Julia Exklusiv 0180
auf Lois. „Wenn ich der Presse erzähle, was ich weiß, wird hier der Teufel los sein!“ Sie brach in triumphierendes Gelächter aus, verließ hocherhobenen Hauptes die Halle und schlug krachend die Tür hinter sich zu.
„Jetzt ist sie wohl endgültig übergeschnappt!“, murmelte Neil, während Lois wie versteinert dastand. Als sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte, überlief sie ein kalter Schauder, denn wie es schien, hatte Martina keineswegs nur blinde Drohungen ausgestoßen.
Zum Glück teilten die meisten anderen Neils Meinung, zuckten verständnislos die Schultern und glaubten, Martina hätte so etwas wie einen Nervenzusammenbruch erlitten.
Nachdem sie sich alle wieder einigermaßen beruhigt hatten, kündigte der Regisseur einen dritten und letzten Versuch an, wenigstens diese eine Szene unter Dach und Fach zu bringen. Und tatsächlich gab es diesmal zumindest beim ersten Szenenabschnitt keine Störung. Doch kaum hatten sie die erste fehlerfreie Aufnahme dieses Tages im Kasten, hieß es plötzlich, Emily sei spurlos verschwunden.
„Es ist wahr“, bestätigte wenig später mit besorgter Miene Nora, die in die Halle gekommen war, um Lois Bescheid zu sagen. „Ich weiß wirklich nicht, wo dieses verflixte Gör sein könnte. Ihr Vater und ich haben jedes Zimmer im Haus nach ihr durchsucht, konnten sie aber nirgends finden.“
„Aber wie haben Sie überhaupt gemerkt, dass Emily verschwunden ist?“, fragte Lois verwundert, die allmählich das dumpfe Gefühl bekam, dass der heutige Morgen sich zu einer einzigen Katastrophe entwickelte. „Ich meine, Sie wissen doch sonst auch nie, wo sie sich gerade befindet?“
„Das stimmt“, gab Nora ihr recht. „Aber heute haben sich die Dinge etwas kompliziert, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
Lois schüttelte irritiert den Kopf. „Nein, ich verstehe überhaupt nichts!“, entgegnete sie und fragte sich, weshalb die Haushälterin sie so merkwürdig ansah. „Ich habe keine Ahnung, was heute hier los ist. Vorhin sind Martina und ihr Freund weggefahren, das ist alles, was ich weiß.“
„Sie hätten hören sollen, wie Lord Ratcliffe ihr die Meinung gesagt hat!“ Nora schmunzelte. „Anscheinend hat Martina herausgefunden, dass Sie ein Baby erwarten, und konnte nicht widerstehen, es ihrem Exmann zu erzählen. Und wissen Sie, wieso?“ Die Haushälterin brach in Gelächter aus. „Weil dieses Dummchen dachte, er wäre in Sie verliebt. Ist das nicht komisch?“
„Oh nein!“, stöhnte Lois.
„Und das ist noch längst nicht alles“, berichtete Nora augenzwinkernd. „Als Martina Lord Ratcliffe erzählte, Sie seien im fünften Monat schwanger, hat er nicht etwa einen Wutanfall bekommen und Sie zum Teufel gewünscht. Ganz im Gegenteil!“ Nora lächelte breit. „Er hat wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt und Madam gesagt, sie solle ihren Freund anrufen, schnellstens ihre Sachen packen und umgehend sein Haus verlassen. Was halten Sie davon?“
Doch Lois blieb keine Zeit mehr, darauf zu antworten. Denn während sie noch fieberhaft ihre Gedanken zu ordnen versuchte, kam plötzlich quer durch die Halle Rob mit Riesenschritten auf sie zu.
„Ich mache mich auf die Suche nach Emily und habe auch schon so eine Ahnung, wo ich sie eventuell finden kann“, teilte er ihr mit, und sie fand, dass er müde und abgespannt aussah. „Sobald ich zurück bin, sage ich dir Bescheid“, fügte er hinzu, nahm sie unverhofft in die Arme und küsste sie vor aller Augen fest auf den Mund. Ohne ein weiteres Wort ließ er sie los und verließ die Halle durch den Vordereingang.
„Nein, so was!“, platzte Nora überrascht heraus, und sie sprach aus, was jeder in der Halle dachte, während alle Lois anstarrten, die sich aschfahl und zitternd an den Kaminsims klammerte und verzweifelt um Haltung rang.
8. KAPITEL
„Irgendwelche Neuigkeiten von Emily?“, fragte Lois begierig, als Nora den Kopf in den Umkleideraum steckte.
„Es ist alles wieder in Ordnung, mein Kind“, berichtete die Haushälterin mit strahlendem Lächeln. „Anscheinend wusste Lord Ratcliffe, wo er Emily suchen musste. Er hat das arme Geschöpf in diesem komischen griechischen Tempel gefunden.“
„Mir fällt ein Stein vom Herzen!“ Lois stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
Emilys plötzliches Verschwinden hatte in der vergangenen Stunde bei allen im Haus große Unruhe ausgelöst. Das junge Mädchen war den Schauspielern und der übrigen Filmmannschaft während der letzten sechs Wochen ans
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