Julia Collection Band 63
gestanden.“
„Ich wette, irgendein streunender Hund hat sein Geschäft daran verrichtet“, meinte Gabe. Maggie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Als er sich umdrehte, um sie anzusehen, wusste er nicht, ob er lachen oder sie bedauern sollte. „Ich schmeiße ihn schnell raus.“
„Sie schmeißen unseren Baum raus?“, fragte Georgie mit schriller Stimme. „Aber dann haben wir ja gar keinen Weihnachtsbaum.“
„Wir können doch keinen Weihnachtsbaum haben, der stinkt“, sagte Maggie.
„Aber was sollen wir denn machen?“
„Ihr könnt unseren haben“, bot Joe großzügig an.
„Oh, das ist wirklich sehr lieb von dir, Joe“, sagte Maggie. „Aber wir können euren Baum nicht annehmen.“
„Dann müsst ihr eben zu uns kommen und ihn euch ansehen“, beharrte er. Er war seinem Vater so ähnlich. Maggie legte ihm die Hände auf die Schultern und zog ihn an sich.
„Wir kaufen einen neuen Baum“, sagte sie. „Es ist noch nicht zu spät.“
„Wirklich nicht?“, fragte Lanie leise. In ihren Augen standen Tränen.
Maggie blickte auf ihre Uhr. „An der Tankstelle verkaufen sie Weihnachtsbäume. Die haben bestimmt noch auf.“
„Ich fahre hin“, bot Gabe an. Er hatte immer noch seine Jacke an, und Maggie bemerkte, was für eine schreckliche Gastgeberin sie war. Ihr Haus stank, sie selbst war voller Harz, überall herrschte ein heilloses Durcheinander und das Einzige, was sie ihren Gästen anbieten konnte, war Tiefkühlpizza.
„Aber ich will ihn aussuchen!“, rief Lanie. „Diesmal bin ich dran.“
„Aber, Lanie …“
„Sie kann ruhig mitkommen“, unterbrach Gabe. „Ihr könnt alle mitkommen. Ich bin mit dem Jeep gekommen, der ist groß genug.“
„Ich bleibe lieber hier“, sagte Maggie. „Dann kann ich schon die Lichterketten überprüfen.“ Außerdem konnte sie sich schnell umziehen, alle Fenster aufreißen, etwas Raumspray versprühen und ein wenig Lippenstift auflegen.
„Ich helfe Ihnen“, bot Katie an.
„Das ist nett.“ Maggie sah, wie Gabe den Baum mit einer Hand am Stamm packte. „Wir können eine Pizza in den Ofen schieben, wenn ihr wieder zurück seid.“
„Wir bringen von unterwegs etwas zu essen mit“, sagte er. „Joe kann das von seinem Taschengeld bezahlen. Er hat die Party hier organisiert, also kann er uns auch einladen.“
„Georgie wird dann aber auch etwas beisteuern.“ Maggie sah ihre Tochter streng an. „Ich glaube kaum, dass Joe allein verantwortlich ist.“
Georgie rannte zur Treppe. „Ich hole nur schnell mein Geld. Fahrt bloß nicht ohne mich los.“
In der Zwischenzeit öffnete Joe die Verandatür, und Gabe warf den stinkenden Weihnachtsbaum hinaus in die dunkle Nacht. Lanie brach in Tränen aus und schluchzte, weil sie glaubte, dass der Weihnachtsmann jetzt bestimmt nicht zu ihnen kommen würde.
Das zweite Rendezvous hatte Maggie sich wirklich anders vorgestellt.
Nach einer Stunde kehrten Gabe und die Kinder mit einem Baum zurück, der zwar recht mickrig war, aber wenigstens nach Tannennadeln duftete. Außerdem hatten sie zwei Tüten Kartoffelchips und drei Flaschen Cola dabei.
„Das war der letzte Baum“, erklärte Gabe. „Und außer der Tankstelle hatte niemand mehr geöffnet.“ Maggie bemerkte, dass er längst nicht mehr so zuversichtlich und selbstbewusst aussah wie vorher.
In den folgenden zwei Stunden ging es drunter und drüber. Gabe stellte den Baum im Wohnzimmer auf, Joe klagte über Magenschmerzen, im Ofen brannte die Pizza an, und Maggies Mutter rief zwei Mal an – ein Mal, um zu fragen, wann sie morgen kommen sollten, und ein Mal, weil sie wissen wollte, ob die Kinder etwas gegen Selleriefüllung im Truthahn einzuwenden hätten. Zwei Lichterketten waren kaputt, die dritte funktionierte nur zur Hälfte, und das Silberlametta, das Maggie auf dem Flohmarkt erstanden hatte, sah aus, als ob es nur knapp den Untergang der Titanic überlebt hatte.
Immerhin ging es Joe schließlich wieder besser, und irgendwie gelang es den Kindern, den Baum so zu schmücken, dass er doch noch einigermaßen festlich aussah. Maggie servierte Pizza und Cola und zum Nachtisch Weihnachtsplätzchen. Gabe war nicht gerade gesprächig. Er befestigte zwar den ramponierten goldenen Stern an der Spitze des Baumes und hob Lanie hoch, damit sie ein paar Kugeln an die höheren Äste hängen konnte. Von der Pizza aß er jedoch nichts. Und die Weinflasche, die er mitgebracht hatte, stand ungeöffnet auf dem Küchentisch.
Schließlich nahm Gabe seine
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