Julia Collection Band 62
Kuchen gehabt, als sein Magen vertragen kann. Tut dir der Bauch weh, Schätzchen?“
„Und ich habe Durst.“
„Also tut dir der Bauch weh?“, wiederholte sie, um eine klare Antwort zu bekommen.
„Ja.“
„Ich hole dir ein bisschen Wasser.“
„Soll ich ihn so lange halten?“, bot Gray an. Er streckte seine Arme aus, nahm den Jungen und fügte hinzu: „Vielleicht haben wir auch Medizin für seinen Bauch.“
„Nein! Keine Medizin!“ Sam schaute vollkommen entsetzt und presste mit aller Kraft gegen Grays Brust, sodass dieser ihn beinahe fallen ließ und schockiert über Sams misstrauischen Gesichtsausdruck war.
„Ich will zu Mommy!“, forderte der Kleine augenblicklich. „Ich will dich nicht.“
Jill blieb keine andere Wahl, als ihn wieder auf den Arm zu nehmen. Als er heil dort gelandet war, blickte er Gray immer noch so an, als wenn dieser ihn hätte kidnappen wollen.
„Er ist nur müde“, meinte Jill.
Louise hatte das hundertmal gesagt, um eine von Mitchs Unverschämtheiten gegen Frank zu entschuldigen. Die Erinnerung nagte immer noch schmerzhaft an Gray. Sein Vater hatte sich von dieser Erklärung nie beeindrucken lassen. Frank glaubte vielmehr, dass seine Frau zu sanft mit ihrem ältesten Sohn umging, und verurteilte Mitchs inakzeptables Verhalten.
„Ich werde ihm etwas Wasser holen gehen“, erklärte Gray. „Keine Medizin, okay, Sam?“ Er hielt seine Stimme neutral, ohne seine wahren Gefühle zu enthüllen.
Eine Minute später nippte Sam an dem Wasser, ging auf die Toilette und verkündete danach, dass es seinem Bauch besser gehe. Gray nahm das leere Glas mit in die Küche, während Jill den Kleinen ins Bett legte.
Einen Moment lang betrachtete sie ihr Kind und fühlte ihre Liebe wie etwas Warmes und Lebendiges in ihrem Innern. Sie streichelte sein Gesicht, sang ihm ein sanftes Gutenachtlied und schlich auf Zehenspitzen hinaus, nachdem sich seine Augen geschlossen hatten.
„Er schläft jetzt“, sagte sie zu Gray, der vor der Tür auf sie gewartet hatte.
„Ich hoffe, er hat nicht Mom und mich reden gehört? Ich habe befürchtet, dass wir ihn wach gemacht haben.“
„Nein, er war nur übermüdet und durstig, und er hat zu viel Kuchen gegessen. Außerdem hat er manchmal Albträume.“
„Er ist ein großartiger Junge, Jill. Du kannst stolz auf ihn sein.“
„Danke. Ich weiß zu schätzen, dass du das sagst.“
Beide versuchten sie, einander zu erreichen, die Mauern zwischen ihnen einzureißen, doch Jill spürte, dass das nicht genug war. Nicht genug, um das wiederzubringen, was sie vor einer halben Stunde gehabt hatten. Das Versprechen auf eine gemeinsame Nacht und den Anfang von noch viel mehr.
„Es tut mir leid, dass ich ihn wegen der Medizin aufgeregt habe. Er hat mich angesehen, als wenn ich versucht hätte, ihn mit Gift zu füttern.“
„Nimm das nicht zu ernst“, antwortete sie, „er war einfach müde.“
„Diese Entschuldigung habe ich schon mal gehört.“
„Es macht dich unsicher“, realisierte sie plötzlich. Fast zu ängstlich, es auszusprechen, weil es so albern schien, fügte sie hinzu: „Und es macht dich wütend. Warum, Gray?“
„Wütend auf mich selbst.“
„Warum? Und nicht nur das, das sehe ich.“
„Weil ich mir sein Vertrauen nicht verdient habe. Ich habe es versucht, aber es ist nicht da.“
„Das hast du. Er war nur …“
„Müde. Na schön.“ Er sagte das, als wenn er nicht daran glaubte. Er blockte das Ganze ab.
„Du bist auch auf ihn wütend“, beharrte Jill.
„Weil er mir keine Chance gibt.“
„Doch, das hat er. Ein Dutzend Mal. Du bist derjenige, der sich selbst keine Chance gibt, Gray. Sei ehrlich, bevor du falsche Anschuldigungen machst. Du läufst schon wieder das Rennen deines Vaters. Ich wünschte bei Gott, du hättest mich nicht dazu gebracht, so sehr zu hoffen, dass du gewinnst. Ich bin so froh, dass wir Montag fahren. So froh!“
Ihre Stimme drohte zu brechen, doch sie schaffte es gerade noch, die Kontrolle zu behalten.
„Ja, die Dinge werden dann einfacher“, stimmte er zu. „Für uns beide.“
Schweigen senkte sich über sie.
Es dauerte lange genug, um Jill deutlich zu Bewusstsein zu führen, wie nah Gray ihr in dieser Dunkelheit war. Um weder Sam noch Pete zu wecken, hatten sie instinktiv dicht beieinandergestanden und ihre Stimmen leise gehalten.
Aber jedes Wort, das sie gesprochen hatten, war angespannt und gezwungen gewesen. Dennoch hatte sie den Wunsch, ihren Kopf gegen seine harte Brust zu
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