Julia Collection Band 63
noch einmal sehen wollte.
Georgie wirkte alles andere als reumütig, als sie die Küche betrat. Gabe folgte ihr. Er sah ebenso mitgenommen aus wie Maggie, doch er tat sein Bestes, sich nichts anmerken zu lassen.
„Du und Joe, ihr seid also auf euren Pferden in die Stadt geritten.“ Maggie umarmte ihre Tochter nicht. „Weißt du eigentlich, was alles hätte passieren können?“
„Joe hat gesagt …“ Georgie sah den Gesichtsausdruck ihrer Mutter und verstummte. „Es tut mir leid. Uns beiden tut es leid“, sagte sie leise. Neugierig versuchte sie durch die geöffnete Tür einen Blick ins Wohnzimmer zu werfen, aber Maggie versperrte ihr die Sicht.
„Wo ist Joe?“
„Ich habe ihn zuerst nach Hause gefahren. Kate passt auf, dass er nicht noch mehr Unfug macht.“
„Geh jetzt ins Bett“, sagte Maggie ihrer Tochter. „Und weck ja nicht Lanie auf. Wir unterhalten uns morgen über diese Angelegenheit.“
„Mom, ich …“
„Geh jetzt“, sagte sie streng. „Sofort.“ Georgie eilte hinaus, und Maggie sagte kein Wort, bis sie ihre Schritte auf der Treppe hörte.
„Warum …“ Sie verstummte. Die Frage war einfach zu absurd. Warum ritten die Kinder am Heiligabend in die Stadt?
„Sie wollten zu Ella Bliss“, antwortete Gabe, ohne dass sie ihre Frage aussprechen musste. Er sah so gut aus, wie er lässig an den Türrahmen gelehnt dastand. Aber er hatte seine Jacke nicht ausgezogen, so, als wollte er sich schnell wieder davonmachen.
„Aber warum?“
„Anscheinend hat Georgie Ella um Hilfe gebeten, weil sie einen Vater haben wollte.“
„An Cals Hochzeit“, erinnerte sich Maggie. „Da muss es angefangen haben.“
„Ich glaube, schon vorher. Aber du musst Ella oder Louisa fragen, wenn du es genau wissen willst. Auf jeden Fall hat Georgie ziemlich deutlich gemacht, dass sie mich als Stiefvater auserkoren hat.“
„Es tut mir leid.“ Nie zuvor hatte Maggie sich so geschämt. Sie fuhr sich durch die Haare.
„Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich darum.“
„Na ja.“ Gabe lächelte. „Ich könnte mich ja auch selbst darum kümmern. Jetzt sofort.“ Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Du könntest mich heiraten und uns alle – besonders mich – damit glücklich machen.“
„Du hast doch gesagt, du würdest mir keinen Antrag machen.“ Sie hatte gedacht, er hätte seine Meinung geändert. Sie war sich sogar ganz sicher gewesen.
„Ich wollte dir nur in diesem Moment keinen Antrag machen, nicht mit einer Horde müder, quengeliger Kinder um uns herum. Ich hatte es mir etwas romantischer vorgestellt“, flüsterte Gabe. „Und jetzt sind wir endlich allein.“
„Nicht ganz.“
Er blickte an Maggie vorbei, als erwartete er, dass zwei kleine Mädchen sie vom Wohnzimmer aus beobachteten. Dann sah er ihr in die Augen. „Was soll das heißen?“
„Ich habe schon einmal einen Mann geheiratet, der in Carole Walker verliebt war, und ich werde den gleichen Fehler nicht noch einmal machen. Ich werde dich nicht heiraten.“ So. Jetzt war es heraus. Klar und deutlich. Doch Gabe starrte sie an, als ob sie Chinesisch gesprochen hätte.
„Willst du mir das nicht näher erklären?“
„Es würde einfach nicht funktionieren, Gabe.“
„Und warum nicht?“
„Ich will nicht noch einmal zweite Wahl sein.“ Maggie fürchtete, dass sie in Tränen ausbrechen würde. Sie wünschte sich nichts mehr, als zu glauben, dass sie diesen Mann heiraten, ihn lieben und für den Rest ihres Lebens in seinen Armen schlafen konnte … aber das war nur eine Illusion.
„Zweite Wahl?“, wiederholte er und nahm die Hände von ihren Schultern. „Was zum Teufel soll das denn heißen?“
„Du könntest mich nie so lieben, wie du sie geliebt hast. Ich bin die gute alte Maggie … kein bisschen glamourös oder elegant, kein College-Abschluss, keine schicken Kleider.“
„Ich mag deine Kleider“, murmelte Gabe. „Und ich wünschte, ich wüsste, wovon du überhaupt sprichst.“ Er nahm den Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, bevor er ihn wieder aufsetzte. „Lieber Himmel, Maggie, du hast ‚zweite Wahl‘ zu deinem persönlichen Stil gemacht.“
Maggie verschränkte die Arme vor der Brust. „Was soll das denn bedeuten?“
Er deutete mit einer Armbewegung durch die Küche, über die Möbel, die Lampe, die Vorhänge. „Sieh dich doch um. Alles, was du hier hast, ist Secondhand. Das scheint dir nichts auszumachen. Meine Güte, du hast
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