Julia Collection Band 63
Ihnen sprechen.“
„Mit uns?“, fragte Ella irritiert.
„Ich habe sie auf der Landstraße aufgelesen. Sie sind in die Stadt geritten. Geritten, versteht ihr? Auf Pferden. Mitten in der Nacht.“
„Aber es ist sehr wichtig“, erklärte Georgie. „Und wir können schon reiten, seit wir drei Jahre alt sind.“
„Wir müssen sofort ihre Eltern anrufen“, beschloss Mac energisch.
„Noch nicht, bitte“, sagte das Mädchen ganz ruhig, fast wie eine kleine Erwachsene. „Wir müssen unbedingt mit Miss Ella reden.“
„Wir brauchen Ihren Rat“, fügte Joe hinzu. „Es ist ein Notfall.“
„Ein Notfall?“ Mac schnaubte wütend. „Ein Notfall ist es, wenn euer Haus brennt oder wenn du von Banditen verfolgt wirst, aber nicht, wenn du nur einen Rat brauchst. Man springt nicht einfach mitten in der Nacht in den Sattel und reitet in die Stadt. Und das auch noch im tiefsten Winter.“ Louisa reichte ihm einen doppelten Cognac, den er in einem Zug austrank. „Nur gut, dass ich die beiden entdeckt habe, bevor noch etwas Schlimmes passiert ist. Ich habe die Pferde auf meinen Transporter geladen und bin gleich hierhergekommen.“
„Und was ist mit euren Eltern? Die sind sicher außer sich vor Sorge.“ Ella führte die Kinder zum Sofa. „Worüber wolltet ihr denn überhaupt mit mir reden?“
„Über Heiratsprobleme natürlich. Was denn sonst?“ Georgie sah Ella verständnislos an. „Mr O’Connor ist heute Abend zu Besuch gekommen. Joe und ich hatten uns einen tollen Streich einfallen lassen, aber wir haben nicht viel Ärger bekommen …“
„Kinder bekommen an Heiligabend keinen Ärger“, meinte Joe fachmännisch.
„Aber unser Baum hat gestunken, und wir haben Pizza gegessen, und dann hat er gesagt, dass er Mom fragen wollte, ob sie ihn heiratet, aber dann hat er es doch nicht getan.“
„Hat einfach seine Meinung geändert“, erklärte Joe.
„Was sollen wir jetzt machen?“ Georgie sah Ella mit großen, traurigen Augen an. „Ich wollte doch so gern einen Dad haben.“
„Wir bekommen nicht immer das, was wir wollen“, versuchte Louisa zu trösten. Doch Ella wusste, dass jetzt nicht die Zeit für schöne Worte war. Die Kinder waren hergekommen, um sie um Hilfe zu bitten. Und noch war nicht alles verloren.
„Ich habe da eine Idee, wie wir eure Eltern zusammenbringen könnten.“ Sie blickte die Kinder ernst an. „Natürlich müssen sie selbst entscheiden, ob sie heiraten wollen oder nicht. Aber es schadet nicht, wenn wir ein wenig nachhelfen.“ Sie wandte sich an Mac. „Würdest du bitte Gabe und Maggie anrufen? Mr O’Connor kann Georgianna dann zu ihrer Mutter fahren. Das wäre doch eine gute Gelegenheit, dass die beiden sich noch einmal sehen. Was haltet ihr davon?“
Georgie lächelte zufrieden. „Einverstanden.“
Na gut, er war nie für sein Taktgefühl berühmt gewesen.
Natürlich hätte er es geschickter anstellen können, dachte Gabe. Aber morgen würde er es wiedergutmachen. Morgen würde er alles richtig machen. Die Kinder würden damit beschäftigt sein, mit ihren Geschenken zu spielen oder Plätzchen zu essen oder so.
Warum sollte er eigentlich bis morgen warten? Er konnte Maggie doch auch gleich jetzt anrufen. Die Kinder waren im Bett, die Geschenke lagen unter dem Weihnachtsbaum, alles war erledigt. Endlich hatte er Zeit, mit Maggie in Ruhe über Heiratspläne zu sprechen.
Das war die beste Idee, die er seit Langem gehabt hatte. Vielleicht die beste überhaupt – abgesehen natürlich von seiner Idee, ihr nach der Party nach Hause zu folgen. Das war eine absolute Weltklasse-Idee gewesen.
Gerade in dem Moment als er nach dem Hörer greifen wollte, klingelte das Telefon.
Maggie wusste nicht, ob es irgendein Wort gab, das diesen Heiligabend passend hätte beschreiben können. Sie war vor Schreck fast ohnmächtig geworden, als Mac Brown sie angerufen hatte, um ihr zu eröffnen, dass Georgie keineswegs oben in ihrem Bett lag, wie sie angenommen hatte, sondern dass sie sich aus dem Haus geschlichen hatte, um mit ihrem Pferd durch die Nacht zu reiten.
Maggie hatte nichts davon gemerkt, wahrscheinlich, weil sie gerade den Wohnzimmerboden geputzt hatte. Außerdem war sie damit beschäftigt gewesen, angebrannte Pizza aus dem Ofen zu kratzen und sich selbst zu bemitleiden.
Und jetzt stand sie am Küchenfenster und wartete darauf, dass am Ende der Straße die Scheinwerfer von Gabes Wagen in der Dunkelheit auftauchen würden. Dabei war Gabe der Letzte, den sie heute Nacht
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