Julia Collection Band: Du bist die Frau meines Lebens / Einfach traumhaft, dieser Mann / Verlieb dich nicht in diesen Mann / (German Edition)
wollte sie nur nicht zugeben, dass sie genauso erschüttert war wie er selbst? Machte sie etwas klein, weil sie nicht den Mut hatte, der Wahrheit ins Auge zu sehen? Dann vergaß sie, dass er sie schon zu gut kannte. So viel Hingabe, so viel heißes Verlangen hatte noch kein anderer Mann bei ihr erlebt. Oder wollte er, dass es so war? Redete er sich etwas ein?
Er hatte viele Frauen gekannt und nie erwartet, dass sie unberührt waren, wenn er mit ihnen ins Bett ging. Das entsprach nicht der Auffassung, die er von seinem Verhältnis zu Frauen hatte.
War das mit May anders? Hätte es ihn gestört, wenn sie nicht mehr unberührt gewesen wäre? Luke gestand es sich nur ungern ein, aber ja – es hätte ihn gestört.
Das war die einzige Antwort, die er sich im Moment geben konnte. Die einzige Antwort, die ihn leidlich befriedigte. Denn über eins täuschte er sich nicht hinweg. Seine Reaktion auf May – und ihre auf ihn – schien ihn viel mehr zu beunruhigen als sie.
Deshalb musste er fort, fort von diesem Hof und von May. Er musste allein sein und in Ruhe über alles nachdenken. Er bückte sich nach seiner Jacke, schüttelte sie aus und zog sie an.
„Du solltest jetzt ins Haus gehen“, sagte er dann. „Sicher haben deine Schwestern das Auto gesehen und wundern sich, wo wir geblieben sind.“
Er erinnerte sich noch gut an die aufmerksamen Blicke von Max, Will und den Schwestern, als er in die Küche gekommen war, um May abzuholen. Er hatte diese Blicke absichtlich übersehen, wie May übrigens auch, aber irgendwann würde es damit nicht mehr getan sein.
May nickte, ihr Gesicht wirkte in dem fahlen Licht unnatürlich bleich. „Es wäre mir lieb, wenn du nicht mehr mit hineinkommen würdest.“
„Das war auch nicht meine Absicht.“ Luke streckte eine Hand aus, um die Grashalme aus Mays Haar zu entfernen, aber sie wich vor ihm zurück, was ein kaltes Lächeln bei ihm hervorrief. „Ich wollte nur das verräterische Heu aus deinem Haar entfernen.“
„Oh.“ May errötete und vermied seinen Blick. „Entschuldige.“
Luke sammelte die Halme aus ihrem Haar und bemühte sich dabei, keine falsche Bewegung zu machen. Ein Wort von May, ein winziges, irgendwie erkennbares Entgegenkommen, und er hätte alle Vorsicht außer Acht gelassen und sie wieder in seine Arme genommen und nicht mehr losgelassen.
May schien das zu spüren, denn sie wich zurück, sobald er den letzten Halm entfernt hatte, und bückte sich nach ihrer Jacke.
Sollte er sie so gehen lassen? Luke tat es nur ungern, aber was blieb ihm übrig? Er wusste selbst noch nicht, was zwischen May und ihm vorging. Er wusste nur, dass etwas vorging. Etwas, das sein Leben in eine Richtung lenken konnte, die ihm nicht passte.
Welche Möglichkeiten gab es, das zu verhindern?
Keine, wenn er ehrlich war!
Luke fühlte sich in die Enge getrieben, und das behagte ihm nicht. Er wollte sich frei entscheiden können – auch, was May betraf. Bevor er nicht genau wusste, was er für sie empfand, musste er ihr aus dem Weg gehen. Sie gleichzeitig zu begehren und von sich fernzuhalten war keine Lösung.
Vielleicht würde er May eines Tages dafür dankbar sein, dass sie eine Mauer zwischen ihnen errichtet hatte, die zu hoch war, um sie zu überwinden. Vielleicht würde er dann auch auf diesen Abend wie auf ein missglücktes Abenteuer zurückblicken.
„Ich bringe dich noch zum Auto“, sagte May, als sie die Scheunentür geschlossen hatte.
„Willst du dich überzeugen, dass ich auch wirklich abfahre?“
May schüttelte den Kopf. „Du tust doch, was du willst. Daran kann dich niemand hindern.“
Nur du, dachte Luke und erschrak darüber. Wieder hätte es nur einer winzigen Aufforderung bedurft, um sie wieder in die Arme zu nehmen und zu küssen. Wieder wäre …
„Nein, niemand“, bestätigte er und unterdrückte den Wunsch, gar nicht abzufahren, sondern hier bei May zu bleiben.
Genau deshalb musste er fort.
„Würdest du Max bestellen, dass ich ihn morgen anrufe?“
May nickte. „Ich richte es ihm aus.“
„Danke.“ Luke stieg in sein Auto, ließ den Motor an und fuhr mit einem letzten Gruß davon.
Sieh nicht zurück, Luke Marshall, ermahnte er sich. Diese Frau bringt dich in Schwierigkeiten. In erhebliche Schwierigkeiten. Sieh nicht zurück!
Er warf einen Blick in den Rückspiegel und sah May noch genau da stehen, wo er sie verlassen hatte. Sie war im Mondlicht gut zu erkennen, das dunkle Haar umrahmte ihr bleiches Gesicht.
Seine Schicksalsgöttin
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