Julia Collection Band 62
und sagte: „Stell dich dicht neben ihn. Schwing dein Bein rüber, sobald du oben bist. Und bleib ganz ruhig und gelassen.“ Sie griffen gegenseitig nach ihren Handgelenken, und er zählte: „Eins, zwei, drei und los!“
Highboy tänzelte erschreckt, stampfte mit den Hufen auf und blies durch die Nüstern, aber Jill saß sicher dort, wo sie sein sollte: direkt hinter Gray.
Absolut direkt hinter ihm. Die Innenseiten ihrer Schenkel pressten sich gegen seinen ledernen Beinschutz, ihre Brüste drückten sich gegen seinen breiten Rücken. Mit den Händen umklammerte sie den Gürtel um seine Taille. Sie spürte jede seiner Bewegungen. Wieder einmal genoss sie seinen frischen, männlichen Duft.
„Entspann dich“, forderte er sie auf.
„Das tue ich.“
„Wenn du meinst.“
Er verschwendete keine weitere Zeit, sondern schnalzte einfach mit der Zunge, und sie machten sich auf den Weg. Nach ein paar Minuten entspannte sie sich tatsächlich.
Es dauerte nicht lange, bis sie Pete fanden. Zunächst hörten sie ihn durch den Schnee rufen.
„Gray? Bist du das?“
„Grandpa Pete? Wo bist du?“ Gray drehte sich ein bisschen, um dem Klang der schwachen Stimme zu folgen.
„Hier drüben.“
„Wir kommen.“
Er trieb Highboy über ein kurzes Grasstück hin zum ausgetrockneten Flussbett an. Es war mittlerweile ein etwas tieferer Graben geworden. Sie sahen den alten Mann als dunklen Umriss am Rand des Flussbetts liegen. Eins seiner Beine stand in unnatürlichem Winkel ab, und sein Gesicht war blau vor Kälte.
„Verdammter Jeep“, fluchte er, sobald er sie erblickte. Er versuchte, sich auf den Ellbogen aufzurichten, hatte jedoch nicht die Kraft dazu. „Ich bin ein solcher Idiot.“
„Was ist mit dem Funkgerät passiert?“, wollte Gray wissen, der schon vom Pferd gestiegen war. Er reichte seine Hand zu Jill hinauf, und sie schaffte einen ungeschickten Abgang. Highboy war nicht beeindruckt.
„Das ist zerbrochen, als ich die Kontrolle über den Jeep verloren habe.“
„Wo ist der Jeep, Grandpa?“
„Da unten.“
Pete zeigte auf die tiefste Stelle des Grabens, wo der Wagen auf dem Dach lag, wie ein Käfer auf dem Rücken, der alle viere von sich streckt. Das Auto war schon reichlich mit Schnee bedeckt, doch selbst Jill, die wenig Ahnung hatte, konnte erkennen, dass es stark beschädigt war.
„Mist!“, fluchte Gray.
„Ja, und das ist alles meine Schuld.“
„Du hast dir das Bein gebrochen.“
„Da sagst du mir ja ganz was Neues. Zumindest kommt der Knochen noch nicht aus dem Fleisch raus.“
„Wie in aller Welt sollen wir dich nach Hause bekommen?“
„Legt mich über das Pferd.“
„Das wird höllisch wehtun, Grandpa.“
„Ich weiß. Das tut es jetzt schon, aber ich bin zu kalt, um zu warten, bis der Notarzt hier ist.“
„Wir haben eine Decke mitgebracht, Pete“, sagte Jill. Sie packte ihn gut darin ein, indem sie sie so fest wie möglich um ihn legte.
„Danke, Honey. Nur wird das nicht allzu viel bringen. Ich bin schon länger als eine Stunde hier und kann weder meine Finger noch meine Füße spüren. In meinem Alter ist das viel gefährlicher als das verdammte Bein. Wir müssen es einfach so machen.“
„Kannst du deine Arme bewegen?“
„Ich hab mir nicht die Wirbelsäule gebrochen, falls es das ist, was du meinst. Ich bin nur ganz taub vor Kälte …“
„Also gut dann.“
„… und könnte mich selbst in den Hintern treten wegen meiner Dummheit.“
„Mach dir darum jetzt keine Gedanken, spar dir deine Kraft.“
Irgendwie schafften sie das Ganze, jedoch nur, weil Petes Leidensfähigkeit aufgrund einer lebenslangen körperlichen Arbeit besonders groß war, wie Jill vermutete. Er lag quer über dem Pferderücken.
„Kannst du Highboys Zügel lösen und ihn zurück zum Truck führen, Jill?“, bat Gray. „Ich muss hinten bleiben und aufpassen, dass Grandpa nicht runterfällt.“
Sie nickte, schluckte ihren „Respekt“ vor dem Tier hinunter und tat wie geheißen. Der Hengst schien auch durchaus zu verstehen, dass dies keine Gelegenheit war, Spielchen zu spielen oder den Mut eines unerfahrenen Stadtmädchens zu testen. Er ging vollkommen ruhig und sicher.
„Whisky oder Wasser, Grandpa?“, fragte Gray. „Ich habe beides mitgebracht. Und Schokolade.“
„Whisky“, murmelte der alte Mann mit zusammengebissenen Zähnen, und eine Minute später hörte Jill ihn einige tiefe Schlucke nehmen. Weitere fünf Minuten später begann er zu singen.
„Grandpa, bist du
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