Julia Collection Band: Du bist die Frau meines Lebens / Einfach traumhaft, dieser Mann / Verlieb dich nicht in diesen Mann / (German Edition)
das Stück noch einige Wochen en suite gespielt werden.“
Genauso ist es mir ergangen, dachte May, und die Versuchung war genauso groß gewesen, obwohl ich wusste, dass zu Hause auf dem Hof alles durcheinandergeraten würde. War ihre Mutter dieser Versuchung trotz Mann und Kindern erlegen?
April verzog das Gesicht. „John war natürlich nicht glücklich über das Angebot, und anfangs respektierte ich das. Ich dachte an meine Verpflichtungen, mit denen sich die Schauspielerei schlecht verbinden ließ.“
Wieder dachte May an sich selbst. Auch sie hatte Verpflichtungen gehabt: für den Hof und andererseits für ihre Schwestern. Aber im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte sie diese Verpflichtungen ernst genommen.
„Trotzdem war die Verlockung groß“, gab April ohne Weiteres zu. „Ich war vierundzwanzig. Die Chance, auf der Bühne zu stehen, nach London zu gehen … Ich hatte das Gefühl, ein Märchen würde wahr. Also sprach ich mit John. Ich erklärte ihm, dass ich am Wochenende nach Hause kommen könnte. Das Geld, das ich verdiente, würde für ein Kindermädchen reichen, und es wäre auch nur für einige Wochen. Danach würde ich für immer von meiner Theaterleidenschaft geheilt sein.“
May hatte diese Verlockung, diese unbezwingbare Sehnsucht nach der Bühne selbst gespürt. Und sie kannte auch die Qual, dieser Sehnsucht nicht folgen zu dürfen, weil die Umstände es nicht erlaubten.
„Ich beschwor John, mir diese eine Chance zu lassen, aber er blieb hart. Er stellte mir sogar ein Ultimatum. ‚Wenn du durch diese Tür gehst, um Schauspielerin zu werden‘, sagte er, ‚dann brauchst du nicht zurückzukommen. Sie wird dir für immer verschlossen sein.‘“ April machte eine kurze Pause, die Erinnerung schien sie noch jetzt zu bedrücken. „Ich nahm nicht an, dass er es ernst meinte.“
„Aber er meinte es ernst“, stellte March nüchtern fest.
April nickte. „Ja, aber das wollte ich zuerst nicht glauben. Als wir in Manchester gastierten, erhielt ich den Brief eines Anwalts, in dem ich beschuldigt wurde, meinen Mann und drei kleine Töchter böswillig verlassen zu haben. Ich rief sofort zu Hause an, aber John weigerte sich, mit mir zu sprechen. Er schwor, in Zukunft nur noch über seinen Anwalt mit mir zu verkehren.“
May hörte das alles zum ersten Mal. Sie hatte ihrer Mutter ein Leben lang gezürnt und sich von ihr betrogen gefühlt, aber sie musste zugeben, dass Aprils Schilderung zu John Calendars Charakter passte. Mays Liebe zu ihrem Vater hatte sie nie blind dafür gemacht, dass er ein harter und unbeugsamer Mann gewesen war.
„Bei der Scheidung wurde John das uneingeschränkte Sorgerecht für seine drei Töchter zugesprochen“, fuhr April fort. „Über mich hieß es in der Urteilsbegründung, ich hätte meine Kinder für eine Bühnenkarriere verlassen. Erschwerend wurde bewertet, dass ich dadurch keinen festen Wohnsitz hätte und auch sonst ohne festen Halt sei. Man räumte mir ein beschränktes Verkehrsrecht mit euch ein, das ich aber nur im Einverständnis mit eurem Vater hätte ausüben können.“
April begann heftig zu schluchzen. Als sie sich einigermaßen gefasst hatte, fuhr sie fort: „Er hat mir nie erlaubt, euch zu sehen. Wir begegneten uns noch mehrfach vor Gericht, aber John brachte jedes Mal so gute Gründe vor, dass ich nichts erreichte. Er schreckte auch vor den kleinlichsten Argumenten nicht zurück. Wenn ich euch einen Tag zu mir einladen wollte, gab er vor, er habe etwas anderes geplant, oder eine von euch sei erkältet, und deshalb dürften auch die anderen das Haus nicht verlassen.
„Dabei sprach auch gegen mich, dass ich nach dem Ende der Tournee zunächst kein neues Engagement fand. Ich musste mich in einer heruntergekommenen Pension einmieten, und bis es besser wurde, vergingen drei Jahre. Da zog sich John auf den Standpunkt zurück, dass ihr mich nicht mehr erkennen würdet.“
Es war May unbegreiflich, wie ihr Vater das hatte behaupten können. Nicht nur sie, sondern auch March und January hatten sich, wie sie jetzt wusste, immer an ihre Mutter erinnert! Max hatte recht: Es gab nie Schwarz oder Weiß. Das meiste im Leben lag in der Mitte, im Bereich der Grautöne …
„Ich habe nie aufgehört, John zu lieben“, beteuerte April. „In meinem Herzen lebte noch eine letzte Hoffnung, aber sie wurde nie erfüllt. Wir entfremdeten uns immer mehr, und am Ende fehlte die gemeinsame Grundlage. Wir konnten uns über nichts mehr einigen. Deshalb verließ ich
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