Julia Collection Band 66
es dir nie zu sagen. Diese Auflage verletze ich gerade.“
Katherine fuhr herum. „Du hast das Geld tatsächlich genommen?“ Demnach sprach er die Wahrheit. Dass ihr Vater zu so etwas in der Lage war, traf sie hart. „Du hast unsere Liebe für Geld verraten. Das schmerzt mich am meisten, Cade. Egal, was mein Vater getan oder nicht getan hat.“
„Wahrscheinlich dachte er, das wäre das Beste für dich. Er erklärte mir oft genug, dass ich für dich nicht gut genug war. Ich hätte dir nichts zu bieten.“
„Du wusstest doch, dass ich das nicht so sah.“
„Dein Vater erwähnte immer wieder meinen Bruder, der mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. Und dass meine Mutter uns allein versorgen musste. Ich hatte Probleme in der Schule, weil ich oft geschwänzt hatte. Er machte mir klar, dass ich dich in Ruhe lassen müsste, wenn ich dich wirklich liebte.“
Auf einmal wusste Katherine, dass Cade die Wahrheit sagte. „Ich liebte dich und wollte dich heiraten.“
„Dein Vater hatte ja teilweise recht. Niemand konnte damit rechnen, dass ich eines Tages reich sein würde. In meiner Familie gab es keine Anhaltspunkte für so eine Entwicklung.“
„Du hättest mit mir reden müssen.“
„Du hättest alles von dir gewiesen. Ich liebte dich sehr, Katherine, und es tat so weh zu hören, dass du mich nur aus Trotz heiraten wolltest. Dein Vater wirkte glaubwürdig, du hast in jeder erdenklichen Weise gegen ihn rebelliert. Du hattest dauernd Streit mit ihm, oft hast du es ihm verheimlicht, wenn du mit mir unterwegs warst. Bei mir hast du dich über seine herrische Art beklagt. Du hast seine Verbote in den Wind geschlagen, hast das Auto genommen, obwohl du es nicht solltest, hast Kleider getragen, die ihn auf die Palme brachten – muss ich noch mehr aufzählen?“
„Und deshalb bist du gegangen.“ Sie fragte sich, wie es ausgegangen wäre, wenn sie sich damals bereits ausgesprochen hätten. „Als Gegenleistung für die vierhunderttausend Dollar.“ Natürlich hatte ihr Vater leichtes Spiel gehabt, wenn er Cades Selbstwertgefühl erschüttern wollte. Cade selbst hatte ja Befürchtungen gehabt, dass er Katherine nicht genug bieten könnte. Und angesichts seiner bitteren Armut war das Geld ein Geschenk des Himmels. Dennoch … „Ich hätte dich für kein Geld der Welt verlassen“, sagte sie.
„Ich dich auch nicht“, entgegnete Cade bitter. „Das Geld habe ich abgelehnt. Doch dann versprach dein Vater mir etwas, das ich nicht ablehnen konnte.“
„Und was?“ Die neuen Wunden schmerzten genauso wie die alten.
„Er erhöhte den Geldbetrag noch einmal, aber auch das gab nicht den Ausschlag. Nein, dein Vater versprach, meinen Bruder zu retten.“
„Wie bitte?“
„Luke saß wegen eines Raubüberfalls im Gefängnis. Er und zwei andere wollten in ein Geschäft einbrechen und Motorräder stehlen, und sie trafen auf einen Wachmann. Luke hatte bereits eine Vorstrafe, also hätte er keine Bewährung bekommen. Dein Vater bot an, seinen Einfluss geltend zu machen, sodass mein Bruder freikäme.“
„Nein!“, rief Katherine. „So etwas hätte mein Dad nie getan. Er war sehr erbost über dein plötzliches Verschwinden.“
„Das war Theater, Katherine. Meinst du, er hätte offen zugegeben, dass das alles sein Werk war?“
„Ich glaube dir einfach nicht.“ Es konnte nicht sein, dass ihr Vater zu so schändlichen Mitteln gegriffen hatte.
„Es stimmt wirklich“, bekräftigte Cade. „Ich musste ihm mein Wort geben, es dir nie zu sagen. Er sagte, er würde dafür sorgen, dass die Anklage gegen meinen Bruder fallen gelassen würde.“
„Und da konntest du nicht Nein sagen“, stellte sie fest. Sie fühlte sich wie benommen.
„Zusätzlich versprach dein Vater mir eine halbe Million Dollar. Ich wagte nicht, dich in eine unvorteilhafte Ehe zu locken und dazu meinen Bruder ins Gefängnis zu bringen, wenn ich doch beides vermeiden konnte. Obendrein zweifelte ich die ganze Zeit an deiner Liebe. Eine Ehe aus Rebellion gegen deinen Vater hätte nicht lange gehalten.“ Mit zwei entschlossenen Schritten war er bei ihr und umfasste ihre Oberarme. „Was hättest du an meiner Stelle getan?“, fragte er eindringlich. „Und dann ertrug ich es doch nicht und rief dich an – und du wolltest nicht mit mir reden. Oder meine Briefe beantworten.“
„Ich kann es nicht glauben, dass mein Vater mir so etwas antun konnte“, beharrte Katherine.
„Vermutlich würde er es nicht zugeben.“
„Ich habe heute Morgen Nick
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