Julia Collection Band 62
ins Haus. „Kommen Sie direkt in die Küche. Ich habe den Ofen an, und es ist der wärmste Raum im Haus. Der Kleine muss hungrig sein.“
„Ich weiß es nicht. Ich würde ihm nur gerne etwas Heißes zu trinken geben und ihn dann ins Bett stecken. Er hat vergangene Nacht kaum geschlafen.“
„Armes Ding! Ich habe Suppe auf dem Herd und Maisbrot gerade in den Ofen geschoben. Ich hatte Gray zum Mittagessen erwartet.“
„Wir haben ihn aufgehalten, fürchte ich.“
„Sie essen auch etwas?“
„Sobald ich Sam versorgt habe.“
„Sie bleiben natürlich über Nacht.“
„Gray hat es uns angeboten“, entschuldigte sich Jill, dann gab sie zu: „Ich war so dankbar.“
An ihrer Schulter rührte sich Sam. „Mommy …“
„Ist es nicht schön, drinnen zu sein, Schätzchen?“
Sie fürchtete die Möglichkeit, dass er sich eine ernste Krankheit eingefangen haben könnte. Wie waren wohl die Ärzte hier draußen? Wie lange würde es dauern, bis er wieder reisen konnte?
Während sich ihr Magen bei diesen Überlegungen drehte, folgte sie Grays Mutter den sauberen, einfachen Flur entlang, und nur Augenblicke später saß Sam an einem großen, alten Küchentisch auf ihrem Schoß. Über dem Tisch war ein hölzernes Regal mit einer bunten Sammlung dekorativer Teller angebracht, und an den Fenstern hingen helle Baumwollgardinen mit einem freundlichen Blumendruck.
Mrs McCall bewegte sich mit ruhiger Grazie durch die große, aber gemütliche Küche.
„Wo haben Sie Gray zurückgelassen?“
„Ich bin mir nicht sicher, vielleicht eine Meile von hier entfernt.“
„Dann müsste er jede Minute kommen. Er wird sich vergewissern, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist, bevor er das Pferd versorgt. Sie haben mir Ihren Namen noch nicht genannt, Honey.“
Der Vorwurf war so sanft, dass er fast einem Kompliment gleichkam.
„Oh, das tut mir leid. Ich bin Jill. Jill Brown.“
Jill Brown McCall? Das sagte sie nicht, denn sie war sich absolut sicher, dass Gray nichts von der Heirat erzählt hatte. Sie selbst hatte es schließlich auch erst vor Kurzem ihrer Familie gebeichtet.
„Schön, Sie kennenzulernen, Jill. Und dich auch Sam, Liebling, obwohl ich weiß, dass du dich zu elend fühlst, um dich zu unterhalten.“ Sie schob eine große, halb gefüllte Suppentasse zu Jill hinüber. „Es ist noch verdammt heiß, also warten Sie noch ein bisschen.“ Dann fügte sie hinzu: „Ich bin übrigens Louise.“
Der Klang von Schritten auf der Treppe drang zu ihnen herüber, dann das Knarren von alten Türen, die sich öffneten, und einen Moment später stand Gray in der Küche. Er streifte sich den Hut vom Kopf, und Jill erkannte, dass seine Nase vor Kälte gerötet war und seine schwarzen Augen glitzerten. Er schien das Flair Montanas mit in den Raum zu bringen. Weite und Einsamkeit, der Geruch von Tieren und Gras, ein Hauch von Freiheit gepaart mit harter Arbeit.
Sie musste sich dazu zwingen, den Blick von ihm abzuwenden und seine Muskeln, die sich unter seiner Kleidung abzeichneten, zu ignorieren.
„Dieser Wind ist wirklich kalt!“, erklärte er. „Mom, das sind Jill … und Sam.“
„Ich weiß“, entgegnete Louise leicht. „Wir haben uns gerade bekannt gemacht.“
„Kannst du ihnen ein Zimmer herrichten, während ich Highboy in den Stall bringe?“
„Führst du ihn nachher nicht mehr aus?“
„Nein, ich schaue mir stattdessen den Motor von dem alten Pick-up an.“ Louise nickte und sagte nichts weiter.
Jill realisierte, dass ihre Ankunft eine Änderung des Tagesablaufs mit sich gebracht hatte, die Mutter und Sohn sich gerade gegenseitig bestätigten. Sie verstand allerdings zu wenig von Rancharbeit, als dass sie hätte beurteilen können, inwieweit das die McCalls störte oder behinderte. Sie erkannte auch, dass sie nur noch lästiger sein würde, wenn sie jetzt protestierte.
Gray verschwand aus der Küchentür, und seine Mutter machte sich daran, die Betten zu beziehen. In wenigen Minuten würde Sam einschlafen, das wusste Jill. Er aß die Suppe nur, weil sie ihn damit fütterte. Dabei duftete das Ganze so gut, dass sich ihr eigener Magen lautstark zu Wort meldete.
Bevor er die Tasse leer gemacht hatte, schob Sam den Löffel von sich weg. Jill bestand nicht darauf, dass er weiteraß.
Da kam Louise McCall zurück.
„Es ist alles fertig. Brauchen Sie noch etwas, bevor Sie ihn ins Bett bringen?“
„Nur ein Glas Wasser, bitte. Sam, Süßer, bleibst du hier sitzen, während ich die Medizin hole?“
Er
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