Julia Collection Band 62
Niederlage zu akzeptieren? Er wusste nicht, was schlimmer war – dass er keinen Weg gefunden hatte, die Ranch zu retten, oder dass seine Mutter und sein Halbbruder scheinbar immer noch einander unversöhnlich gegenüberstanden. Mitch war nie mit seinem Stiefvater ausgekommen, und als Franks Sohn fühlte Gray sich bei alledem nur elend. Er traute sich in diesem Zustand nicht, zurückzufahren, und entschied, die Nacht in Las Vegas zu verbringen.
Zu diesem Zeitpunkt war es später Nachmittag gewesen, und er wanderte in den Unterhaltungsbereich seines Hotels, die Emotionen gespannt wie eine Geigensaite. Er warf fünf Dollar in einen Spielautomaten, nur um den besänftigenden Klang zu hören, als er die Schalter bediente. Bei seinem letzten Zug gewann er sechshundert Dollar. Wenigstens waren damit die Kosten der Reise gedeckt.
Immer noch rastlos endete er mit zwei Freibieren in einer Eisshow mit dem Titel „Cinderella on Ice“. Er wollte einfach nur die Zeit totschlagen und seine Gedanken beruhigen.
Und das war das erste Mal gewesen, dass er Jill Brown gesehen hatte, die sich in der Titelrolle die Seele aus dem Leib lief. Ihr Körper wirkte schlank, athletisch und sehr feminin in ihrem glitzernden Kostüm. Ihr Lächeln schien so aufreizend und elektrisierend, dass es sechsmal den teuren, neuen Generator hätte bedienen können. Sie bewegte sich anmutig und graziös. Sie war einfach unglaublich.
Als er die Show verließ, begleitete ihn diese Erinnerung warm und hell. Sie begleitete ihn bis in den angrenzenden Ballsaal, wo er ein letztes Bier trinken wollte.
„Ich habe einfach nur versucht, mir die Zeit zu vertreiben“, erklärte er Jill. „Ich war noch so aufgedreht, dass ich wusste, dass ich noch nicht schlafen könnte. Ich hatte allerdings keine Ahnung, was die in diesem Saal da abziehen würden.“
„Und du warst nicht betrunken und hattest nicht deine gierigen Augen auf die Gewinne gerichtet, wie die meisten Leute dort.“
In der Tat, die Preise waren beeindruckend gewesen. Eine Luxuslimousine, ein palastartiges Haus und eine zweiwöchige Kreuzfahrt für diejenigen, die am längsten verheiratet blieben. Jedes Paar musste eine Erklärung unterzeichnen, dass sie sich vor der Zeremonie noch nie gesehen hatten, was später noch einmal überprüft wurde. Die Entwicklung ihrer Ehe würde dann gefilmt und täglich im Fernsehen gezeigt werden. Das letzte noch verheiratete Paar gewann alles.
Jill und Gray mussten einander gar nicht erst bestätigen, dass sie nicht an diesem Wettbewerb teilnehmen würden. Stillschweigend waren sie sich einig, dass der Preis, den sie zahlen mussten, um eine Chance auf einen der Gewinne zu haben, zu hoch war. Sie unterschrieben ihre Absicht, sich scheiden zu lassen, fast augenblicklich nach ihrer Trauung. Das ihnen zugewiesene Kamerateam hatte nur Sekunden später aufgehört, sie zu filmen.
„Und ich habe das Spiel nicht wie all die anderen Mädchen gespielt“, sagte Jill. „Denn sie waren so darauf aus, gewählt zu werden. Ich dachte, du würdest nicht für mich bieten, wenn du wüsstest, dass ich nicht die Absicht hatte, dir eine tolle Nacht zu bereiten, was meinem Gesichtsausdruck nach ziemlich deutlich gewesen sein muss.“
„Wir hatten eine tolle Nacht, Jill“, entgegnete Gray ruhig.
„Oh … du hast recht.“ Sie errötete ein wenig. „Aber du weißt, was ich meine.“
Gray nickte. Er wusste sehr genau, was sie meinte. Er erinnerte sich nur zu gut an die lüsternen Blicke der Männer. Er wäre niemals auf die Idee gekommen, daran teilzunehmen, wenn er nicht gesehen hätte, wie verloren Cinderella inmitten dieser Leute gewirkt hatte. Im Gegensatz zu all den anderen schien sie nicht freiwillig da zu sein. Die Gebote für Cinderella kamen von ihm und einigen lauten, rauen Burschen, die zu betrunken waren, um noch zu erkennen, dass Jill nicht wie die anderen Mädchen eine heiße „Hochzeitsnacht“ versprach. Gray hatte sie schließlich für fünfhundertzwanzig Dollar gewonnen. Er war zur Bühne gegangen, um etwas durchzustehen, was er für eine Charade gehalten hatte.
Sie hatten beide einige Papiere unterschrieben und ein Gelöbnis getauscht. Seltsam, dieses Versprechen. Für einen kurzen, bizarren Moment hatte er sich gefühlt, als wenn er das alles ernst meinte. Es musste an der romantischen Musik und den glitzernden Lichtern gelegen haben, entschied er.
Vielleicht auch wegen des Stresses und der Erschöpfung. Sein Verstand gaukelte ihm Dinge vor, die gar nicht
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