdessen will sie nur wissen, ob Sam Angst vor Katzen hat …
Und offensichtlich hatte Sam die nicht, denn die alte Katzendame machte es sich bereits auf dem Bett bequem, als Jill ihm seinen Pyjama anzog, und der Junge erhob keinen Einspruch. Stattdessen schlüpfte er zwischen die Decken und krächzte ein sanftes „Hallo, Firefly“.
Er krümmte seinen Körper, um dem Tier Platz zu machen, dessen Schnurren fast so laut war, dass das Bett vibrierte. Innerhalb von Sekunden lagen beide mit geschlossenen Augen da.
Zittrig zog Jill den handgemachten Quilt ein bisschen höher über Sams Schultern und gab ihm einen zarten Kuss. Er war jetzt geborgener und besser aufgehoben, als sie vor einer Stunde jemals zu hoffen gewagt hätte.
Wahrscheinlich würde er übermorgen schon wieder in Ordnung sein, entschied sie. Allerdings handelte es sich dabei eher um Hoffnung als um Wissen.
Als sie zurück in die Küche ging, saß Gray am Tisch, kaute warmes Maisbrot und löffelte aus einer großen Tasse Suppe.
„… hätte es heute Nachmittag sowieso nicht hingekriegt, denn das Problem ist größer, als ich dachte“, erklärte er. „Wylie kann es nicht überprüft haben, wie er behauptet hat.“ Er hatte ihre Anwesenheit noch gar nicht bemerkt. „Ich muss dich und Grandpa mitnehmen, Mom, und ich habe noch keine Ahnung, wie wir den Truck mit seinem Getriebe da hochkriegen sollen. Deshalb will ich das Ölleck abdichten und die Leitung abchecken, andernfalls könnten wir ganz schön auf dem Trockenen sitzen.“
Louise McCall bemerkte sie sofort und erkundigte sich einfühlsam nach Sam: „Wie geht es ihm, Honey?“
Gray hörte auf zu essen und blickte sie an. Er nickte leicht zum Gruß, betrachtete dann für einen Moment ihr Gesicht, bevor er seinen Blick wieder der Suppenschüssel zuwandte. Er wartete nicht auf ihre Antwort. Er schien sich nicht für Sams Wohlergehen zu interessieren.
„Er schläft jetzt“, sagte sie. „Zusammen mit … mit Firefly.“
Oh Gott, hör auf zu heulen, Jill, ermahnte sie sich selbst. Was ist denn los mit dir?
„Es ist so dumm“, fuhr sie fort, während sie sich mit dem Ärmel über die Augen wischte. „Deshalb zu weinen, meine ich. Aber ich bin so dankbar. Sogar Ihre Katze heißt uns willkommen!“
„Nun, warum sollten wir das auch nicht tun, Jill?“, murmelte Louise sanft. Doch dann überwältigte sie doch die Neugier, und sie fragte: „Haben Sie irgendwelche Schwierigkeiten, Honey?“
„Mom, lass uns das später besprechen, okay?“ Gray wandte sich unwirsch wieder seinem Mittagessen zu.
Beide Frauen ignorierten ihn. Jill richtete ihren Blick unverwandt auf Grays Mutter und erklärte: „Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte ich die. Und Gray hat mir da rausgeholfen. Nur ist dadurch ein anderes Problem entstanden, bei dem ich Hilfe brauche. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie so wenig wie möglich belästigen werde. Dass Sam krank werden würde, konnte ich nicht voraussehen. Es bedeutet, dass wir ein paar Tage bei Ihnen bleiben müssen, obwohl ich gehofft hatte, morgen zurückfahren zu können.“
„Machen Sie sich deshalb keine Gedanken“, beruhigte Louise sie. „Bitte nicht.“
Gray hielt es offenbar nicht für notwendig, Jill zu trösten.
Während sie ihre Suppe aßen, herrschte ein unangenehmes Schweigen. Gray verschlang drei große Tassen voll von der köstlichen Gemüsesuppe, zusammen mit etlichen Stücken Maisbrot. Er sprach nur noch einmal, als er fragte: „Kommt Grandpa nicht zum Mittagessen?“
„Er hat Sandwiches und Kaffee mitgenommen. Er will die Kühe heute hinuntertreiben.“
„Er sollte das nicht alleine machen.“
Louise schnaubte verächtlich. „Sag du ihm
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